24.02.2025 – land und region
Nach der Bundestagswahl am 23. Februar steht die neue Regierung vor großen Aufgaben – insbesondere in der Agrarpolitik. Die zentrale Frage muss lauten: Welche Bedeutung messen wir der Ernährungssicherheit in Deutschland bei? Ist die Produktion von Lebensmitteln systemrelevant? Wenn die Antwort darauf „Ja“ lautet, dann muss die Agrarpolitik von dieser Priorität aus durchdacht und gestaltet werden.
Fachwissen in der Agrarpolitik – Entscheidungen mit Weitblick
Die Landwirtschaft braucht eine Politik, die auf Wissen und Praxiserfahrung basiert. Deshalb müssen endlich Fachleute in Entscheidungspositionen das Wort haben – nicht Ideologen, die Landwirtschaft nur aus der Theorie kennen. Eine zukunftsfähige Agrarpolitik muss die Realität der Betriebe berücksichtigen und darf nicht aus Brüssel kommende Vorgaben noch weiter verschärfen. Deutschland setzt in der nationalen Umsetzung häufig noch strengere Regeln als nötig – das muss aufhören.
Der Zukunftsbauer – mehr als Lebensmittelproduzent
Die Landwirtschaft von morgen ist längst mehr als reine Nahrungsmittelproduktion. Der moderne Landwirt ist:
- Lebensmittelproduzent, der sichere, qualitativ hochwertige Produkte erzeugt.
- Umweltschützer, der durch nachhaltige Bewirtschaftung zum Erhalt von Boden, Wasser und Biodiversität beiträgt.
- Bioenergie-Erzeuger, der erneuerbare Energie produziert und zur Energieunabhängigkeit beiträgt.
- Bildungsakteur, der Wissen über Ernährung, Natur und Landwirtschaft vermittelt.
All diese Rollen müssen wirtschaftlich tragfähig sein. Landwirtschaft darf kein Verlustgeschäft werden, sondern muss eine gesicherte Wertschöpfung ermöglichen. Eine moderne Agrarpolitik muss diesen Mehrwert anerkennen und den Betrieben ermöglichen, ihre Schwerpunkte individuell zusammenzustellen – auf freiwilliger Basis, ohne Zwang und Überregulierung.
Was die neue Regierung leisten muss
- Ernährungssicherheit an erste Stelle setzen: Lebensmittelproduktion muss systemrelevant sein und als strategisches Ziel behandelt werden.
- Planungssicherheit schaffen: Landwirtschaftliche Betriebe brauchen langfristige, verlässliche Rahmenbedingungen und dürfen nicht mit ständig neuen, praxisfernen Vorschriften belastet werden.
- Bürokratie abbauen: Landwirte sollten Lebensmittel produzieren, nicht in Formularen versinken. Förderanträge und Kontrollen müssen vereinfacht und digitalisiert werden.
- Faire Wettbewerbsbedingungen gewährleisten: Importierte Lebensmittel müssen denselben Standards unterliegen wie heimische Produkte. Es darf keine Benachteiligung der deutschen Landwirtschaft geben.
- Regionale Produktion stärken: Kurze Lieferketten, Direktvermarktung und regionale Wertschöpfungsketten müssen gefördert werden.
- Praxisorientierte Umweltpolitik entwickeln: Klimaschutz und Landwirtschaft dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden. Maßnahmen müssen realistisch, wissenschaftlich fundiert und mit der Praxis abgestimmt sein.
- Nachhaltige Energieerzeugung mitdenken: Die Landwirtschaft kann Bioenergie liefern – dafür braucht es verlässliche politische Rahmenbedingungen und keine ideologisch motivierten Einschränkungen.
Ein klares Signal nach Brüssel
Deutschland muss in Brüssel eine klare Position vertreten: Keine Überregulierung und praxisferne Vorgaben, die die eigene Landwirtschaft zerstören. Nationale Umsetzungen von EU-Gesetzen dürfen nicht noch strenger sein als notwendig. Die Landwirtschaft in Deutschland ist bereits eine der nachhaltigsten weltweit – sie braucht Unterstützung, keine zusätzlichen Hürden.
Zukunft mitgestalten, nicht verwalten
Die neue Agrarpolitik muss Landwirten Zukunftsperspektiven statt Einschränkungen bieten. Freiwilligkeit, Wertschöpfung und eine realistische Herangehensweise sind der Schlüssel für eine nachhaltige Landwirtschaft. Die neue Regierung muss endlich erkennen: Ohne eine starke Landwirtschaft gibt es keine Ernährungssicherheit und keinen funktionierenden ländlichen Raum.
Jetzt ist die Zeit, nicht nur über Landwirtschaft zu reden – sondern sie wirklich zu stärken.
Grüße gehen raus ins Land und Region.
Autor:
Redaktion Land und Region
Christian Kluge
Fotos: Kluge Kommunikation