04.04.2025 – land und region

Die Bremer Biodiversitätsstrategie 2030 verfolgt ein wichtiges Ziel: den Erhalt und die Förderung der Artenvielfalt im Land Bremen. Als Landwirtschaft stehen wir grundsätzlich hinter diesem Anliegen – denn wir sind täglich mit Natur und Landschaft verbunden, gestalten sie, pflegen sie, wirtschaften mit ihr.

Doch bei der Vorstellung des Strategiepapiers wurde deutlich: Landwirtschaft kommt als aktiver Partner bislang kaum vor. Viele der geplanten Maßnahmen betreffen landwirtschaftlich genutzte Flächen unmittelbar – gleichzeitig findet eine systematische Einbindung der betroffenen Betriebe bisher nicht statt.

Betroffen, aber kaum eingebunden

Im Handlungsfeld „Freie Landschaft“ geht es unter anderem um neue Schutzgebiete, Biotopvernetzung, die Entwicklung von Wegerainen oder Brachen. Diese Ziele sind nachvollziehbar – doch sie bringen weitreichende Folgen für die Praxis mit sich: Flächenzugang, Nutzungsmöglichkeiten, Pflegeverpflichtungen und Ertragseinbußen sind real und müssen mitgedacht werden.

Die geplante Ausweitung von Landschafts- und Naturschutzgebieten auf bis zu 30 % der Landesfläche – davon mindestens 9 % mit besonders strengen Auflagen – wirft aus landwirtschaftlicher Sicht viele Fragen auf: Welche Flächen sind betroffen? Welche Nutzung ist noch möglich? Welche Betriebe erhalten dafür Ausgleich oder Förderung?

In der aktuellen Fassung bleiben diese Fragen offen. Auch konkrete Maßnahmen wie die Anlage von Brachen, überjährigen Schonstreifen, Hochstaudenfluren oder ökologischen Gewässerrändern werfen Fragen der Umsetzung auf – insbesondere dann, wenn sie landwirtschaftlich genutzte Flächen betreffen, ohne dies klar zu benennen oder finanziell abzusichern.

Freiwillige Leistungen bleiben außen vor

Besonders irritierend ist, dass bestehende Projekte der Landwirtschaft keinerlei Erwähnung finden. Seit fünf Jahren engagieren sich Betriebe in Bremen erfolgreich im freiwilligen Blühflächenprojekt – privat getragen, fachlich begleitet, sichtbar für die Öffentlichkeit. Dieses Projekt steht beispielhaft für das, was viele Landwirtinnen und Landwirte längst leisten – es hätte ein konstruktiver Baustein der Strategie sein können.

Dass ein solches Projekt nicht einmal Erwähnung findet, wirkt aus Sicht der Landwirtschaft wie ein blinder Fleck – und erschwert den Dialog über neue Maßnahmen zusätzlich.

Förderung und Mitwirkung: bislang unklar

Landwirtinnen und Landwirte sind in der Strategie bislang weder systematisch eingebunden, noch als Zielgruppe für Fördermittel benannt. Gleichzeitig wird von ihnen erwartet, zentrale Beiträge zu leisten: für Biotopvernetzung, Insektenschutz, Moorschutz, Landschaftspflege.

Diese Lücke zwischen Anspruch und Unterstützung ist ein zentrales Problem: Wer Maßnahmen umsetzen will, muss die Umsetzung auch ermöglichen – mit Planbarkeit, Finanzierung und Beteiligung.

Ländlicher Raum heißt auch Lebensraum

Was oft übersehen wird: Die betroffenen Flächen sind nicht nur Naturraum, sondern auch Arbeits-, Lebens- und Kulturraum. Wer hier tiefgreifende Veränderungen plant, muss auch die Auswirkungen auf Familien, Betriebe, Eigentümer, Dörfer und Naherholungsräume mitdenken – und offen kommunizieren, was das bedeutet.

Dialog ermöglichen – Teilhabe zusichern

Die intensive Diskussion in der Deputation der Bremer Bürgerschaft für Klima, Umwelt und Landwirtschaft am 4. April 2025 zeigt: Es gibt Gesprächsbedarf – und die Bereitschaft, gemeinsam Lösungen zu finden. Die Landwirtschaft in Bremen ist bereit, Verantwortung zu übernehmen – aber nicht als Statist, sondern als Mitgestalter.

Wenn die Landwirtschaft ausdrücklich als Teil der Biodiversitätsstrategie benannt wird, wenn freiwillige Maßnahmen anerkannt und weiterentwickelt werden,
wenn Landwirtinnen und Landwirte Zugang zu den vorgesehenen Fördermitteln erhalten – und wenn das verbindlich im Programm verankert wird, dann gehen wir diesen Weg konstruktiv mit.

Denn echte Artenvielfalt braucht alle Akteure – auch und gerade die, die mit der Fläche arbeiten.

Grüße gehen raus ins Land und die Region!

Autor:

Redaktion Land und Region
Christian Kluge

Fotos: Kluge Kommunikation

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