17.11.2025 – land und region

Am 14. November besuchte die schwedische EU-Kommissarin für Umwelt, Jessika Roswall, landwirtschaftliche Betriebe in Niedersachsen und Bremen. Begleitet wurde sie unter anderem von Vertretern des Landvolks Niedersachsen, des Bremer Bauernverbands und lokalen Akteuren aus Politik und Verwaltung. Im Mittelpunkt standen zentrale Fragen der EU-Agrarpolitik, vor allem die Wiedervernässung von Moorböden, das Wiesenvogelschutzprogramm und der Gewässerschutz.

Ein Dialog – kein Fototermin

Der Besuch war mehr als ein diplomatischer Pflichttermin. Er war ein Zeichen dafür, dass Dialog möglich ist. Dass Europa auch zuhören kann. Und dass es eben nicht nur um Verordnungen und Prozentziele aus Brüssel geht, sondern um Existenzen vor Ort. Um Höfe, Familien, Regionen um Menschen, deren tägliche Arbeit das Rückgrat der heimischen Lebensmittelversorgung ist.

In Zeiten zunehmender Entfremdung zwischen Landwirtschaft und Politik war es umso wichtiger, dass dieser Austausch nicht auf einem Konferenztisch stattfand, sondern auf dem auf der Weide, vor dem Stall, im Gespräch mit denen, die betroffen sind. Denn wer über Landwirtschaft spricht, sollte auch bereit sein, ihr zuzuhören.

Wiedervernässung: Mehr als ein Klimathema

Ein zentrales Thema war die geplante Wiedervernässung von Moorstandorten, ein Vorhaben, das im Rahmen des EU-Renaturierungsgesetzes einen hohen Stellenwert einnimmt. Doch für viele landwirtschaftliche Betriebe in Norddeutschland ist es nicht nur ein Umweltthema. Es ist eine Existenzfrage.

Denn die Wiedervernässung betrifft nicht nur die Flächen, sondern auch das Lebenswerk ganzer Familien. Jahrzehnte, oft Generationen der Bewirtschaftung, Investitionen, Aufbauarbeit, all das steht auf dem Spiel, wenn pauschale Vorgaben ohne regionale Abwägung umgesetzt werden.

Entscheidungen brauchen Erdung

Deshalb ist es entscheidend, dass EU-Politik nicht in Brüssel endet, sondern auf dem Land beginnt. In der Region. Mit den Menschen, die hier leben und wirtschaften. Wer langfristige Nachhaltigkeit will, braucht keine Symbolpolitik, sondern tragfähige Kompromisse zwischen Klima- und Umweltschutz, Ernährungssicherheit und sozialer Verantwortung.

Die EU ist ein Projekt des Miteinanders. Aber dieses Miteinander funktioniert nur, wenn es Rückkopplung gibt und wenn das, was vor Ort gesagt wird, nicht überhört, sondern ernst genommen wird.

Die Gespräche mit Kommissarin Roswall haben gezeigt: Landwirtschaft will gestalten. Sie ist bereit, Verantwortung zu übernehmen. Aber sie braucht Planungssicherheit, wirtschaftliche Perspektiven und politischen Respekt.

Ein Ende der Landwirtschaft auf Moorstandorten mag auf dem Papier gut aussehen. In der Realität führt es zur Verlagerung der Produktion ins Ausland, zu einer Schwächung der ländlichen Räume und zu einem Verlust genau jener Menschen, die bereit sind, Wandel mitzutragen, wenn man sie lässt.

Der Besuch von EU-Kommissarin Roswall war ein wichtiges Signal. Er hat gezeigt: Europa kann zuhören. Doch Dialog allein reicht nicht. Entscheidend ist, was daraus folgt. Die Moorbauern in Niedersachsen und Bremen brauchen keine warmen Worte, sondern tragfähige Wege. Nur so kann aus einem Gespräch echte Zusammenarbeit werden zum Wohle von Klima, Region und Ernährungssicherheit.

Grüße gehen raus ins Land und die Region.

Autor:

Redaktion Land und Region
Christian Kluge

Fotos: Kluge Kommunikation

EU Kommissarin Roswall
EU Kommissarin Roswall
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