30.10.2025 – land und region

Deutscher Wein gehört zur Kulturlandschaft wie das Fachwerk zum Dorfplatz. Und doch steht er unter Druck wirtschaftlich, kulturell, ökologisch. Denn während im Supermarkt vermeintlich deutsche Weine für 2,99 Euro angeboten werden, stehen Winzerbetriebe mit vollen Tanks da und leeren Konten.

Was kostet ehrlicher Wein?

Ein Liter deutscher Qualitätswein lässt sich unter realen Bedingungen kaum unter 4 bis 5 Euro erzeugen. Und damit ist nicht die Flasche im Laden gemeint, sondern die reine Herstellung: Pflege der Reben, Pflanzenschutz, Handlese, Kellerarbeit, Lagerung, Verpackung, Versand alles eingerechnet. In Steillagen oder im Bioanbau liegt der Aufwand noch deutlich höher.

Und damit nicht genug: Es kommen Prüfnummern, Kontrollen, Steuern und immer strengere Auflagen hinzu. Auch Korken, Flasche, Etikett und Karton kosten und zwar nicht nur Centbeträge, sondern in Summe bis zu einem Euro pro Flasche.

Und warum kostet der Wein im Regal dann nur 2,99 Euro?

Ganz einfach: Weil es kein deutscher Wein ist zumindest nicht im engeren Sinne. Viele Billigweine werden als sogenannte Bulkware importiert. Das heißt: Der Wein kommt als Tankware aus Chile, Australien oder Südeuropa nach Deutschland, wird hier abgefüllt und darf sich dann „Abfüllung in Deutschland“ nennen. Klingt deutsch ist es aber nicht.

In der Praxis bedeutet das: Der Inhalt in der Flasche ist oft nur 40 bis 60 Cent wert. Der Rest geht an Handel, Logistik, Verpackung und Steuern. Für den Winzer bleibt da nichts, denn er kommt in dieser Kette gar nicht mehr vor.

Volle Tanks, leere Weinberge

Viele deutsche Winzer können mit diesen Preisen nicht konkurrieren. Sie pflegen Lagen, die seit Generationen zum Landschaftsbild gehören. Sie arbeiten mit der Hand, ernten in steilen Hängen, leben für Qualität. Doch das wird selten honoriert.

Das Ergebnis: Wein bleibt im Keller, während Billigimporte das Regal füllen. Immer mehr Betriebe geben auf. Mit jedem geschlossenen Hof verschwinden nicht nur Rebstöcke, sondern auch Kulturlandschaft, Arbeitsplätze und regionale Identität.

Und was hat das mit uns zu tun?

Wer über Klimaschutz spricht, sollte wissen: Ein Wein, der um die halbe Welt gereist ist, hat seinen Preis auch wenn er im Regal billig aussieht. Gleichzeitig verlieren wir in Deutschland das, was wir eigentlich schützen wollen: regionale Wertschöpfung, kurze Wege, nachhaltige Bewirtschaftung.

Es geht hier nicht um Luxus oder Moral. Es geht um Verantwortung. Um die Frage, ob wir in einem Land, das von Natur aus beste Bedingungen für den Weinbau bietet – Sonne, Wasser, Böden, hochqualifizierte Winzer – wirklich zuschauen wollen, wie dieser Schatz langsam verdunstet.

Grüße gehen raus ins Land und die Region.

Autor:

Redaktion Land und Region
Christian Kluge

Fotos: Kluge Kommunikation

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