21.11.2024 – land und region

Es passiert immer wieder: Spaziergänger oder Anwohner, die es gut meinen, füttern fremde Pferde auf der Weide mit frischem Brot, überreifem Obst oder Grasschnitt aus dem eigenen Garten. Was auf den ersten Blick wie eine freundliche Geste wirkt, kann für die Tiere jedoch dramatische Folgen haben – bis hin zum Tod. Dieses Problem ist nicht nur ein Beispiel für Unwissenheit, sondern auch ein dringender Appell, sich bewusst zu machen, was Tiere wirklich brauchen und wie sensibel ihre Verdauungssysteme sind.

Warum ist das Füttern fremder Pferde so gefährlich?

Pferde haben ein hochspezialisiertes, aber auch äußerst empfindliches Verdauungssystem, das auf eine artgerechte und kontinuierliche Aufnahme von rohfaserreichem Futter wie Heu und Gras ausgelegt ist und gegebenenfalls spezialisiertem Futter, das der Besitzer in genau abgestimmten Mengen zufüttert. Futter, das davon abweicht, kann erhebliche gesundheitliche Probleme verursachen:

  • Frisches Brot oder Backwaren: Diese dehnen sich im Magen auf und können zu schmerzhaften Koliken führen, die für Pferde lebensbedrohlich sind. Koliken zählen zu den häufigsten Todesursachen bei Pferden.
  • Verschimmeltes Obst oder Gemüse: Schimmelpilze sind hochgiftig für Pferde und können zu schweren Vergiftungen führen. Bereits geringe Mengen können irreparable Schäden anrichten.
  • Grasschnitt: Im Gegensatz zu frischem Gras ist Grasschnitt durch den Fermentationsprozess nach dem Mähen schwer verdaulich und kann im Pferdemagen zu Gärung, Blähungen und Koliken führen.
  • Zucker: Ein Übermaß an Zucker, etwa dirket oder aus Brot oder Obst, kann Hufrehe auslösen – eine äußerst schmerzhafte und potenziell lebensbedrohliche Erkrankung der Hufe.
  • Ungeeignetes Futter: Auch scheinbar harmlose Lebensmittel wie Äpfel oder Karotten können, wenn sie in großen Mengen gefüttert werden, zu Verdauungsstörungen führen.

All dies zeigt: Was für Menschen als harmlos oder sogar lecker erscheint, kann für Pferde fatale Folgen haben. Das Problem verschärft sich, weil Pferde in der Regel alles fressen, was ihnen angeboten wird, unabhängig davon, ob es ihnen schadet. Verantwortungsbewusste Pferdehalter stellen deshalb sicher, dass die Tiere nur kontrolliert und mit passendem Futter versorgt werden.

Gut gemeint ist nicht gut gemacht

Die meisten Menschen, die Pferde füttern, meinen es nicht böse. Oft fehlt ihnen jedoch das Wissen, welche Auswirkungen ihre vermeintlich gute Tat haben kann. Doch Unwissenheit schützt nicht vor den Konsequenzen: Wer ein fremdes Pferd ohne Erlaubnis füttert, handelt unverantwortlich. Im schlimmsten Fall führt dieses Verhalten zum Tod des Tieres – ein vermeidbares Drama, das für die Halter nicht nur emotional, sondern auch finanziell schwerwiegende Folgen hat.

Es zeigt sich hier ein grundlegendes Problem: Viele Menschen wissen zu wenig über die Bedürfnisse von Tieren und die Verantwortung, die mit dem Umgang mit ihnen einhergeht. Dies ist nicht nur eine Frage des Respekts gegenüber den Tieren, sondern auch gegenüber den Haltern, die sich täglich um das Wohl ihrer Tiere kümmern.

Warum nicht füttern?

