14.05.2025 – land und region
So. Heute reden wir über den deutschen Spargel. Weiß, edel, regional, empfindlich. Und schneller beleidigt als ein Dackel im Nieselregen. Kaum da – schon wieder weg. Kein Gemüse ist so saisonal wie der Spargel. Er kommt spät, geht früh – und wird von allen trotzdem geliebt. Klingt ein bisschen wie die Sommerliebe aus dem Ferienlager. Nur dass man beim Spargel wenigstens vorher weiß, wann Schluss ist: am 24. Juni. Pünktlich zu Johannis.
Aber der Spargel hat’s halt drauf. Er wächst unter Dämmen, wird gestochen statt geerntet – und wehe, man lässt ihn einen Tag zu lang stehen, dann ist er zäh wie der Smalltalk beim Klassentreffen. Er ist Diva, Saisongottheit und kulinarisches Gedicht in einem. Er hat eine Saison kürzer als ein TikTok-Trend – und ist trotzdem der Star auf jedem Teller.
Aber jetzt mal ehrlich: Deutscher Spargel ist mehr als nur Essen. Er ist gelebte Regionalität, er ist Saisonalität mit Ansage. Spargel sagt dir: „Ich bin jetzt da – und du hast acht Wochen Zeit, mich zu genießen. Danach bin ich wieder weg. Deal with it.“ Deutscher Spargel hat keine Klimazonenreise hinter sich. Der ist einfach Feld, Sonne, Handarbeit – und dann ab auf den Teller.
Spargel ist das Gemüse mit dem größten Ego. Kein Brokkoli und keine Karotte wird so liebevoll gebettet, serviert mit Kartoffeln, Butter und einem halben Weißwein zur Ehrenrettung. Kein anderes Gemüse hat eine eigene Saison, eigene Feste – und eine Preisentwicklung, die mit Immobilien mithalten kann. Aber wir wissen: Spargel ist keine Beilage. Spargel ist ein Statement. Direkt aus der Erde gezogen, mit Stolz serviert und mit Sauce Hollandaise sozialisiert.
Denn unser deutscher Spargel – handgestochen, sorgsam gepflegt, mit mehr Bürokratie verstehen als eine Pusteblume Schirmchen hat – liegt im Laden wie ein zerbrechliches Kunstwerk. Teuer, edel, lokal. Und direkt daneben liegt sein Kollege aus Griechenland. Auch hübsch. Auch Spargel. Nur billiger. Obwohl der im Flugzeug saß, mehr Kilometer auf dem Buckel hat als dein letzter Mietwagen. Aber hey: günstig ist ja heute der eigentliche Lebensmittel-Kompass. CO₂? Ach, wen interessiert das schon, wenn der Preis stimmt.
Deutscher Spargel ist mehr als Essen. Er ist Ritual. Er ist Regionalstolz. Er ist das letzte Gemüse, bei dem sich Leute noch Zeit nehmen. Fürs Schälen, fürs Kochen, fürs Sitzen, Reden, Trinken, Genießen. Spargel ist das Gegenteil von „To Go“. Spargel ist „Bleib doch noch ein bisschen.“
Am Ende des Tages ist deutscher Spargel so etwas wie der letzte Mohikaner der Saisonalität. Er ist Heimat in Stangenform. Und wer das nicht versteht, der denkt auch, dass „aus dem Glas“ eine Kochmethode ist. Aber wahrscheinlich nicht.
Bulle Bruno spricht über die Landwirtschaft. Mit Humor und etwas Ironie beschreibt er die aktuelle Situation in der Landwirtschaft, aber immer gepaart mit ernsthaften Aussagen, humoristisch verpackt.
Grüße gehen raus ins Land und Region.
Autor:
Redaktion Land und Region
Christian Kluge
Fotos: Kluge Kommunikation