22.05.2025 – land und region
Heute ist der Internationale Tag der Artenvielfalt. Ein Tag, der uns daran erinnert, wie wertvoll – und wie gefährdet – unsere natürliche Vielfalt ist. Denn Artenvielfalt ist nicht einfach nur ein „Thema für Naturschutzverbände“. Sie ist Lebensgrundlage. Sie entscheidet über funktionierende Ökosysteme, stabile Landwirtschaft, gesunde Lebensmittel, sauberes Wasser und zukunftsfähige Landschaften – in Deutschland und weltweit.
Die Hauptgefahren für die Artenvielfalt
Der Rückgang der Artenvielfalt hat viele Ursachen:
- Der Verlust von Lebensräumen durch Bebauung, Zersiedelung oder Infrastrukturprojekte
- Der Klimawandel mit Extremwetter und veränderten Lebensbedingungen
- Umweltverschmutzung – ob durch Industrie, Verkehr oder Schadstoffe
- Die Übernutzung natürlicher Ressourcen
- Die Ausbreitung invasiver Arten, die heimische Arten verdrängen
Diese Entwicklungen schwächen unsere Ökosysteme und machen sie anfälliger – mit direkten Folgen für unsere Gesundheit, unsere Ernährung und unsere wirtschaftliche Stabilität.
Die Landwirtschaft leistet bereits viel – und sie kann noch mehr
Viele Landwirtinnen und Landwirte in Deutschland setzen sich aktiv für den Erhalt der Artenvielfalt ein – nicht nur mit klassischen Naturschutzmaßnahmen, sondern zunehmend auch mit modernster Technik. Sie schaffen Blühstreifen, pflegen Hecken, erhalten artenreiche Wiesen und verzichten dort, wo es möglich ist, auf Pflanzenschutzmittel. Sie achten auf Brutzeiten, sichern Lebensräume, arbeiten eng mit Wildtierrettern, Jägerschaften und Naturschutzbehörden zusammen. Gleichzeitig investieren sie in digitale Lösungen: mit KI-gestützten Systemen zur punktgenauen Düngung oder Pflanzenschutzmittel-Ausbringung, mit Sensorik für die Bodengesundheit oder durch satellitengestützte Kartierungen von Bewirtschaftungszonen. Auch neue Anbaumethoden wie Agroforst, Direktsaat oder Zwischenfruchtanbau zur Förderung der Bodenfruchtbarkeit und Biodiversität kommen verstärkt zum Einsatz. All das geschieht nicht, weil es gesetzlich vorgeschrieben wäre, sondern aus einem tiefen Verantwortungsbewusstsein gegenüber Natur und Landschaft. Denn viele wissen: Artenvielfalt ist keine romantische Idee – sie ist Voraussetzung für langfristig stabile und resiliente landwirtschaftliche Erträge.
Aber: Die Landwirtschaft kann das nicht allein leisten
Die Verantwortung für den Erhalt der Artenvielfalt darf nicht einseitig auf die Schultern der Landwirtschaft abgeladen werden. Artenvielfalt ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe – Städte, Gemeinden, Unternehmen, Politik und jede einzelne Verbraucherin, jeder einzelne Verbraucher tragen mit Verantwortung. Besonders in urbanen Räumen liegt ein bislang oft unterschätztes Potenzial für aktiven Artenschutz: durch naturnahe Gestaltung öffentlicher Grünflächen, durch Dach- und Fassadenbegrünungen, den bewussten Verzicht auf chemische Pflanzenschutzmittel in privaten Gärten oder die Entscheidung für regionale, saisonale und nachhaltig produzierte Lebensmittel. Nur wenn der Schutz der Artenvielfalt als gemeinsamer Auftrag verstanden wird – über Sektor- und Stadtgrenzen hinweg – können wir langfristig stabile, vielfältige Lebensräume sichern.
Wir brauchen: Kooperation statt Konfrontation
Wer Artenvielfalt retten will, muss Stadt und Land zusammendenken. Wer Zusammenarbeit durch Konfrontation ersetzt, erreicht das Gegenteil. Und wer glaubt, ohne Landwirtschaft sei Naturschutz möglich, irrt – genauso wie jene, die meinen, im städtischen Raum brauche es keinen Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt. Denn: Auch in Städten gibt es Insektenrückgänge, Artenverlust und zerstörte Lebensräume – nur fallen sie nicht immer auf.
Was jetzt zu tun ist
Es braucht politische Rahmenbedingungen, die gemeinsames Handeln zwischen Landwirtschaft, Naturschutz, Städten und ländlichen Räumen ermöglichen – statt ideologische Gräben zu vertiefen. Es braucht Förderprogramme, die nicht nur Auflagen machen, sondern praxisnah unterstützen, was auf den Höfen, in Kommunen und Gärten geleistet wird. Es braucht einen ehrlichen Diskurs über Artenschutz, der nicht auf dem Rücken derer geführt wird, die täglich draußen arbeiten und Verantwortung tragen. Und vor allem braucht es ein klares, gesamtgesellschaftliches Bekenntnis: Artenvielfalt ist kein Randthema. Sie ist systemrelevant – für unsere Ernährung, unsere Landschaften, unsere Lebensqualität.
Artenvielfalt beginnt nicht mit Schuldzuweisung – sondern mit Zusammenarbeit
Die deutsche Landwirtschaft steht bereit, ihren Teil zu leisten. Aber sie braucht Rückhalt. Von Politik. Von Gesellschaft. Und vom urbanen Raum. Nur gemeinsam sichern wir die Vielfalt, die wir zum Leben brauchen – heute und in Zukunft.
Autor:
Redaktion Land und Region
Christian Kluge
Fotos: Kluge Kommunikation