23.02.2025 – land und region
So, heute ist der richtige Tag, um über Demokratie zu reden. Ja, genau. Dieses Konzept, das so cool ist, weil man da einfach so seine Meinung sagen kann, ohne dass jemand mit einer Mistgabel vor der Tür steht. Demokratie bedeutet nicht, dass nur die eigene Meinung zählt und alle anderen gefälligst die Klappe zu halten haben.
Wann haben wir eigentlich aufgehört, miteinander zu reden? Also wirklich reden – nicht schreien, nicht skandieren, nicht in Kommentarspalten eskalieren, sondern reden. Und seit wann gehört es zum guten Stil, wenn man über andere Menschen nur noch als „die da“, „die anderen“ oder „die mit der falschen Meinung“ spricht?
Mittlerweile stellen sich Leute regelmäßig hin und fordern: „Wir müssen wieder mehr miteinander reden!“ – und im selben Atemzug hinterher schieben: „Aber nicht mit denen da.“ Und dann wird dem Wähler ganz entspannt erklärt, dass seine Stimme am Tag nach der Wahl möglicherweise einfach nichts mehr wert ist. Ernsthaft! Demokratische Wahlen sind doch angeblich frei, gleich und geheim. Wieso sind dann manche Stimmen gleicher als die anderen?
Entscheiden in einer Demokratie nicht die Wähler, wie sie regiert werden wollen? Ja, so war das mal gedacht. Manchmal hat man den Eindruck, es gibt eine Art politische Lesehilfe für Wahlergebnisse: „Die Menschen haben zwar gewählt, aber sie haben halt nicht richtig verstanden, was gut für sie ist.“ Das ist, als würde man ein Restaurant betreten, ein Steak bestellen und der Kellner bringt einem einen Tofuburger mit den Worten: „Glauben Sie mir, das wollten Sie eigentlich.“
Und seit wann wird eigentlich die politische Mitte mit einem Megaphon auf der Straße definiert und nicht mehr durch politische Entscheidungen zum Wohle aller? Was ist mit den sachlichen Debatten passiert? Wann hat „ich hab dich am lautesten angeschrien“ eigentlich das Argument ersetzt?
Ist die freie Meinungsäußerung nicht die Basis der Demokratie? Doch, genau das ist sie. Man darf Dinge sagen, die anderen nicht gefallen. Und andere dürfen daraufhin widersprechen. Das nennt sich Diskurs – früher mal ein Zeichen von geistiger Reife, heute oft ein Grund für die nächste digitale Hexenjagd.
Am Ende des Tages sollten wir alle vielleicht mal kurz innehalten und überlegen, ob das Dauerfeuer an Empörung nicht genau das Gegenteil von dem erreichen, was wir alle angeblich schützen wollen. Demokratie lebt von Austausch, Diskussion, Streitkultur – nicht von Stigmatisierung. Eine andere Meinung entkräften geht mit Argumenten. Diffamieren ist nur ein Armutszeugnis und selbstgefällig.
Ich hoffe, wir fangen am 24. Februar morgens alle damit an, in einem vernünftigen Ton problemorientiert miteinander zu reden – und sei es noch so anstrengend. Aber wahrscheinlich nicht.
Bulle Bruno spricht über die Landwirtschaft. Mit Humor und etwas Ironie beschreibt er die aktuelle Situation in der Landwirtschaft, aber immer gepaart mit ernsthaften Aussagen, humoristisch verpackt.
Grüße gehen raus ins Land und Region.
Autor:
Redaktion Land und Region
Christian Kluge
Fotos: Kluge Kommunikation