07.10.2024 – land und region
So, heute reden wir über das Erntedankfest. Ja, genau, dieses Fest, bei dem man sich fragt, ob eigentlich jemand noch versteht, worum es geht. Spoileralarm: Erntedank heißt nicht „Danke, liebe Supermarktkette, dass ihr das Obst so schön in die Regale legt“. Nein, wir feiern, dass die Landwirtschaft seit Jahrhunderten dafür sorgt, dass wir nicht hungern müssen.
Das Erntedankfest ist ein wunderschönes, uraltes Fest. Mindestens an diesem Tag sollten wir vielleicht ein bisschen Demut walten lassen und uns freuen, dass der Kühlschrank voll ist. Und dass der Kühlschrank immer voll ist, findet nicht im Wolkenkuckucksheim statt. Im echten Leben gibt’s keine pinken Einhörner, die im romantischen Sonnenuntergang Äpfel pflücken, während der Bauer im weißen Leinenhemd mit einer Sichel durchs Feld tanzt. Nein, Landwirtschaft ist das Ergebnis von echter Arbeit von klugen Köpfen. Da steckt eine Menge Technik, Wissen und Erfahrung dahinter.
Erntedank ist also die perfekte Gelegenheit, mal innezuhalten und zu realisieren, dass das alles kein Zufall ist, sondern weil es Menschen gibt, die dafür sorgen, dass wir nicht in der Steinzeit leben und nach unserem eigenen Essen jagen müssen. Auch wenn das romantisch klingt, wenn man satt auf der Coach sitzt.
An Erntedank feiern wir aber auch die Ernährungssicherheit. Das ist so ziemlich das schönste Gefühl überhaupt. Und das meine ich nicht ironisch. Es gibt nichts Besseres, als zu wissen, dass der Supermarkt nicht plötzlich aussieht wie nach einem Zombieangriff alla Walking dead, und wir Morgen auch noch wissen, dass wir etwas zu essen haben. Aber Überraschung, das alles gibt es nicht zum Nulltarif.
Das Erntedankfest ist auch ein fester Bestandteil im Kirchenkalender. Aber aktuell kommt die Kirche plötzlich mit einer Studie über die Landwirtschaft um die Ecke und verteilt Urteile wie bei einem himmlischen Strafgericht. Als wären die Bauern die ewigen Sünder. Am Ende bleibt hängen: „Landwirtschaft ist schlecht.“ Da fragt man sich, ob die Kirche nicht besser daran täte, sich um die Balken im eigenen Auge zu kümmern, anstatt ständig den Splitter im Auge der Landwirte zu suchen. Vielleicht sollten sie sich darauf besinnen, was sie früher mal gut gemacht hat: Danken, anstatt zu richten.
Am Ende des Tages bleibt nur eins zu sagen: Das Erntedankfest ist mehr als nur eine Gelegenheit, sich für die Ernte zu bedanken. Es sollte auch ein Moment sein, in dem wir uns bewusst machen, dass es keine Glückssache ist, dass wir genug zu essen haben. Dahinter stehen Menschen, die mit Arbeit, Leidenschaft und Respekt vor der Schöpfung das möglich machen. Vielleicht sollten wir sie mal öfter feiern.
Aber wahrscheinlich nicht.
Grüße gehen raus ins Land und die Region!
Autor:
Redaktion Land und Region
Christian Kluge
Fotos: Kluge Kommunikation