29.09.2024 – land und region
So, heute reden wir über die Sprache. Sie wissen schon, dieses feine Instrument, mit der man so wunderbar Dinge fachlich erklären und genau beschreiben kann, das manche Leute aber für die Landwirtschaft gerne mal wie einen schlecht gestimmten Dudelsack benutzen, um Stimmung zu machen.
Fangen wir mit dem Klassiker an: Kuhbabys. Ernsthaft, Kuhbabys? Nein, die plüschigen Dinger mit den Kulleraugen heißen Kälber. Ein Kalb ist ein Jungtier einer Kuh, das ist ein ganz normaler Begriff. Aber das klingt wohl viel zu normal, weil es nicht genug Emotionen weckt. Emotionen verkaufen sich halt besser als Fakten und Kuhbabys suggeriert ja viel besser, dass diese flauschigen, bedauernswerten Wesen, dringend darauf warten, auf einem Instagram-Account gerettet zu werden.
Noch ein Klassiker: Monokultur. Dieses Wort wird heutzutage für alles benutzt, was nur irgendwie nach „einem Ding auf einem Feld“ aussieht. Da fährt man durch die Landschaft, sieht ein Feld und sofort schreien die Leute: „Monokultur! Schande!“ Was die Leute aber hier sehen, ist einfach eine Reinkultur. Also eine Pflanzenart auf einem Acker, für ein Jahr. Das ist nicht das Ende der Welt, das ist einfach Landwirtschaft. Keine Sorge, der Bauer pflanzt im nächsten Jahr schon was anderes. Aber das erklärt natürlich keiner, weil „Monokultur“ als der Untergang der Biodiversität besser funktioniert.
Und dann gibt’s noch die Massentierhaltung. Ich liebe diesen Begriff. Nicht, weil er richtig ist, sondern weil keiner ihn wirklich definieren kann. Fragen Sie mal fünf Leute, was „Massentierhaltung“ ist, und Sie kriegen mindestens sechs verschiedene Antworten. Der Begriff wird als Keule benutzt, um die Landwirtschaft pauschal zu verurteilen. „Massentierhaltung, das ist das Böse!“, ohne auch nur im Ansatz zu wissen, wie die Tierhaltung tatsächlich aussieht und funktioniert.
Wenn wir also mit falschen Begriffen hantieren, entsteht ein völlig falsches Bild. Fachbegriffe sind dazu da, um präzise zu beschreiben, was in einem bestimmten Bereich passiert. Niemand würde auf die Idee kommen, beim Zahnarzt zu sagen: „Könnten Sie mal die babybohrmaschine da nehmen und mein Zahnaua aufhübschen?“ Da würden sie alle angucken, als hätten sie einen Sprung in der Schüssel, weil es Kariesbehandlung heißt.
Am Ende des Tages bleibt nur zu sagen: Häufig geht es nicht darum, die Realität zu beschreiben, sondern darum, Stimmung zu machen. Da wird aus einem Kalb eine Babykuh, aus einem Stall eine Massentierfabrik, aus einem Arbeitsgerät ein Monstertrecker und aus einem Pflanzenschutzmittel eine Pest-Apokalypse. Aber die Wahrheit ist oft weniger aufregend und vor allem viel komplexer. Also, lasst uns die Dinge bei ihrem Namen nennen. Aber wahrscheinlich nicht.
Bulle Bruno spricht über die Landwirtschaft. Mit Humor und etwas Ironie beschreibt er die aktuelle Situation in der Landwirtschaft, aber immer gepaart mit ernsthaften Aussagen, humoristisch verpackt.
Grüße gehen raus ins Land und Region.
Autor:
Redaktion Land und Region
Christian Kluge
Fotos: Kluge Kommunikation