09.06.2025 – land und region

So, Freunde der gepflegten Landruhe – es wird wieder laut. Denn mit der Grasernte hat die Erntesaison begonnen und der große Aufschlag mit der Getreideernte steht vor der Tür. Wir reden von der Erntezeit, weil die Ernte rein muss, bevor der nächste Schauer alles zunichte macht.

Denn das Land wartet nicht. Und der Regen auch nicht. Wer aufs Land zieht, sollte wissen: Hier wird gearbeitet, wenn das Wetter es sagt, nicht der Biorhythmus.
Wenn der Tau draußen ist, das Korn trocken, der Boden tragfähig, dann geht es los. Ob du gerade schläfst oder mit Räucherstäbchen auf der Terrasse den Frieden suchst, ist der Natur leider ziemlich egal. Der Mähdrescher fährt, wenn er fahren muss. Weil das, was da geerntet wird, nicht für den Selbstzweck ist, sondern für unser aller Frühstückstisch.

Ja, es kann laut werden. Ja es kann staubig werden. Ja, es kann spät werden. Ja, das ist erlaubt. Weil es notwendig ist. Weil Landwirtschaft keine Wellnessanwendung ist, sondern Arbeit mit Verantwortung. Für Lebensmittel. Für Versorgung.

Was viele vergessen: Diese Maschinen rollen nicht zum Spaß. Sie fahren, weil es nur ein kleines Zeitfenster gibt. Weil das Wetter sich nicht planen lässt. Weil der Regen die Qualität der Ernte ruiniert, wenn man zu lange wartet. Und weil jede Stunde zählt.

Natürlich gibt es gesetzliche Rahmen. Natürlich wird Rücksicht genommen, wo immer möglich. Aber die Natur kennt keine Öffnungszeiten. Und auch keinen Kalender, auf dem steht: „Bitte kein Lärm vor dem Brunch.“

Manche, die heute auf dem Land wohnen, kamen wegen der Ruhe. Verständlich. Aber Ruhe ist nicht gleich Stillstand. Und vor allem nicht gleich Rücksicht auf jedes individuelle Wohlfühlbedürfnis. Wer das Land romantisiert, muss auch akzeptieren, dass es arbeitet. Dass es lebt. Dass es versorgt.

Was wäre denn die Alternative? Die Ernte stehen lassen? Die Qualität riskieren? Die Tiere nicht füttern, weil Sonntag ist? Wer das fordert, sollte sich fragen, wie Versorgung dann noch funktionieren soll.

Landwirtschaft ist kein Lifestyle. Es ist Systemrelevanz. Landwirtschaft ist Taktarbeit mit Wetterfenster. Wenn die Lücke da ist, wird geerntet. Auch nachts. Auch am Wochenende. Auch mit Maschinen. Und ja, auch mit Menschen, die das können. Und es tun.

Am Ende des Tages: Wenn der Mähdrescher fährt, dann nicht, weil der Landwirt Lärm liebt. Sondern weil das Wetter sagt: Jetzt. Denn wer Land will, muss mit Leben rechnen. Mit echtem Leben. Mit Maschinen. Mit harter Arbeit. Und mit dem Wissen: Ohne Ernte kein Brot.

Aber wahrscheinlich nicht.

Autor:

Redaktion Land und Region
Christian Kluge

Fotos: Kluge Kommunikation

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