08.10.2023 – land und region

Der Flächenbedarf und -verbrauch durch erneuerbare Energien, Gewerbe, Industrie und Infrastruktur ist nach wie vor ein großes Problem für die Landwirtschaft und die ländlichen Räume. Das trifft auch auf Bremen und die Region zu.

Laut dem BMUV liegt der tägliche Flächenverbrauch bei 55 ha, das sind etwa 78 Fußballfelder, die jeden Tag verloren gehen. Das BMUV beschreibt auf seiner Homepage genau richtig die Folgen (Zitat):“Flächenverbrauch vernichtet vielfach wertvolle (Acker-) Böden. Ländliche Gebiete werden zersiedelt. Unzerschnittene Landschaftsräume, wichtig für unsere Tier- und Pflanzenwelt, gehen verloren.“ (Quelle: BMUV)

Das, was bei diesen Zahlen aber unberücksichtigt bleibt, ist der Bedarf an Kompensationsflächen, die mit jeder Bau- und Bodenversiegelungsaktivität einhergeht.

Was bedeutet Flächenkompensation: Das ist die Entschädigung oder der Ausgleich für die Inanspruchnahme von landwirtschaftlichen Flächen oder Naturräumen für andere Zwecke, wie beispielsweise den Bau von Infrastrukturen, Siedlungen oder Industrieanlagen. Wenn Land für solche Zwecke genutzt wird, kann dies negative Auswirkungen auf die Umwelt haben, indem Lebensräume zerstört, natürliche Ressourcen verbraucht oder ökologische Prozesse gestört werden. Um diese Auswirkungen auszugleichen, werden Flächenbebauer verpflichtet, ökologische Maßnahmen zu ergreifen, um an anderer Stelle vergleichbare Flächen wiederherzustellen oder zu schützen.

Zusammengefasst bedeute das, dass nicht nur die neu versiegelten Flächen der Landwirtschaft und dem ländlichen Raum verloren gehen, sondern mindestens die gleiche Größenordnung an Kompensationsflächen noch einmal.

Es geht nicht darum, wirtschaftliche oder infrastrukturelle Entwicklungen zu verhindern oder gar zu verteufeln. Es gibt Notwendigkeiten, die gesellschaftlich wichtig sind und umgesetzt werden müssen. Worum es aber geht, ist der Bedarf an Kompensationsflächen, der zusätzlich entsteht und gerade den landwirtschaftlichen Betrieben Flächen entzieht, die zum Erhalt der regionalen Landwirtschaft und zur Entwicklung der Betriebe dringend gebraucht werden.

Wir brauchen tragfähige Konzepte für die produktionsintegrierte Flächenkompensation, die Kompensation aus Sicht der Landwirtschaft und der Förderung der Wertschöpfung denken.

Die produktionsintegrierte Flächenkompensation (PIK) ist ein Ansatz, bei dem ökologische Ausgleichsmaßnahmen direkt in die landwirtschaftliche Produktion integriert werden. Das bedeutet, dass Landwirte nachhaltige landwirtschaftliche Praktiken anwenden, die den Erhalt der Biodiversität und des Ökosystems auf ihren eigenen Feldern fördern. Dies kann beinhalten, natürliche Lebensräume innerhalb oder in der Nähe der landwirtschaftlichen Flächen zu schützen oder wiederherzustellen, um die Artenvielfalt zu fördern, den Boden- und Wasserschutz zu verbessern und die Nachhaltigkeit der landwirtschaftlichen Produktion insgesamt zu steigern. Produktionsintegrierte Flächenkompensation zielt darauf ab, den ökologischen Wert landwirtschaftlicher Flächen zu steigern, während gleichzeitig Nahrungsmittelproduktion und Wertschöpfung stattfindet.

Damit die Wertschöpfung der produktionsintegrierten Flächenkompensation in der Landwirtschaft implementiert werden kann, müssen jedoch einige wichtige Schritte unternommen werden:

  • Wir brauchen Konzepte, die tragfähige Vorteile für die Landwirtinnen und Landwirte beinhalten und über die Vorteile und die Umsetzung von PIK-Maßnahmen informieren.
  • Wir brauchen die Bereitstellung finanzieller Anreize, die die zusätzlichen Kosten für die Umsetzung von PIK-Maßnahmen decken und die Wertschöpfung erhöhen.
  • Wir brauchen Forschung und Entwicklung. Die Landwirtschaft ist ein sich ständig weiterentwickelndes Feld. Investitionen in Forschung und Entwicklung sind entscheidend, um effektivere und effizientere PIK-Methoden zu entwickeln.
  • Wir brauchen eine enge Zusammenarbeit zwischen Landwirten, Umweltschutzorganisationen, Regierungsbehörden und anderen Interessengruppen, um die Implementierung von PIK zu unterstützen.

Die Umsetzung der produktionsintegrierten Flächenkompensation erfordert Engagement, Planung und die Bereitschaft zur Anpassung. Sie kann jedoch dazu beitragen, die Nachhaltigkeit der landwirtschaftlichen Betriebsführung zu verbessern, die Biodiversität zu fördern und die langfristige Rentabilität der Betriebe sicherzustellen.

Wir brauchen jetzt Konzepte für die produktionsintegrierte Flächenkompensation und nicht irgendwann. Im „Entwicklungskonzept Landwirtschaft Bremen 2035“ über die Zukunft der Bremer Landwirtschaft steht als Ziel (und das gilt ganz sicher auch für die Region) unter der Überschrift „Erhalt der landwirtschaftlichen Nutzflächen“ (Zitat):“ Die landwirtschaftlich genutzten Flächen im Land Bremen sind dauerhaft für die Bewirtschaftung durch die landwirtschaftlichen Betriebe gesichert.“

Wer dieses Ziel ernst nimmt, beginnt jetzt damit, neue, wertschöpfende Konzepte für die produktionsintegrierte Kompensation aufzusetzen.

Autor:

Redaktion Land und Region

Fotos: Kluge Kommunikation

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