30.04.2025 – land und region

So, heute ist also „Tag des Wolfes“. Der Tag für das große graue Raubtier mit Imageproblemen – irgendwo zwischen Naturheilung und Horrorfilm. Und wer jetzt dachte, das ist wieder so eine Marketing-Erfindung wie „Tag der Zimtschnecke“, den muss ich enttäuschen. Es geht tatsächlich um den Wolf. Es ist ernst. Deshalb reden wir heute über ihn. Wieder mal.

Denn der Wolf unterscheidet nicht zwischen artgerechter Weidehaltung, bedrohten Nutztierrassen oder liebevoll geführten Familienbetrieben. Der sieht nur: „All-you-can-eat – frei laufend serviert“. Und wenn dann jemand sagt: „Wir müssen ihn doch schützen!“ – dann sag ich: Ja, aber doch nicht mit Schafbuffet auf der Weide.

Jetzt erst mal ein paar Zahlen, damit’s jeder versteht: Schweden und Norwegen zusammen haben über 835.000 Quadratkilometer Fläche. Niedersachsen hat knapp 48.000. Und trotzdem leben in Niedersachsen mehr Wölfe als in Schweden und Norwegen zusammen. Da fragt man sich doch: Was machen die anders? Oder haben die einfach nur mehr Verstand beim Management?

Und dann reden wir auch mal über Doppelmoral. Wir diskutieren landauf, landab über Tierwohl, Weidehaltung, Artenvielfalt, Biodiversität, Hochwasserschutz, CO₂-Bindung durch Gräser, Landschaftspflege mit vier Beinen, und dass die Tiere glücklich auf der Weide stehen sollen. Aber wenn der Wolf kommt und die komplette Herde auf links dreht – dann ist das halt Natur. Ja, toll. Und dann steht da wieder ein Landwirt mit zerrissenen Tieren, toten Lämmern und dem Gefühl, dass hier irgendwas nicht ganz rund läuft.

Weidehaltung stirbt gerade einen langsamen, zähen Tod. Nicht, weil die Landwirte keinen Bock mehr haben – sondern weil man ihnen die Grundlage nimmt. Die Realität ist, dass Landschaftspflege, Deichschutz und Tierwohl auf der Strecke bleiben, weil „Wolfsschutz“ gerade besser klingt als „Schaf retten“. Bei uns liest sich jede Petition für den Wolf inzwischen wie ein Wellness-Angebot für Raubtiere: mit Rückzugsräumen, mentaler Entlastung und wildökologischem Raumgefühl.

Was wir brauchen, ist ein fairer, faktenbasierter Dialog. Kein ideologisches Kleinkunstprogramm. Keine Naturromantik mit Holzflöte und Räucherstäbchen. Sondern eine ehrliche Debatte darüber, wie wir Weidehaltung und Wolf nebeneinander möglich machen. Oder eben nicht.

Am Ende des Tages wird der Wolf bleiben. Aber die Frage ist: Wird auch die Weidehaltung bleiben? Ein Land, in dem man mehr Wolfsbeauftragte als Tierärzte auf dem Land hat, läuft in die falsche Richtung.

Und bevor wieder einige hier anfangen zu hyperventilieren: Nein, ich will nicht alle Wölfe erschießen lassen. Ich will nur, dass wir aufhören, über ihn zu reden, als wäre er ein verirrter Golden Retriever auf Selbstfindungstrip. Aber wahrscheinlich nicht.

Bulle Bruno spricht über die Landwirtschaft. Mit Humor und etwas Ironie beschreibt er die aktuelle Situation in der Landwirtschaft, aber immer gepaart mit ernsthaften Aussagen, humoristisch verpackt.

Grüße gehen raus ins Land und Region.

Autor:

Redaktion Land und Region
Christian Kluge

Fotos: Kluge Kommunikation

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