28.10.2024 – land und region
Ernährungssicherheit ist eine Verantwortung für Landwirtschaft, Politik und Gesellschaft gleichermaßen. Ernährungssicherheit in Deutschland ist heute keineswegs eine Selbstverständlichkeit mehr. Die zunehmende Krisenanfälligkeit der globalen Lebensmittelversorgungsketten, der Klimawandel und wirtschaftliche Unsicherheiten führen uns vor Augen, dass die sichere Versorgung mit hochwertigen und bezahlbaren Lebensmitteln auch hierzulande kein Selbstläufer ist. Gerade die deutsche Landwirtschaft, in der überwiegend Familienbetriebe das Rückgrat bilden, steht vor der Herausforderung, Qualität, Versorgungssicherheit und Nachhaltigkeit miteinander zu vereinen, und das bei fairer Wertschöpfung und wirtschaftlicher Stabilität.
In Deutschland leisten landwirtschaftliche Familienbetriebe einen wesentlichen Beitrag zur Versorgung der Bevölkerung mit hochwertigen Nahrungsmitteln. Diese Höfe sind oft über Generationen hinweg tief in der Region verwurzelt und prägen durch ihre Arbeit die Kulturlandschaft und Umwelt. Doch viele Betriebe geraten zunehmend in Bedrängnis: Steigende Betriebskosten, die Belastung durch klimatische Veränderungen und wachsende regulatorische Anforderungen setzen die landwirtschaftlichen Familien unter enormen Druck. In einem Umfeld, in dem Verbraucher zu Recht hohe Qualitätsansprüche stellen und gleichzeitig auf bezahlbare Preise angewiesen sind, entstehen schwerwiegende Zielkonflikte.
Deutschland ist in wichtigen Bereichen wie Getreide, Fleisch, Milch und Kartoffeln nach wie vor gut versorgt, die Tendenz ist aber auch hier sinkend. Dennoch zeigt sich bei Erzeugnissen wie Obst, Gemüse und Eiweißpflanzen eine deutliche Importabhängigkeit. Diese Abhängigkeit macht Deutschland, trotz der Selbstversorgungsfähigkeit, anfällig für internationale Krisen und Preissteigerungen. Eine stärkere Förderung des heimischen Anbaus und der regionalen Verarbeitung solcher Produkte könnte nicht nur die Versorgungslücke schließen, sondern auch die Wertschöpfung im Land halten.
Gleichzeitig ist eine auskömmliche Preisgestaltung für die Landwirtschaft unerlässlich, um die Existenz der Betriebe und damit die Ernährungsversorgung zu sichern. Faire Preise für Erzeuger schaffen die Basis dafür, dass landwirtschaftliche Familienbetriebe in Deutschland überleben und nachhaltig wirtschaften können. Dies schließt umweltfreundliche Anbaumethoden und Investitionen in klimafreundliche Technologien ein, die heute notwendig sind, um die Landwirtschaft langfristig widerstandsfähig zu machen.
Die gesellschaftliche Verantwortung für die Ernährungssicherheit geht jedoch über die Landwirtschaft hinaus. Verbraucherinnen und Verbraucher haben Einfluss auf die Lebensmittelproduktion, indem sie gezielt regionale und saisonale Produkte nachfragen, die oft eine höhere ökologische Verträglichkeit und kürzere Transportwege aufweisen. Gleichzeitig muss die Politik Anreize schaffen, um die wirtschaftlichen und klimatischen Belastungen für die landwirtschaftlichen Betriebe zu mindern. Dazu gehören Investitionen in Forschung und Technologie zur Entwicklung widerstandsfähiger Pflanzensorten, nachhaltiger Produktionsmethoden und ressourcenschonender Technik, die die Anpassung an klimatische Veränderungen fördern.
Ernährungssicherheit bedeutet, dass alle Menschen Zugang zu bezahlbaren Lebensmitteln in höchster Qualität haben. Dies ist nur möglich, wenn die deutschen Landwirte für ihre Arbeit und Produkte fair entlohnt werden, sodass sie wirtschaftlich stabil und nachhaltig produzieren können. Die Gesellschaft und die Politik sind gefordert, die Rahmenbedingungen für die Landwirtschaft so zu gestalten, dass sie ihre zentrale Rolle in der Versorgungssicherheit weiterhin erfüllen kann. Hierfür ist eine stärkere Wertschätzung und Unterstützung der heimischen Landwirtschaft dringend notwendig. Ernährungssicherheit kann nur dann nachhaltig gesichert werden, wenn Landwirte nicht nur als notwendiges Übel, sondern als aktive Gestalter unserer Zukunft und unserer Umwelt wahrgenommen werden.
Grüße gehen raus ins Land und die Region.
Autor:
Redaktion Land und Region
Christian Kluge
Fotos: Kluge Kommunikation