16.10.2024 – land und region
So, heute geht es im weitesten Sinne um das Gendern. Ja, richtig. Dieses kleine Sternchen, das man überall sieht, als hätte die Regenbogen-Fee mit ihrem Zauberstab Glitzer um sich geworfen.
Aber jetzt mal ehrlich: Im ländlichen Raum ist das Gendern ungefähr so verbreitet wie Highspeed-Internet. Da passiert es dir eher, dass du auf den Hof kommst und rufst „Hallo Landwirt*innen“, und du die Antwort kriegst: „Jau, der Bauer ist im Stall.“
Aber im ernst: Was bringt’s den Landwirt*innen, wenn du sie mit Genderstern korrekt ansprichst, am besten Sie noch nach ihrem Pronomen fragst, aber sie im gleichen Atemzug als „Umweltvergifter*innen“ und „Tierquäler*innen“ und „Insektenmörder*innen“ betitelst? Genau, gar nichts. Das ist wie zu sagen: „Hey, ich finde dich als Mensch super, aber du ruinierst trotzdem die Welt.“ Da helfen auch keine Sonderzeichen, um die Beleidigung und Verunglimpfungen zu versüßen.
Dann heißt es aber „Aber Sprache verändert Bewusstsein!“ Ja, absolut richtig. Ich sage zwar lieber: „Sprache erschafft Realität.“ Kommt aber auf’s gleich raus. Aber: Wenn ich jemanden mit Sternchen anspreche, ihn danach aber verbal in den Abwassergraben schubst, hat das Sternchen auch nichts mehr gerettet. Funfact: Und wenn ich jemanden immer diffamiere, dann wird kein Bewusstsein oder keine Realität geschaffen?
Respekt. Das ist das, was wirklich zählt. Es ist doch viel wichtiger, wie wir miteinander umgehen, als wie wir uns ansprechen. Denn eins ist klar: Der Bauer braucht keinen Stern im Text – der will, dass du ihn als Mensch wahrnimmst.
Nun abschließend zu mir: Ja, ich spreche hier fast immer nur von Bauern und Landwirten und fast nie in der weiblichen Form und gendern tue ich schon gar nicht. Ich meine hier aber immer alle, egal welche Form ich benutze. Mir geht es um die Landwirtschaft und den ländlichen Raum und alle, die hier leben und arbeiten. Egal welches Pronomen sie benutzen. Und um das mal ganz deutlich hervorzuheben: es gibt so großartige Landwirtinnen, von denen sich so mancher männlicher Kollege noch eine Scheibe abschneiden kann. Aber versprochen, in einem der nächsten Videos werde ich nur von Landwirtinnen sprechen und dann müssen sich die Bauern auch mit angesprochen fühlen.
Am Ende des Tages bleibt nur eins zu sagen: Gendern kann man machen, jeder wie er mag, aber im echten Leben kommt’s auf den Respekt an – nicht auf das, was man zwischen zwei Buchstaben klemmt. Und die Landwirtinnen haben mehr von einer anständigen Behandlung als von einem Satzzeichen. Denk doch mal darüber nach. Aber wahrscheinlich nicht.
Grüße gehen raus ins Land und die Region.
Autor:
Redaktion Land und Region
Christian Kluge
Fotos: Kluge Kommunikation