23.10.2025 – land und region

So, heute reden wir wieder über „Moor muss nass“. Und bevor jetzt wieder jemand in Berlin oder Brüssel seinen Stempel sucht und denkt, man könne am grünen Tisch mal eben über hunderttausende Hektar Land, ganze Regionen, Gemeinden, Höfe und Lebenswege entscheiden: Stopp. Hinsetzen. Zuhören. So einfach ist das nämlich nicht.

Denn während manche glauben, man könne ein Moor wie ein Aquarium einfach „wieder auffüllen“, stehen hier draußen die Menschen, die seit Generationen auf diesen Böden leben und arbeiten. Und deshalb war ich beim neuen Arbeitskreis Moorbodenschutz, der vor ein paar Tagen seine Auftaktveranstaltung hatte.

Landwirte, die nicht jammern, sondern machen. Die sich zusammentun, weil sie verstanden haben: Wenn wir Lösungen wollen, dann müssen wir sie selbst entwickeln. Nicht warten, bis irgendein „Strategiepapiersimulator“ im Ministerium meint, er hätte die Antwort.

Im Arbeitskreis geht es nicht um Schlagzeilen, sondern um echte Arbeit: Sanddeckkultur weiterentwickeln, klimaschonend, praxistauglich, bezahlbar. Vorträge über Moorböden, Klimaschutz, landwirtschaftliche Nutzung, Kulturtechnik. Und danach: Gummistiefel an, Bodenprofile anschauen, raus auf die Fläche, reden, messen, verstehen. Das ist Landwirtschaft. Nicht PowerPoint, nicht Ideologie, sondern Realität unter den Schuhen.

Und ja, wir müssen begreifen: Wiedervernässung betrifft nicht nur die Landwirtschaft. Sie betrifft ganze Gemeinden, Wohngebiete, Wirtschaftsstandorte, Erholungsräume, Infrastruktur, Tradition, Identität. Ein Moor ist nicht einfach „ein Stück Natur“, es ist Heimat. Und Heimat flutet man nicht einfach wieder. Das braucht Können, Planung und vor allem: Menschen, die dabei mitgenommen werden.

Seit dem 18. Jahrhundert gab es Moorkommissare, die damals die Moore entwässert haben, damit Menschen nicht hungern müssen. Heute stehen wir am anderen Ende der Geschichte. Vielleicht brauchen wir jetzt wieder Moorkommissare, nur eben andersrum. Menschen, die Wiedervernässung begleiten, aber mit den Menschen, nicht gegen sie. Mit Wissen, nicht mit Parolen. Mit Praxis, nicht mit Phrasen.

Und am Ende bleibten die Fragen, die sich keiner so richtig zu stellen traut: Sind wir wirklich bereit, durch kompromisslose Wiedervernässung ganze Regionen aufzugeben? Heimat aufzugeben? Für ein Konzept, das nur funktioniert, wenn man die Menschen vor Ort ignoriert? Jahrzehntelang aufgebaute Wirtschaftsstrukturen zu pulverisieren? Milliarden zu versenken – buchstäblich?

Aber wahrscheinlich nicht.

Autor:

Redaktion Land und Region
Christian Kluge

Fotos: Kluge Kommunikation

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