29.03.2025 – land und region
Euer Schweigen ist lauter als jeder Protest.
Was auf dem Hof von Günther Felsner passiert ist, lässt mich fassungslos zurück. Und fast noch mehr erschüttert mich das dröhnende Schweigen jener Empörungslautsprecher, die sonst bei jeder abweichenden Meinungsäußerung den Untergang des Abendlandes beschwören und zu Demonstrationen aufrufen. Dieses selektive Wegsehen macht mich wütender als der eigentliche Vorfall.
Nicht, weil man keine andere Meinung haben dürfte – im Gegenteil: Genau das macht Demokratie aus. Sondern weil hier eine rote Linie überschritten wurde, die niemals zur Normalität werden darf.
Wer sich mit Bengalos, Leitern und Vermummung auf ein privates Grundstück schleicht, wer Dächer erklimmt, Transparente enthüllt und Angst verbreitet, der will nicht diskutieren. Der will einschüchtern. Und die Angst galt nicht Günther Felsner, der zum Zeitpunkt des Angriffs nachweislich nicht zu Hause war. Sie galt seiner Familie.
Das ist kein Protest. Das ist Einschüchterung. Das ist Gewalt. Psychoterror mit Ansage – gezielt eingesetzt, um Menschen mundtot zu machen, Haltung zu bestrafen, Familien unter Druck zu setzen. Und das in einem Land, in dem wir eigentlich stolz auf unsere demokratische Streitkultur sein könnten.
Es geht nicht darum, ob Günther Felsner in Zukunft ein politisches Amt übernimmt. Oder ob er sich in einem Verband engagiert. Es geht um etwas Grundsätzlicheres: Darf man in diesem Land noch eine Meinung vertreten – öffentlich, sichtbar, klar – ohne Angst um das eigene Zuhause, die eigene Familie?
Ich habe Stimmen gelesen, die meinen: „Das muss man aushalten, wenn man in der Öffentlichkeit steht.“ Wirklich? Muss man es aushalten, wenn vermummte Fremde mit Fackeln aufs eigene Dach steigen? Weil man sich engagiert? Weil man Verantwortung übernehmen will?
Wenn das die neue Normalität ist – dann gute Nacht Deutschland.
Besonders verstörend ist das laute Schweigen aus den höchsten politischen Ämtern. Wo bleibt die klare Verurteilung durch jene, die sonst keinen Tag vergehen lassen, ohne auf Instagram, X oder Facebook ein politisches Statement abzugeben? Wo bleibt das überparteiliche Signal: So nicht?
Und an die viel zitierten Vertreter der „Haltung“: Habt ihr euch schon einmal gefragt, ob ihr solche „Protestformen“, diesen sogenannten „zivilen Ungehorsam“, auch dann noch rechtfertigen würdet, wenn er sich gegen eure Familien richtet? Wenn plötzlich Menschen mit anderer Meinung auf eurem Hof stehen, in eurem Garten, mit Fackeln, Leitern und Transparenten? Ich bin mir ziemlich sicher: Eure Antwort wäre ein klares Nein.
Oder glaubt ihr ernsthaft, es gäbe niemanden, der eure Meinung hinterfragt oder nicht teilt? Ich kann euch versichern: Diese Menschen gibt es.
Habt ihr, die ihr so dröhnend schweigt, keine Angst davor, was hier gerade passiert? Keine Angst davor, dass eine Eskalationsspirale beginnt, deren Dynamik wir bald nicht mehr einfangen können? Ich schon.
Wir brauchen keine stille Duldung von Angst. Wir brauchen eine laute, klare Verteidigung unserer demokratischen Werte. Und zwar nicht nur dann, wenn sie ins eigene Weltbild passen – sondern gerade dann, wenn es unbequem wird. Und ich will diese Haltung nicht nur aus Berlin hören, sondern auch aus der eigenen Landesregierung, der eigenen Bürgerschaft. Es spielt keine Rolle, wie weit Bayern entfernt ist – das hier ist kein lokales Ereignis.
Denn wenn politische Konflikte mit Fackeln statt Argumenten ausgetragen werden, wenn Familien zur Zielscheibe werden, verlieren wir etwas zutiefst Wertvolles: das Vertrauen darin, dass man für seine Überzeugung einstehen darf – ohne Angst, ohne Drohungen, ohne Gewalt.
Wer das hinnimmt oder schweigend zulässt, macht nicht nur Politik kaputt, sondern auch unser Miteinander.
Und ja, dieser Kommentar ist parteiisch. Ganz bewusst. Auf der Seite von Anstand, von Gespräch, von Respekt. Auf der Seite von Günther Felsner – und auf der Seite seiner Familie, die nichts weiter getan hat, als Teil seines demokratischen Engagements zu sein. Denn genau das ist die Grundlage jeder echten Demokratie: Dass Menschen Haltung zeigen dürfen, ohne Angst um ihr Zuhause haben zu müssen.
Autor:
Redaktion Land und Region
Christian Kluge
Fotos: Kluge Kommunikation