08.04.2025 – land und region
Mit dem Projekt GreenMoor II startet in Bremen ein weiteres Vorhaben zur Untersuchung von Moorstandorten unter landwirtschaftlicher Nutzung. Die Landwirtschaft ist dabei aktiv eingebunden – mit Flächen, Fachwissen und großer Offenheit. Denn eines ist klar: Bevor politische Entscheidungen getroffen werden, müssen wir erstmal genau wissen, worüber wir sprechen. Welche Flächen sind überhaupt noch Moor? Und was bedeutet das für die Zukunft der Betriebe, die darauf wirtschaften?
Der Bauernverband Bremen begrüßt die wissenschaftliche Arbeit und beteiligt sich konstruktiv am Projekt – allerdings mit einer klaren Erwartung: GreenMoor II darf kein Türöffner für pauschale Wiedervernässung sein. Vielmehr muss das Ziel sein, Lösungen zu finden, mit denen Klimaschutz und eine auch künftig tragfähige Landwirtschaft auf Moorstandorten gemeinsam möglich sind.
„Wir machen bei GreenMoor II mit, weil wir wissen wollen, ob wir auf unseren Flächen überhaupt ein Emissionsproblem haben und was funktioniert und was nicht. Aber nicht, um uns selbst abzuschaffen. Die Zukunft der Flächen muss in der Landwirtschaft liegen – und zwar mit wirtschaftlich tragfähiger, moderner Rindviehhaltung. Dafür kämpfen wir auch im Interesse der jungen Generation, die diese Betriebe weiterführen will.“ Hilmer Garbade, Präsident des Bauernverbands Bremen
Wertschöpfung erhalten – Perspektiven sichern
In der Debatte um Moor- und Klimaschutz wird oft vergessen: Es geht nicht nur um Emissionen, sondern auch um Existenzen. Die Flächen im Bremer Blockland und Oberneuland sind die Grundlage funktionierender Familienbetriebe, die hochwertige Lebensmittel erzeugen, Arbeitsplätze sichern und regionale Kreisläufe stärken. Die Wiedervernässung dieser Flächen würde nicht nur die Landwirtschaft massiv einschränken – sie würde auch eine lebendige Kulturlandschaft und ein jahrzehntelang gewachsenes Lebensumfeld für viele Bürgerinnen und Bürger grundlegend verändern.
Wer entscheidet am Ende, was mit den Flächen passiert?
GreenMoor II soll Erkenntnisse liefern – doch offen bleibt: Wofür genau werden diese Daten später genutzt? Dienen sie dem Dialog? Oder der Legitimation für großflächige Vernässungsmaßnahmen? Die Antwort auf diese Frage ist entscheidend. Denn wenn wissenschaftliche Projekte zur Grundlage politischer Entscheidungen gemacht werden, muss von Anfang an transparent sein, wer am Ende darüber befindet, wie die Flächen künftig genutzt werden dürfen – oder eben nicht mehr.
Landwirtschaft ist Partner – nicht Problemverursacher
Der Bauernverband fordert daher eine klare Haltung: Klimaschutz braucht die Landwirtschaft – und nicht ihre Verdrängung. Wir müssen heute alles dafür tun, dass auch Junglandwirte morgen noch eine Perspektive haben, im Blockland und Oberneuland zu wirtschaften. Mit Tieren, mit Technik, mit Verantwortung. Und nicht als Teil eines historischen Rückblicks auf eine aufgegebene Kulturlandschaft.
Denn was oft vergessen wird: Es geht nicht nur um Bauern. Auch Bürgerinnen und Bürger wohnen und leben in den betroffenen Regionen. Wiedervernässung verändert nicht nur Nutzungsstrukturen – sie verändert Lebensräume. Wer heute Moorflächen unter Wasser setzen will, muss morgen erklären, wie dort noch gewohnt, gearbeitet, Naherholung oder Naturschutzprogramme wie das Wiesenvogelschutzprogramm stattfinden soll.
Fakten ja – aber mit offenem Ausgang.
GreenMoor II kann ein wichtiger Beitrag zur Versachlichung der Debatte sein. Vorausgesetzt, es bleibt bei der Suche nach Erkenntnissen – und wird nicht zum Einstieg in eine Politik, die Fakten nur sammelt, um längst feststehende Pläne zu rechtfertigen.
Autor:
Redaktion Land und Region
Christian Kluge
Fotos: Kluge Kommunikation