01.12.2025 – land und region

In europäischen Supermärkten tauchen immer wieder Eier auf, die als Bio- oder Freilandware angeboten werden, deren Herkunft jedoch nicht zu den Angaben auf der Verpackung passt. Besonders im Zusammenhang mit Importen aus der Ukraine wird regelmäßig diskutiert, ob Tiere tatsächlich unter den Haltungsbedingungen gelebt haben, die auf den Kartons versprochen werden. Der Fall zeigt exemplarisch, wie anfällig das System der Eierkennzeichnung ist und wie wichtig klare Regeln und eine konsequente Umsetzung in allen Mitgliedstaaten wären.

Warum Kennzeichnung so entscheidend ist

Eier gehören zu den Produkten, die in der EU besonders streng kontrolliert werden sollen. Jede Haltung hat eine fest definierte Nummerierung, die Verbraucherinnen und Verbraucher zuverlässig informieren soll. Seit Ende 2024 gilt daher die Vorgabe, dass Eier direkt im Bestand gekennzeichnet werden müssen. Dadurch soll erkennbar bleiben, aus welchem Stall ein Ei stammt und nach welchem Standard die Tiere gehalten wurden. Die Idee dahinter ist einfach: Je früher ein Ei markiert wird, desto weniger Raum bleibt für Fehler oder Manipulationen.

Wenn Regelungen existieren, aber nicht überall angewendet werden

Ein Jahr nach Einführung der neuen Vorgabe zeigt sich jedoch, dass die Umsetzung innerhalb der EU sehr unterschiedlich verläuft. Einige Mitgliedstaaten haben ihre Betriebe auf die Stallkennzeichnung umgestellt. In anderen Ländern wird weiterhin in den Packstellen gestempelt, also erst dann, wenn die Eier angeliefert und sortiert werden. Diese Praxis eröffnet Lücken, die missbraucht werden können. Wenn ein Ei erst später erhält, was ursprünglich im Stall hätte passieren müssen, bleibt unklar, ob der angegebene Haltungsstandard tatsächlich stimmt.

Wie aus Käfigeiern scheinbar Bio-Eier werden können

Bei Importen aus Drittstaaten fällt die ungleiche Umsetzung besonders ins Gewicht. Werden dort Eier ohne Stallstempel angeliefert und erst in europäischen Packstellen gekennzeichnet, besteht das Risiko, dass Produkte aus Käfighaltung fälschlicherweise als höherwertige Ware deklariert werden. Das betrifft vor allem Länder, die weiterhin Packstellenkennzeichnung erlauben. Die Kontrolle wird dadurch erschwert, da die EU nicht systematisch erfasst, welche Staaten Ausnahmen zulassen und wie diese begründet werden. So entsteht ein Umfeld, in dem Täuschungen nicht ausgeschlossen werden können.

Folgen für den Markt und für das Vertrauen der Verbraucher

Fehlerhafte oder missbräuchliche Kennzeichnung beschädigt das Vertrauen in die gesamte Wertschöpfungskette. Wer sich bewusst für bestimmte Haltungsformen entscheidet, muss sich auf die Angaben verlassen können. Wenn Produkte aus Käfighaltung als Bio-Eier im Handel landen, ist das nicht nur ein ethisches Problem für Verbraucherinnen und Verbraucher. Es führt auch zu Wettbewerbsverzerrungen insbesondere für die Betriebe in Europa, die strengere Vorgaben einhalten und dadurch höhere Kosten tragen. Ein solcher Markt ist weder fair noch nachhaltig.

Was Europa jetzt klären muss

Damit das System funktioniert, braucht es zwei Dinge: eine eindeutige Regel und eine flächendeckende Umsetzung. Unterschiedliche nationale Auslegungen führen zu einem Flickenteppich, den Kriminelle nutzen können. Zudem fehlen auf europäischer Ebene verlässliche Informationen darüber, wie die Mitgliedstaaten die Vorgaben anwenden. Ohne Transparenz bleibt unklar, wo Risiken entstehen und wo Kontrollmechanismen angepasst werden müssen. Auch praktikable Ausnahmen für technische Probleme sind sinnvoll aber nur dann, wenn sie klar definiert und nachvollziehbar dokumentiert werden.

Warum der Blick auf Mercosur berechtigte Fragen aufwirft

Die aktuellen Probleme bei der Kennzeichnung von Eiern aus der Ukraine werfen auch ein Schlaglicht auf größere Handelsabkommen wie Mercosur. Wenn es schon innerhalb Europas nicht gelingt, vergleichsweise einfache und klar definierte Vorgaben konsequent durchzusetzen, stellt sich die Frage, wie bei weitreichenden Abkommen mit Südamerika sichergestellt werden soll, dass importierte Ware tatsächlich europäischen Standards entspricht. Die Kontrollketten werden länger, die Herkunftsnachweise komplexer und die Produktionsbedingungen noch vielfältiger. Ein Handelssystem, das bereits jetzt mit Ausnahmen, unvollständigen Meldungen und fehlender Transparenz kämpft, ist für solche zusätzlichen Anforderungen kaum gewappnet. Wer europäische Standards erhalten möchte, muss deshalb vor Abschluss neuer Abkommen klären, wie Kontrolle, Rückverfolgbarkeit und Sanktionsmechanismen realistisch funktionieren sollen ansonsten wächst die Gefahr, dass hochwertige europäische Erzeugnisse im Wettbewerb mit falsch deklarierter Billigware unter Druck geraten.

Verantwortung ernst nehmen von der Herkunft bis ins Regal

Die Diskussion um Eierimporte aus der Ukraine zeigt, wie wichtig eine stimmige und konsequent durchgesetzte Kennzeichnung ist. Nur wenn die Regeln überall gelten, können Betriebe fair miteinander konkurrieren und nur dann können Verbraucherinnen und Verbraucher darauf vertrauen, dass die Angaben auf der Verpackung stimmen. Für die EU bedeutet das: Standards klar kommunizieren, Ausnahmen eng begrenzen und die Umsetzung besser überwachen. Für die Branche gilt: Qualität beginnt im Stall, aber sie endet beim Vertrauen im Supermarktregal.

Grüße gehen raus ins Land und die Region.

Autor:

Redaktion Land und Region
Christian Kluge

Fotos: Kluge Kommunikation

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