10.11.2025 – land und region
Ein Landwirt ernährt heute im Schnitt 147 Menschen. Zum Vergleich: 1970 waren es lediglich 27. Diese Entwicklung zeigt, wie effizient und leistungsfähig unsere Landwirtschaft ist. Doch diese beeindruckende Zahl verschleiert, dass wir in Deutschland jedes Jahr rund 3.000 landwirtschaftliche Betriebe verlieren. Das bedeutet, dass die Versorgung von etwa 441.000 Menschen verloren geht – fast zweimal so viele wie die Einwohner einer Stadt wie Kassel oder Lübeck. Das stellt die Frage nach der Versorgungdsicherheit.
Wir stehen schon jetzt an einem kritischen Punkt: Ab Mitte Oktober leben wir in Deutschland bereits von Importen, weil unsere eigene Produktion nicht mehr ausreicht. Die zunehmende Abhängigkeit von globalen Lieferketten ist riskant, gerade in Zeiten geopolitischer Spannungen, Klimakrisen und volatiler Märkte.
Ernährungssicherheit ist kein Selbstläufer
Die Corona-Pandemie hat gezeigt, wie sensibel unser System ist. Schon die Angst vor leeren Regalen bei Klopapier oder Hefe hat zu Hamsterkäufen und Unsicherheiten geführt. Was passiert, wenn plötzlich Grundnahrungsmittel fehlen oder knapp werden? Eine solche Krise ist keine dystopische Vision, sondern eine reale Gefahr, wenn wir unsere heimische Landwirtschaft weiter schwächen.
Ernährungssicherheit funktioniert nur, wenn die Landwirtschaft als das behandelt wird, was sie ist: systemrelevant. Sie ist keine Spielwiese für ideologische Debatten oder überbordende Bürokratie. Die Lösung für viele der Probleme liegt buchstäblich vor unserer Haustür.
Deutschland: Gunstregion mit Potenzial
Deutschland ist eine Gunstregion für Landwirtschaft. Wir haben:
- Beste Böden, die in der Lage sind, eine Vielzahl von Nahrungsmitteln effizient und nachhaltig zu produzieren.
- Innovative Technik, die es ermöglicht, ressourcenschonend und klimafreundlich zu arbeiten.
- Wasser und Sonne, die Grundlage jeder erfolgreichen Landwirtschaft.
- Hervorragend ausgebildete Landwirte, die ihre Betriebe mit Know-how, Engagement und Verantwortung führen.
- Junge Menschen, die bereit sind, die Herausforderungen der Zukunft anzupacken und die Landwirtschaft weiterzuentwickeln.
Trotz dieser Voraussetzungen fehlt es an einer Politik, die diese Stärken erkennt und fördert. Stattdessen werden Landwirte durch steigende Betriebskosten, unfaire Wettbewerbsbedingungen und eine ausufernde Bürokratie in die Knie gezwungen.
Was die Politik jetzt tun muss
Es braucht keine neuen Studien oder lange Debatten, um zu handeln. Die Fakten liegen auf dem Tisch, und die Lösung ist klar:
- Rahmenbedingungen schaffen: Die Politik muss die Landwirtschaft so fördern, dass sie wirtschaftlich tragfähig bleibt. Dazu gehören faire Preise, weniger Bürokratie und ein Ausgleich für steigende Kosten wie durch den CO₂-Preis.
- Regionale Produktion stärken: Importabhängigkeit minimieren und die heimische Produktion fördern – durch Investitionen in Nachhaltigkeit, Technologie und Bildung.
- Landwirte unterstützen: Landwirtschaft ist kein Hobby, sondern ein Beruf mit enormer Verantwortung. Die Politik muss Landwirten den Rücken stärken und sie nicht durch ideologische Debatten oder pauschale Kritik schwächen.
- Gesellschaftliche Wertschätzung fördern: Ernährungssicherheit beginnt bei uns allen. Regionalität und Qualität müssen für Verbraucher und Politik wieder Priorität haben.
Ernährungssicherheit beginnt hier
Die Versorgung mit Lebensmitteln ist keine Selbstverständlichkeit. Sie basiert auf harter Arbeit, innovativer Technik und einer Politik, die den Wert der Landwirtschaft erkennt. Deutschland hat das Potenzial, eine starke und nachhaltige Landwirtschaft zu sichern – es braucht nur den politischen Willen, dieses Potenzial zu nutzen.
Landwirte sichern unsere Ernährung und sind damit unverzichtbar für die Gesellschaft. Es ist höchste Zeit, sie nicht nur als Systemrelevante zu benennen, sondern sie auch so zu behandeln. Handeln wir jetzt – bevor es zu spät ist.
Grüße gehen raus ins Land und Region.
Autor:
Redaktion Land und Region
Christian Kluge
Fotos: Kluge Kommunikation