23.03.2025 – land und region
So, heute reden wir nochmal über die Nummer mit der Klimaneutralität. Klingt trocken, ist aber brisanter als ein Strohballen neben einer offenen Flamme. Denn, Überraschung: Es bleiben Fragen. Über Fragen. Aber wir werden jetzt anfangen auch Antworten zu suchen, aber dazu später mehr.
Blicken wir zurück auf die Bundestagssitzung vom 18. März dieses Jahres. Da sagte Friedrich Merz von der CDU Folgendes: Zitat
„…also wenn heute das Wort Klimaneutralität in einem hinteren Teil des Grundgesetzes noch einmal auftaucht, dann ist das … kein neues Staatsziel. Es gibt hier keine Veränderung der Grundlagen unserer Verfassung in dieser Frage.“
Okay. Alles easy. Klingt harmlos. Einfach nur ein nettes kleines Update im Gesetzestext, fast so wie ein neues Emoji auf der Tastatur.
Und dann kam Britta Hasselmann von den Grünen mit diesem Statement: Zitat
„Deshalb ist die Verankerung der Klimaneutralität bis 2045 bei Investitionen in Verbindung mit dem 20a zu Lebensgrundlagen auch eine entscheidende Veränderung…“
Aha. Also doch eine große Veränderung. Jetzt wäre es halt nur noch spannend zu wissen: Welche Deutung stimmt? Und vor allem: Wer entscheidet in Zukunft, wie diese Formulierung ausgelegt wird? Die Politik? Die Gerichte? Oder werfen wir ’ne Münze. Und wenn sie auf der Kante landet, ist es Klimaneutral.
Falls die Formulierung „nur beschreibend“ gemeint ist, warum hat man dann nicht einfach Begriffe wie „Investitionen in den Klimaschutz“, „CO₂-Reduzierung“ oder wenigstens „Wir machen das alles mal irgendwie klimafreundlicher, aber mit Augenmaß“ genommen? Warum Klimaneutralität? Warum so absolut?
Und dann die große Frage: Was heißt das jetzt für die Landwirtschaft?
Fangen wir mal vorne an. Beton ist nicht klimaneutral. Blöd, wenn man ihn für Straßen, Brücken und Gebäude braucht. Kommt dann demnächst die Regel, dass landwirtschaftliche Flächen für Klimaneutralitäts-Kompensationsmaßnahmen herhalten müssen? Weil man irgendwo eine schwarze Null beim CO₂ hinkriegen will? Oder werden per ordre de mufti einfach Moore wiedervernässt, damit man schön in die Statistik passt und sagen kann: „Seht her, wir haben alles im Griff, die Klimabilanz ist gerettet!“?
Wird die Viehhaltung bald zu einem historischen Konzept erklärt, weil Tiere ja atmen und pupsen – und das bekanntlich total unpraktisch für Klimabilanzen ist? Also, was passiert, wenn ein Landwirt 2026 einen Stall bauen will? Wird das dann abgelehnt, weil die Bauzeit und Abschreibung 20 Jahre beträgt – aber wir ja 2045 klimaneutral sein müssen? Kriegt der dann einen Bescheid mit „Sorry, wir sind schon voll“?
Und jetzt mal ernsthaft: Was ist mit den bestehenden Klimaschutzleistungen der Landwirtschaft? Wird das wenigstens angerechnet? Kann man dann als Landwirt sagen: „Hier, schaut mal, mein Grünland speichert CO2, ich habe Umweltschutzmaßnahmen umgesetzt, Wälder gepflegt und Boden aufgebaut – darf ich dann bitte weiter wirtschaften?“ Oder ist das auch wieder nur eine dieser Diskussionen, die sich im Kreis drehen, bis alle frustriert aufgeben?
Und dann noch was: Warum steht Ernährungssicherheit noch nicht im Grundgesetz? Oder gehen wir jetzt offiziell in die Richtung: „Klimaneutralität ist unser Ziel – was wir dabei essen, wird sich dann schon irgendwie ergeben“?
Aber gut, reden hilft ja angeblich. Also statt immer nur über Politik zu reden, fragen wir jetzt direkt nach! In der neuen Rubrik „Bruno fragt“ sammle ich sachliche Fragen zu Landwirtschaft, Ernährung, ländlichem Raum & Co. und leite sie an die zuständigen Abgeordneten weiter. Natürlich veröffentliche ich die Antworten! Also, haut eure Fragen in die Kommentare oder schickt mir eine DM – sachlich, konkret, direkt. Aber bitte keine Panikmache, keine „Früher war alles besser“-Monologe. Mal sehen, wer antwortet.
Am Ende des Tages bekommen wir bestimmt alle unsere Fragen ausführlich, zeitnah und abschließend beantwortet. Aber wahrscheinlich nicht.
Bulle Bruno spricht über die Landwirtschaft. Mit Humor und etwas Ironie beschreibt er die aktuelle Situation in der Landwirtschaft, aber immer gepaart mit ernsthaften Aussagen, humoristisch verpackt.
Grüße gehen raus ins Land und Region.
Autor:
Redaktion Land und Region
Christian Kluge
Fotos: Kluge Kommunikation