13.04.2025 – land und region

So, heute reden wir über den Koalitionsvertrag, der uns nach Wochen auf den Tisch gefallen ist. Sie nennen ihn „großer Wurf“ – wobei ich ehrlich gesagt nicht weiß, ob’s ein politisches Meisterwerk ist oder eine besonders ambitionierte Kaffeefahrt ins Ungefähre. Aber gut, schauen wir mal rein.

Da steht zum Beispiel: „Wir wollen Dörfer der Zukunft als lebens- und liebenswerte Heimat fördern.“ Klingt wie Bullerbü auf Speed. Ja, will ich auch. Wollen wir alle. Aber wie? Mit dem 11-Uhr-Bus, der freitags nicht fährt?

Dann kommt der Satz: „Wir setzen auf Freiwilligkeit, Anreize und Eigenverantwortung – und sorgen zugleich für die Umsetzung von Umwelt- und Klimaschutzstandards.“ Was heißt das bitte in echt? Wenn du deinen Hof freiwillig in den Ruin treibst, darfst du eigenverantwortlich das Licht ausmachen? Klingt wie eine Mischung aus pädagogischem Feuilleton und politischem Escape Room ohne Notausgang.

Dann hätten wir da noch die Klimaanpassungsstrategie – „zielgerichtet und effizient“. Zielgerichtet wohin? Und effizient im Vergleich zu was? Und was heißt das z.B. für die Moorregionen? Kommt da etwa die Grundgesetz-Klimaneutralität gerade ums Eck geschlichen und sagt: „Übrigens, ich bin jetzt gültig“?

Und dann das größte Versteckspiel seit „Wo ist Walter?“: Ernährungssicherheit. Hat’s nicht als systemrelevant in den Koa-Vertrag geschafft und damit auch nicht ins Grundgesetz. Was vor der Wahl alle irgendwie wollten, wollen beide offenbar gar nicht mehr. Warum nicht? Zu sperrig? Zu unsexy? Oder hat man Angst, dass dann jemand ernsthaft fragt, wie man Ernährungssicherheit ohne funktionierende Landwirtschaft hinkriegt?

Was mir komplett fehlt: das große Ganze. Die Vision. Die Antwort auf die Frage: Wo soll’s eigentlich hingehen mit der Landwirtschaft? Stattdessen blättert man durch diesen Vertrag wie durch ein politisches Überraschungsei: ein bisschen Nachhaltigkeit, ein bisschen Bürokratieabbau, ein bisschen Digitalisierung – aber keiner weiß, wie das Spielzeug zusammengehört. Es fehlt der Masterplan. Die Leitplanke. Der Satz: „Hier geht’s lang!“ Stattdessen: Phrasendreschmaschine auf Volldampf.

Am Ende des Tages sieht der Koa-Vertrag ambitioniert aus, aber wenn du tiefer gräbst, riecht’s nach „Wir schauen mal“. Und das ist mir ehrlich gesagt zu wenig. Denn wir reden hier nicht über Blühwiesen-Influencer, sondern über eine Branche, die uns alle satt macht.

Wenn man dafür keinen klaren Plan hat, dann ist das kein Vertrag – das ist ein Flyer in Schönschrift. Aber bestimmt sehe ich das wieder zu schwarz. Aber wahrscheinlich nicht.

Bulle Bruno spricht über die Landwirtschaft. Mit Humor und etwas Ironie beschreibt er die aktuelle Situation in der Landwirtschaft, aber immer gepaart mit ernsthaften Aussagen, humoristisch verpackt.

Grüße gehen raus ins Land und Region.

Autor:

Redaktion Land und Region
Christian Kluge

Fotos: Kluge Kommunikation

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