23.10.2025 – land und region
Unter dem Motto „Der Blick nach vorne…!?“ – Landwirtschaft zwischen Realität, Verantwortung und Kommunikation fand am Mittwochabend die öffentliche Mitgliederversammlung des Bremer Bauernverbandes im vollbesetzten Dorfgemeinschaftshaus Blockland statt. Über 150 Gäste aus Landwirtschaft, Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Verbänden waren der Einladung gefolgt, zu einer Veranstaltung, die nicht nur Rückschau hielt, sondern deutlich machte, worum es geht: um Zukunft.
Aufgrund eines längeren Staus auf der A1 begann der öffentliche Teil der Veranstaltung mit rund 20 Minuten Verspätung. Die Zeit wurde produktiv genutzt, für intensive persönliche Gespräche zwischen Berufskollegen, politischen Gästen und Verbandsvertretern.
Den Auftakt machte BLV-Präsident Hilmer Garbade, der in seiner Rede einen weiten Bogen spannte, vom Herausforderungsdruck durch Bürokratie und europäische Verordnungen über die Zusammenarbeit mit der Bremer Politik bis hin zur Rolle des Verbandes als Ansprechpartner im ländlichen Raum. „Wir brauchen wieder die Fähigkeit, Prioritäten zu setzen, Probleme zu lösen und nicht nur tot zu diskutieren. Dann wird der Blick nach vorne wieder positiv.“
Kritisch kommentierte Garbade die politische Lage in Bremen: „Mit ihrem Rücktritt gestaltet die Senatorin die Zukunft der Landwirtschaft nicht mehr mit. Es gilt jetzt, dass die Politik die Position wieder schnell besetzt.“ Umso wichtiger sei es, dass der Verband handlungsfähig bleibe in Themen wie Weidecoach, GreenMoor II, Baurecht, Moorpolitik oder beim Austausch mit der Bremer Verwaltung. Auch der Umgang mit Landwirtinnen und Landwirten, zuletzt etwa im Zusammenhang mit den geplanten Hitzeschutzmaßnahmen für Weidetiere, wurde deutlich angesprochen.
Christian Kluge, Geschäftsführer des BLV, übernahm im Anschluss das Thema Öffentlichkeitsarbeit, kämpferisch, motivierend und mit einem klaren Appell:
„Öffentlichkeitsarbeit ist nicht Hochglanz. Sie ist Haltung. Sie ist das, was bleibt, wenn wir wieder gehen.“ Anhand aktueller Themen wie der Bremer Baumschutzverordnung zeigte Kluge, wie wichtig klare Positionen sind, laut, aber fair. Besonderen Dank richtete er an Staatsrat Fries für die diesjährige Sommertour auf die Höfe, die zu spürbarem politischem Verständnis geführt habe.
Zentrales Thema der Rede war der Erfolg der Plattform Land & Region und ihrer Symbolfigur Bulle Bruno, der kürzlich seinen ersten Geburtstag feierte.
Die Zahlen sprechen für sich: Allein im September erreichte der Instagram-Kanal von Land & Region mit 38 Beiträgen und Reels über 1,3 Millionen Aufrufe. TikTok, YouTube, Facebook und der WhatsApp-Statuskanal ergänzen das wachstumsstarke Portfolio.
„Erklären statt klagen. Zeigen statt jammern. Lachen statt lamentieren und manchmal auch provozieren, dass ist Öffentlichkeitsarbeit“, so Kluge.
Als Ehrengast begrüßte der BLV Holger Hennies, Präsident des Landvolks Niedersachsen und Vizepräsident des DBV. In seinem Grußwort betonte er die enge Verbindung zwischen Niedersachsen und Bremen und lobte die „Vorreiterrolle Bremens bei Öffentlichkeitsarbeit und Wiesenvogelschutz, trotz kleinem Verbandsetat.“ Gerade im Bereich Tierhaltung brauche es mehr Schulterschluss, klare Positionen und gemeinsames Auftreten.
Staatsrat Jan Fries unterstrich in seinem Grußwort die Wichtigkeit der Bremer Landwirtschaft nicht nur für die regionale Lebensmittelversorgung, sondern auch für den Naturschutz und die Pflege der Kulturlandschaft. Er lobte die gute und verlässliche Zusammenarbeit mit dem BLV und bekräftigte, dass die Belange der Landwirte auch in politischen Prozessen weiterhin Gehör finden müssen.
August Wilhelm Schinkel, Vorsitzender des Bremer Imkervereins, hob die enge Verbindung zwischen Landwirtschaft und Imkerei hervor. Bestäubung, Artenvielfalt und regionale Erzeugung seien untrennbar miteinander verknüpft, eine funktionierende Landwirtschaft sei Voraussetzung für eine starke Imkerei. Umgekehrt brauche es auch das Verständnis und den Austausch auf Augenhöhe.
Stefanie Sabet, die neue Generalsekretärin des Deutschen Bauernverbandes, nutzte ihren Impuls für einen klaren Blick nach Berlin. Sie sprach über die notwendige Neuausrichtung der agrarpolitischen Kommunikation auf Bundesebene, näher an den Betrieben, ehrlicher in der Sprache, realistisch in den Zielen. Sabet betonte, dass auch die kleineren Landesverbände wie Bremen eine wichtige Rolle in der DBV-Familie spielten, als Stimme für regionale Besonderheiten.
Lars Ruschmeyer, Vorsitzender des Bundes der Deutschen Landjugend, brachte die Perspektive der jungen Generation ein, selbstbewusst, nachdenklich und mit klarer Botschaft: Ruschmeyer betonte, dass junge Menschen frühzeitig Verantwortung übernehmen möchten, auch im Ehrenamt. Dafür brauche es Vertrauen, Mentoring und vor allem: Raum für Erfahrung. Wer junge Menschen nur als Nachfolger begreife, verpasse das Potenzial, das sie heute schon mitbringen. Die Landjugend sei bereit, aber sie müsse auch gelassen werden.
Abschließend diskutierte ein hochkarätig besetztes Podium mit Holger Hennies,
Stefanie Sabet, Lars Ruschmeyer und Marko Mohrmann, Generalsekretär und agrarpolitischer Sprecher der CDU in Niedersachsen, über die aktuellen Herausforderungen der Landwirtschaft.
Themen waren unter anderem der Umbau der Tierhaltung, die Sicherung landwirtschaftlicher Produktion, das Mercosur-Abkommender, sowie die Rolle der Verbände im Spannungsfeld zwischen politischem Anspruch und betrieblicher Realität.Der Tenor der Diskussion war klar: „Die Zukunft kommt nicht irgendwann. Sie beginnt genau hier. Und sie braucht Haltung, Wissen und einen starken Berufsstand.“
Gegen 22 Uhr beendete Präsident Hilmer Garbade die Veranstaltung, nicht ohne einen besonderen Dank an Dr. Anna Bobrowski vom Deutschen Bauernverband, die souverän, pointiert und mit spürbarem Fingerspitzengefühl für die Themen durch den Abend geführt hatte. Ihr Moderationsstil trug maßgeblich zum Gelingen des Abends bei.
Mit vielen Impulsen, intensiven Gesprächen und einem klaren Blick nach vorne verabschiedete sich der Bremer Bauernverband in den späten Abend mit dem Ausblick: Auf Wiedersehen in 2026.
Autor:
Redaktion Land und Region
Christian Kluge
Fotos: Kluge Kommunikation