17.11.2024 – land und region

So, heute reden wir über Lärm auf dem Land und das ganz besondere Phänome, dass Menschen aufs Land ziehen und sich dann darüber echauffieren, dass das Dorf nicht funktioniert wie das Natur-Diorama im Einkaufszentrum und sie sich dann über die Landwirtschaft beschweren oder sogar dagegen klagen.

Dabei ist es doch toll, dass Menschen aufs Dorf ziehen. Wirklich. Das belebt die Dorfgemeinschaft, Kinder spielen wieder auf der Dorfstraße, neues Leben kommt in alte Häuser und die Straßenbeleuchtung leuchtet nachts nicht mehr nur für die Katzen. Das ist schön und deshalb geht es hier nicht um die vielen, die den ländlichen Raum beleben, sondern nur um die paar, die das Miteinander vergiften.

Für die klingt es so herrlich romantisch, so ein kleines Dorf, mit Feldern drumherum, wo die Schafe sanft blöken und der Hahn morgens wie im Märchen kräht. Wie in einem Postkartenidyll. In deren Welt ist alles perfekt, nun ja, bis man merkt, dass das echte Landleben eben nicht aus Duftkerzen, leisen Traktoren und Hühnern mit Schallschutz besteht.

Und das ist dann der Schock: Dorf ist nicht nur Fachwerkhaus und Apfelbaumidylle. Dorf ist auch Landwirtschaft. Der Hahn kräht, weil er es nun mal tut, der Herdenschutzhund bellt auch nachts, weil es seinen Job ist, der Mähdrescher macht Staub, weil er eine Erntemaschine ist, Tier AA riecht, weil das so ist und der Radlader tuckert, weil die Tiere auch dann gefüttert werden wollen, wenn andere beim Brunch sitzen.

Das alles geht nun mal nicht nine to five und schon gar nicht lautlos. Und dagegen wird dann geklagt – gegen den Hahn, gegen den Hund, gegen den Landwirt und wahrscheinlich auch noch gegen die Sonnenblumen, weil die sich zur Sonne dreht und nicht zur Terrasse.

Jetzt mal ganz ehrlich: Warum zieht man aufs Land, wenn man das Landleben nicht will? Hat da keiner mal vorher geschaut? Oder glaubt man wirklich, dass Bauernhöfe nur noch im Kinderbuch existieren, zwischen zwei Seiten über Schmetterlinge und Einhörner? Im Dorf ist Landwirtschaft eben nicht nur Deko. Die Landwirtschaft ist ein Wirtschaftszweig. Die zahlt Steuern, die sorgt für Jobs, und die sorgt dafür, dass unser Essen sicher ist. Da könnte man mal ein bisschen Respekt zeigen.

Am Ende des Tages, bevor ihr euch das nächste Mal über das Landleben beschwert, denkt dran: Der Hahn kräht, der Hund bellt, und der Landwirt arbeitet – und das nicht auf Abruf und auch nicht im Flüsterton. Wer ein bisschen echtes Landleben will, kriegt’s hier. Wer’s gern leise hätte, zieht besser an die Hauptverkehrsstraße in der Stadt. Aber wahrscheinlich nicht.

Grüße gehen raus ins Land und Region.

Autor:

Redaktion Land und Region
Christian Kluge

Fotos: Kluge Kommunikation

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