Es gibt viele Gründe, warum das Füttern fremder Pferde strikt unterlassen werden sollte:

  1. Gesundheitsschutz: Die Halter wissen am besten, was ihre Tiere vertragen und benötigen.
  2. Vertrauen: Das ungefragte Füttern untergräbt die Arbeit und Verantwortung der Halter.
  3. Rechtliche Konsequenzen: In Deutschland kann das Füttern fremder Pferde ohne Erlaubnis als Sachbeschädigung oder Tierquälerei eingestuft werden, wenn es dem Tier schadet.

Ein Problem fehlenden Wissens

Hier zeigt sich, wie wichtig Aufklärung ist. Tierhalter leisten bereits viel, um ihre Tiere zu schützen, etwa durch das Anbringen von Schildern wie „Bitte nicht füttern“ oder durch Gespräche mit Passanten. Doch diese Hinweise werden oft ignoriert – entweder aus Unachtsamkeit oder, weil Menschen die Warnung nicht ernst nehmen.

Respekt vor fremden Tieren und der Verantwortung ihrer Halter

Die Fütterung fremder Pferde ohne Erlaubnis ist nicht nur ein gesundheitliches Risiko für die Tiere, sondern auch ein Eingriff in die Verantwortung des Tierhalters. Pferdebesitzer kennen die individuellen Bedürfnisse ihrer Tiere und haben die Fütterung exakt auf diese abgestimmt. Wer unbefugt füttert, greift in diese Verantwortung ein und setzt die Tiere unnötigen Gefahren aus.

Genauso wie man ein fremdes Auto nicht ohne Erlaubnis anfassen würde, sollte auch der respektvolle Umgang mit Tieren selbstverständlich sein. Tiere sind keine Spielzeuge oder Freizeitattraktionen, sondern Lebewesen mit individuellen Bedürfnissen und empfindlichen Systemen.

Wie wir das Problem angehen können

Die Lösung für dieses Problem liegt in der Aufklärung und im Dialog. Wir müssen ein Bewusstsein dafür schaffen, dass das Füttern fremder Pferde kein freundlicher Akt, sondern eine potenzielle Gefahr ist. Dafür braucht es:

  1. Aufklärungskampagnen: Informationen über die Risiken und Konsequenzen der falschen Fütterung sollten breit gestreut werden – etwa durch Flyer, soziale Medien oder Informationstafeln an beliebten Spazierwegen.
  2. Schulbildung: Kinder und Jugendliche sollten bereits in der Schule lernen, wie man Tiere richtig behandelt und warum unbefugtes Füttern gefährlich ist.
  3. Respekt vor Hinweisschildern: Schilder wie „Bitte nicht füttern“ sind keine Dekoration, sondern ernst gemeinte Warnungen. Wer Tiere liebt, respektiert diese Hinweise.
  4. Strafrechtliche Konsequenzen: In einigen Fällen kann das Füttern fremder Tiere strafrechtlich verfolgt werden, insbesondere wenn es vorsätzlich geschieht oder nachweisbar zu Schäden führt. Ein Bewusstsein für diese rechtlichen Folgen könnte abschreckend wirken.

Gut gemeint ist nicht gut gemacht

Die Fütterung fremder Pferde mag aus freundlicher Absicht geschehen, doch sie ist ein Beispiel dafür, wie fehlendes Wissen Tieren schaden kann. Pferdebesitzer und Tierliebhaber können ihren Teil dazu beitragen, indem sie Aufklärung leisten und deutlich machen, warum dieses Verhalten gefährlich ist.

Wer wirklich Gutes tun möchte, sollte sich auf die verantwortungsvolle Beobachtung von Tieren beschränken und die Finger von fremden Futtertöpfen lassen. Denn der respektvolle Umgang mit Tieren beginnt damit, ihre Bedürfnisse zu respektieren – und dazu gehört auch, sie nicht ohne Erlaubnis zu füttern.

Grüße gehen raus ins Land und Region.

Autor:

Redaktion Land und Region
Christian Kluge

Fotos: Kluge Kommunikation

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