19.03.2025 – land und region
So, heute reden wir über Klimaneutralität. Steht jetzt im Grundgesetz. Zack, fertig, drin. Und jetzt? Heute wird das eher kein Gespräch sondern eine Fragestunde, denn ich habe nur Fragen und keine Antworten. Aber wahrscheinlich versteh so ein dummer alter Bulle wie ich das große Ganze mal wieder nicht. Vielleicht muss man dafür eine Mitgliedschaft in mindestens drei Parteigremien haben, um es zu kapieren.
Fangen wir mit Fakten zum Klima an:
Der Agrarbereich gehört seit Jahren zu den wenigen Sektoren, die ihre Klimaziele einhalten. Immer. Ohne Drama, ohne Extrawürste. Hat das mal jemand lobend erwähnt? Gab’s eine kleine Randnotiz? Eine Danksagung auf der letzten Umweltministerkonferenz? Natürlich nicht. Dass die Landwirtschaft CO₂ speichert, Böden pflegt und Ökosysteme erhält – geschenkt, interessiert ja keinen.
Nun aber zu dieser Grundgesetzänderung.
Wann haben wir eigentlich in diesem Land aufgehört, intensiv und ohne zeitliche Begrenzung über so weitreichende Fragen zu diskutieren? Wann ist es aus der Mode gekommen, sich Meinungen von Wissenschaftlern, Juristen oder Wirtschaftsweisen mit verschiedenen Blickwinkeln anzuhören? Und zwar nicht nur die, die in den eigenen Kram passen. Wann ist das passiert? Wann haben wir aufgehört, andere Argumente ernsthaft abzuwägen? Wann haben wir angefangen, Dinge im schweinsgalopp durchzuhecheln? Ich weiß es nicht. Ich weiß nur: Klimaneutralität steht jetzt im Grundgesetz.
Und dann durfte ich mir gestern in der Bundestagsdebatte von berufener Seite anhören, dass das Ganze „kein Staatsziel, sondern nur eine Beschreibung“ ist. Also quasi eine Fußnote mit festem Eintrag aber ohne Auswirkung. Wenn’s wirklich so harmlos ist – warum dann ins Grundgesetz? Ist das nicht die Verfassung, auf die sich alles andere stützen soll? Ist dass nicht die wichtigste Basis für alles?
Und Wo waren eigentlich gestern all die Politiker, die im Wahlkampf landauf, landab gepredigt haben, sie kämen ja selbst aus einer ländlichen Region und verstünden die Sorgen und Nöte der Landwirtschaft und des ländlichen Raumes? Wo sind die jetzt? Haben die sich verlaufen? Wo sind ihre Einsprüche? Ihre Fragen? Die Debatte? Die sachlichen, praxisnahen Einwände?
Am Ende des Tages hab ich keine Antworten, nur das vage Gefühl, dass das hier noch nicht die letzte Überraschung war. Aber ich warte mal den Koalitionsvertrag ab – vielleicht steht da dann ja auch was von „Bullerbü für alle“ drin.
Und zuletzt noch reel talk, ich hoffe nur, dass ich mir in einem Jahr oder später nicht wieder diesen einen legendären Satz anhören muss: „Wir werden einander viel verzeihen müssen.“ Aber wahrscheinlich nicht.
Bulle Bruno spricht über die Landwirtschaft. Mit Humor und etwas Ironie beschreibt er die aktuelle Situation in der Landwirtschaft, aber immer gepaart mit ernsthaften Aussagen, humoristisch verpackt.
Grüße gehen raus ins Land und Region.
Autor:
Redaktion Land und Region
Christian Kluge
Fotos: Kluge Kommunikation