02.11.2024 – land und region

Die Bedeutung der Biodiversität reicht weit über die landwirtschaftlichen Flächen hinaus. Sie betrifft unsere gesamte Umwelt – und damit gleichermaßen den ländlichen Raum, die städtischen Gebiete und alles dazwischen. In Deutschland ist es entscheidend, dass die Verantwortung für die Erhaltung der Artenvielfalt nicht nur auf die Landwirtschaft abgewälzt wird, sondern als gesamtgesellschaftliche Aufgabe verstanden wird. Um Biodiversität effektiv zu schützen und zu fördern, brauchen wir ein umfassendes, integriertes Konzept, das den ländlichen und den urbanen Raum verbindet.

Landwirte leisten in Deutschland bereits viel für den Artenschutz. Sie schaffen Blühstreifen, schützen Hecken, erhalten artenreiche Wiesen und bieten Lebensräume für zahlreiche Insekten- und Vogelarten. Diese Maßnahmen erfordern Zeit, Engagement und oft auch finanzielle Mittel, die ohne Unterstützung schwer aufzubringen sind. Die Landwirtschaft ist unverzichtbar für die Biodiversität, doch auch die Städte und Gemeinden tragen eine wichtige Verantwortung. Der urbane Raum bietet enormes Potenzial, um die Artenvielfalt zu fördern, sei es durch begrünte Dächer, naturnahe Parks, Blühflächen in Grünanlagen und Gärten oder Straßenrandbegrünungen, die als Lebensraum und Nahrung für Insekten und Kleintiere dienen.

Besonders in urbanen Gebieten gibt es viele Möglichkeiten, um Biodiversität direkt erlebbar zu machen und die Bevölkerung aktiv in den Schutz der Artenvielfalt einzubinden. Städte können beispielweise Grünflächen in Blühflächen umwandeln, heimische Pflanzen fördern und Grünflächen naturnah gestalten, anstatt pflegeintensive und artenarme Rasenflächen zu unterhalten. Gemeinschaftsgärten und urbane Landwirtschaftsprojekte können ebenfalls eine Brücke schlagen, indem sie Menschen in Städten und Gemeinden die Bedeutung von Artenvielfalt und der Arbeit der Landwirte für unsere Nahrungsversorgung nahebringen.

Ein gemeinsamer Ansatz ist unverzichtbar, denn die Natur macht nicht an Stadtgrenzen halt. Bestäuber wie Bienen, Schmetterlinge und andere Insekten benötigen zusammenhängende Lebensräume und Nahrungsquellen, die sie über die ganze Saison hinweg versorgen. Städte und Gemeinden können die „grüne Infrastruktur“ mitgestalten, indem sie Lebensräume schaffen, die den Übergang zwischen ländlichem und urbanem Raum fließend machen. Diese Vernetzung kann entscheidend dazu beitragen, dass Insektenpopulationen stabil bleiben und andere Arten sich ansiedeln und verbreiten können.

Doch um eine solche ganzheitliche Biodiversitätsstrategie erfolgreich umzusetzen, ist politische Unterstützung auf allen Ebenen notwendig. Die Politik muss nachhaltige Anreize für Landwirte und Stadtplaner schaffen, um Maßnahmen zum Schutz und zur Förderung der Biodiversität voranzutreiben. Dies kann durch Förderprogramme geschehen, die naturnahe Flächen sowohl in der Landwirtschaft als auch im städtischen Raum belohnen, oder durch klare gesetzliche Vorgaben für eine biodiversitätsfreundliche Gestaltung von urbanen Grünflächen.

Es geht nicht darum, den ländlichen Raum und die Landwirtschaft allein für den Artenschutz in die Pflicht zu nehmen. Die Verantwortung für Biodiversität liegt bei uns allen – in der Stadt, auf dem Land und in den politischen Entscheidungsgremien. Nur durch ein gemeinsames, gesamtheitliches Handeln kann die Artenvielfalt langfristig gesichert werden. Eine gesunde Biodiversität ist nicht nur ein Wert an sich, sondern eine Grundlage für saubere Luft, sauberes Wasser, fruchtbare Böden und gesunde Lebensräume für Mensch und Natur. Sie ist somit eine Grundlage für Lebensqualität und Nachhaltigkeit, die weit über den Naturschutz hinausgeht.

Letztlich müssen wir die Biodiversität als gemeinsames Gut begreifen und auch als solches behandeln. Die deutsche Landwirtschaft wird weiterhin ihren Beitrag leisten, doch die Städte und ihre Bewohner müssen sich genauso an der Bewahrung der Artenvielfalt beteiligen. So können ländliche und urbane Räume gemeinsam Verantwortung für unsere Umwelt übernehmen und eine zukunftsfähige, artenreiche Landschaft für kommende Generationen sichern.

Grüße gehen raus ins Land und die Region.

Autor:

Redaktion Land und Region
Christian Kluge

Fotos: Kluge Kommunikation

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