11.12.2024 – land und region
So, heute reden wir noch einmal über das Mercosur-Abkommen. Nein nicht die Augen verdrehen, das muss sein. Also, am 6.12. wurde das Abkommen von der EU unterzeichnet. Ja, genau, Nikolaus. Und während alle Landwirte brav ihre Stiefel geputzt hatten und sich auf Nüsse, äpfel und Schokolade vom Nikolaus gefreut haben, hatte sie am Abend das Gefühl, es wäre inhen in die Stiefel gekotzt worden.
Ansonsten all überall Euphorie und beschwichtigende Worte zu Tierwohl- und Umweltschutzstandards. Keine Rede von Pestiziden oder den Feedlots, nur Pamparomantik. Aber wir durften uns ein Tag vorher schon Sätze anhören, die kannst du dir nicht ausdenken.
Da wurde im Bundestag allen Ernstes gesagt, dass doch die knapp 100.000 Tonnen Rindfleisch, die jetzt quasi zollfrei in die EU kommen sollen, einem keine Angst machen müssen. „Das sind ja nur zwei Burger pro europäischem Kopf“, hieß es da.
Aber Moment, lasst uns das mal kurz durchrechnen. Achtung: Jetzt kommt Dreisatz! Ein Rind wiegt im Schnitt 600 kg. Schlachtkörpergewicht? 55 Prozent. Davon reine Fleischmasse? 73 Prozent. Bleiben etwa 240 kg Fleisch pro Tier. Wer rechnen kann weiß jetzt schon. 100.000 Tonnen Rindfleisch sind gerundet 500.000 Rinder. Und jetzt guck dir beim nächsten Ausflug eine Kuh an, stell dir das 500.000mal vor und dann weißt du, worüber wir reden. Ziemlich großer Burger.
Und Spoileralarm: Das Fleisch kommt tiefgefroren mit dem Schiff nach Europa. Was ist eigentlich mit CO2? Ich frage nur für einen Freund.
Und dann hieß es: „Das Mercosur-Abkommen ist auch eine Chance für den Export europäischer Lebensmittel in die Mercosur-Staaten.“ Klar. Die 30 Millionen Brasilianer, die aktuell nicht genug zu essen haben, warten bestimmt schon sehnsüchtig an der Hafenkante auf hochpreisige, europäische Hafermilch.
Jetzt mal ernsthaft: Warum ist bei Mercosur plötzlich alles egal? Wir reden hier über Tierwohl, Pflanzenschutzmittel, Ressourceneinsatz, Nachhaltigkeit, Verbraucherschutz und haben die strengsten Gesetze und Verordnungen – aber bei Mercosur? Herkunftslandkennzeichnung? Fehlanzeige. Was für Fleisch in der Fertiglasagne steckt? Keine Ahnung. Ob es mit Futtermitteln produziert wurde, die mit in der EU verbotenen Pestiziden behandelt wurden? Kann keiner sagen. Hormone? Na, wer weiß das schon. Aber Hauptsache, wir haben ein Abkommen.
Und bevor jetzt jemand sagt, die Landwirtschaft sei gegen Handelsabkommen: Nein, ist sie nicht. Aber wie wäre es, wenn wir endlich mal anfangen, ohne Verharmlosung, ernsthaft, sachlich und faktenbasiert im Vorfeld zu diskutieren, mit unseren eigenen Maßstäben? Und vielleicht sogar eine Folgenabschätzung machen, Das wäre wild. Aber wahrscheinlich nicht.
Bulle Bruno spricht über die Landwirtschaft. Mit Humor und etwas Ironie beschreibt er die aktuelle Situation in der Landwirtschaft, aber immer gepaart mit ernsthaften Aussagen, humoristisch verpackt.
Grüße gehen raus ins Land und Region.
Autor:
Redaktion Land und Region
Christian Kluge
Fotos: Kluge Kommunikation