03.12.2025 – land und region
So, heute reden wir weiter über etwas, das immer mehr für Unverständnis sorgt: Lebensmittelpreise. Und diesmal nicht am Einzelfall, sondern weil ein Gutachten der Monopolkommission bestätigt hat, was Landwirte seit Jahren sagen: Die Preise steigen, aber nicht für die Bauern. Die Gewinne steigen, aber nicht auf dem Acker und im Stall.
Und jetzt nehmen wir uns alle an den Händen: Unsere Milch. Vor rund zehn Jahren hat ein Liter Milch 70 Cent gekostet. Davon gingen 40 Cent an die Landwirte. 2023 kostet dieselbe Milch 1,05 Euro. Und wie viel geht an die Landwirte? Richtig: 40 Cent. Der Verbraucher zahlt deutlich mehr aber bei denen, die den ganzen Laden am Laufen halten, kommt exakt nichts an.
Und das ist nicht nur ein Milchthema. Das ist ein Systemthema. Preiserhöhungen der Bauern werden sofort an der Kasse weitergegeben. Preissenkungen kaum. Runter geht’s in Tröpfchen, rauf geht’s im Fahrstuhl. Die einen dürfen ihre Margen behalten und ausbauen, und für den Rest bleibt der berühmte Katzentisch, ohne Stuhl.
Die Erklärungen für die Preissteigerungen: Energiekosten! Personalkosten! Weltmarkt! Lieferkosten! Alles plausibel. Aber haben Landwirte nicht genau dieselben Steigerungen? Energie, Stallbau, Mindestlohn, Maschinen, Investitionen für Tierwohl und Umweltauflagen, Bürokratie? Wenn nicht, wäre mir das neu.
Und die Landwirte tragen das komplette Risiko von der Witterung bis zur Tiergesundheit, von Energie bis Bürokratie. Wen willst du damit eigentlich noch motivieren, in die Landwirtschaft zu gehen oder einen Hof zu übernehmen?
Und mal ehrlich: Es kann doch nicht sein, dass die Politik gefühlt jeden Tag neue Vorgaben in die Urproduktion schiebt. Mehr Tierwohl, mehr Klima, mehr Kontrollen, mehr Formulare und alles sofort, und bitte kostenlos. Die Bauern sollen liefern und funktionieren. Und wenn sie’s getan haben? Dann ist der Rest egal und es heißt: Nach mir die Sinnflut.
Am Ende des Tages bleibt die Frage: Wollen wir ein Lebensmittelsystem, in dem zählt, wie hübsch der Obststand oder die Fleischtheke dekoriert ist und es egal ist, was drin liegt, wo es herkommt und wie es produziert wurde? Kann man machen.
Oder wollen wir endlich begreifen, dass die Versorgung mit sicheren, gesunden Lebensmitteln existenziell ist und unsere Landwirtschaft so entwickeln, dass Tierwohl, Artenvielfalt und Umweltschutz nicht nur Schlagworte im Parteiprogramm sind, sondern echte Wettbewerbsfaktoren?
Wenn wir das wollen, dann müssen aber auch alle mitspielen. Dieses Thema gehört dringend auf die politische Agenda. Offen. Ehrlich. Bevor es zu spät ist.
Aber wahrscheinlich nicht.
Autor:
Redaktion Land und Region
Christian Kluge
Fotos: Kluge Kommunikation