02.10.2024 – land und region
So, heute reden wir über Biodiversität. Ja, genau, dieses Thema, bei dem sofort die Landwirtschaft als Prügelknabe herhalten muss, während die restliche Welt fröhlich so tut, als hätte sie nichts damit zu tun. Wir haben uns thematisch so richtig schön an der Landwirtschaft festgebissen, wie ein Terrier, der in Frauchens Flip-Flops beißt und nicht mehr loslässt.
Die Landwirtschaft ist nicht der Endgegner der Biodiversität. Sie spielt eine wichtige Rolle bei der Lösung. Und das nicht erst seit gestern. Mit Fachwissen, Technik und Umstellung der Produktion wird auf all das reagiert. Aber redet jemand darüber? Natürlich nicht. Loben wir sie vielleicht sogar mal dafür? Ich lach mich tot. Und warum nicht? Weil’s so schön bequem ist und ins Schwarz-Weiß-Schema passt.
Warum reden wir eigentlich nicht über die Flächenversiegelung? Da werden jeden Tag heiter zig Hektar fleißig zubetoniert und zugeteert als gebe es kein Morgen und keinen stört’s. Funfact: Hier lebt nie wieder etwas. Kein Grashalm, kein Insekt. Einfach nur Steine. Von den Schottergärten, die aussehen, als hätte jemand die Mondlandschaft als Dekoelement nachgebaut, rede ich erst gar nicht.
Und was ist mit den Dächern der öffentlichen Gebäude in den Städten? Da wird seit Jahren drüber geredet: „Wir müssen mehr Dächer begrünen! Das ist gut für die Biodiversität!“ Ja, super, tolle Idee. Ich sehe nur keine blühenden Landschaften auf den Schulen, Rathäusern oder Bushaltestellen. Wo sind die Fortschritte? Die Antwort: Wir haben doch eine Arbeitsgruppe eingerichtet. Ach so. Na dann.
Und dann die Lichtverschmutzung in den Städten? Ja, richtig gehört. Straßenlaternen, Schaufensterbeleuchtung, Reklametafeln – alles schön hell. Aber was ist mit den Insekten, die von diesen Lichtern in Massen angezogen werden? Die fliegen tonnenweise da rein und sterben. Aber darüber redet keiner, weil’s nicht sexy ist.
Und dann gibt’s im Fernsehen die neuen Artenvielfaltsspezialisten. Allerdings mit Tunnelblick. Da wird mit der moralischen Flagge gewedelt, als würde man Oma bei ihrer Kreuzfahrt verabschieden. Das erinnert an den Film „Das Leben des Brian“. Da ruft die Masse: „Steine, wir brauchen Steine! Kleine Steine, große Steine, spitze Steine!“ Nur, dass die „Steine“ heute „sogenannte Fakten“ sind, und die werden willkürlich herumgeworfen, ohne dass jemand Ahnung hat.
Am Ende des Tages bleibt nur eins zu sagen: Es bringt nichts, immer dieselben Schuldzuweisungen Richtung Landwirtschaft zu verteilen, während der Rest sich in Beton und Bürokratie wohlfühlt. Das Thema Biodiversität ist viel zu komplex, um es unterkomplex zu diskutieren. Es wird Zeit, das ganze Bild zu sehen und zu diskutieren. Aber wahrscheinlich nicht.
Grüße gehen raus ins Land und Region.
Autor:
Redaktion Land und Region
Christian Kluge
Fotos: Kluge Kommunikation