11.06.2025 – land und region
So, heute reden wir mal über ein Insekt. Klingt harmlos? Ist es aber nicht. Die Schilfglasflügelzikade – ja, das ist ihr echter Name, kein Kunstprojekt aus dem Baumarkt und die zieht gerade übers Land und macht aus Bauernfeldern Gummiparadiese mit Totalausfall-Garantie.
Die kleine Zikade, ungefähr so groß wie der Geduldsfaden eines Landwirts im August, hat sich gedacht: „Deutschland ist schön, hier bleib ich!“ Und weil wir hier mittlerweile fast Mittelmeerfeeling haben, sagt sie nicht nur „Moin“, sondern bringt auch noch was mit – Stolbur. Klingt wie eine misslungene Möbelserie aus dem schwedischen Katalog, ist aber in Wahrheit eine Pflanzenkrankheit, die Kartoffeln, Rüben, Sellerie und Co. dahinrafft wie schlechte Steuerpolitik die Motivation.
Was macht Stolbur?
Ganz einfach: Deine Rüben werden weich wie der Händedruck vom Praktikanten im Controlling, deine Kartoffeln schrumpeln wie die letzte Hirnzellen im WhatsApp-Gruppenchat, und am Ende ist die Ernte so brauchbar wie ein Croissant im Regen.
Und jetzt halt dich fest:
Es gibt nichts dagegen. Kein Spray, kein Trick, kein „Oma wusste noch…“. Die Landwirte stehen da mit leeren Händen und hören sich Ratschläge an wie „Hast du’s schon mal mit Globuli probiert?“
Und der Witz an der Sache?
Die Zikade ist nur ein winziger Überträger. Die eigentliche Krankheit sitzt in der Pflanze. Die Folge: hohe Ernteverluste, tonnenweise Gemüse, das nie ins Regal kommt, und Bauern, die sich fragen, ob sie nächstes Jahr lieber Goldhamster züchten sollen.
Und was macht die Politik?
Nun ja, während die Zikade mittlerweile auch in Niedersachsen einzieht, diskutieren wir noch über die „Notfallzulassung unter besonderer Berücksichtigung ökologischer Kriterien“, was übersetzt so viel heißt wie: viel reden, wenig retten.
Jetzt mal ehrlich:
Wenn die Ausbreitung so weitergeht, gibt’s demnächst regionale Kartoffeln nur noch im Märchenbuch. Denn der Mist ist: Wenn du die Pflanzen nicht schützen kannst, brauchst du sie auch nicht mehr anzubauen. Und das betrifft nicht nur die Landwirte, das betrifft uns alle.
Was tun? Na ja, erstmal aufwachen. Es braucht Forschung, schnelle Zulassungen, Monitoring, natürliche Gegenspieler, Fruchtfolgeanpassung, Zuchtresistenz und keine Grundsatzdebatte, ob Zikaden auch Gefühle haben.
Am ende des Tagesgilt: Ein Grundnahrungsmittel wie die Kartoffel sollte nicht an einer Schilfglasflügelzikade scheitern. Und ganz sicher nicht an der Untätigkeit in der Agrarpolitik. Aber wahrscheinlich nicht.
Autor:
Redaktion Land und Region
Christian Kluge
Fotos: Kluge Kommunikation