18.03.2025 – land und region
CDU, CSU und SPD haben sich zusammengerauft, um die nächsten Jahre zu regieren. Sie führen Koalitionsverhandlungen. Doch was bedeutet das für die Landwirtschaft? Die Herausforderungen sind enorm, die Antworten fehlen und müssen in den Koalitionsverhandlungen gegeben werden..
Seit Jahrzehnten wird dieser systemrelevante Wirtschaftszweig mit Pflastern zusammengehalten, statt nachhaltige Lösungen zu schaffen. Jetzt wäre der Moment, in den Koalitionsverhandlungen, zukunftsweisende Entscheidungen zu treffen, um nicht nur einzelne Betriebe, sondern die gesamte Branche zu erhalten – nicht als Versuchslabor für politische Ideologien, sondern als das, was sie ist: Ein Wirtschaftszweig, der Menschen ernährt, Arbeitsplätze schafft und ländliche Räume erhält.
Ernährungssicherheit als Staatsziel – doch plötzlich kein Thema mehr?
Noch im Wahlkampf wurde groß angekündigt, Ernährungssicherheit als Staatsziel ins Grundgesetz aufzunehmen. Eine längst überfällige Maßnahme, um die Bedeutung der Land- und Forstwirtschaft dauerhaft abzusichern. Doch jetzt? Kein Wort mehr davon.
Stattdessen sehen wir, wie andere Themen mit Lichtgeschwindigkeit ins Grundgesetz geschrieben werden, während die Landwirtschaft in den Hintergrund rückt. Dabei gibt es keine wichtigere Grundlage für ein funktionierendes Land als eine sichere Lebensmittelversorgung. Das müssen auch die Teilnehmer der Koalitionsverhandlungen verstehen.
Moorwiedervernässung – aber was ist mit den Menschen?
Moor muss nass – dieser Satz wird zunehmend zur politischen Maxime. Doch wo bleibt das Konzept für diejenigen, die dort leben und wirtschaften?
- Was passiert mit den betroffenen Betrieben und Arbeitsplätzen?
- Welche Möglichkeiten der Wertschöpfung gibt es auf diesen Flächen?
- Wie werden Menschen entschädigt, deren Eigentum und Existenzgrundlage entwertet wird?
Ohne Antworten auf diese Fragen ist die Wiedervernässung ein Strukturbruch für ganze Regionen – mit Folgen für Landwirte, Gemeinden und die gesamte regionale Wirtschaft.
Flächenfraß und Landgrabbing – ein unaufhaltsames Problem?
Jeden Tag werden in Deutschland wertvolle landwirtschaftliche Flächen versiegelt oder aufgekauft, während gleichzeitig von Ernährungssicherheit gesprochen wird.
- Wo bleibt der Schutz vor der Umwandlung produktiver Böden in Gewerbe- und Wohnflächen?
- Wie soll die heimische Lebensmittelproduktion langfristig gesichert werden, wenn landwirtschaftliche Flächen immer weiter verschwinden?
Ohne eine klare Flächenschutzstrategie werden wir immer abhängiger von Importen, mit allen Konsequenzen für Umwelt, Qualität und Versorgungssicherheit.
Pflanzenschutz und neue Züchtungsmethoden – Innovationen sind keine Gefahr, sondern Zukunftssicherung
Die Landwirtschaft steht vor enormen Herausforderungen: Klimawandel, Schädlingsdruck, steigende Umweltanforderungen. Doch moderne Pflanzenschutzmittel und innovative Züchtungen werden in der politischen Debatte immer wieder blockiert.
- Wie sollen Landwirte ressourcenschonend wirtschaften, wenn bewährte Werkzeuge entzogen werden?
- Warum werden neue Technologien verteufelt, statt sie gezielt zur Stärkung der Nachhaltigkeit zu nutzen?
Innovation ist kein Risiko – sie ist die Grundlage für eine zukunftssichere, nachhaltige Landwirtschaft.
Umbau der Tierhaltung: Kein Konzept, keine Finanzierung, keine Perspektive
Der Umbau der Tierhaltung zu mehr Tierwohl ist ein gesellschaftlicher Konsens – aber ohne tragfähige Konzepte bleibt er für viele Betriebe eine wirtschaftliche Sackgasse. Die Borchert-Kommission, die genau dafür eine langfristige Strategie mit breiter Unterstützung entwickelt hatte, ist gescheitert – weil die Politik es nicht umgesetzt und nicht finanziert hat.
- Tierwohl gibt es nicht zum Nulltarif. Wie sollen höhere Standards umgesetzt werden, wenn diese Kosten nicht gedeckt sind?
- Wie soll moderne Stallhaltung wirtschaftlich möglich sein?
- Wer mehr Platz für Tiere schaffen will, braucht neue Stallgebäude. Doch in Deutschland dauert ein Genehmigungsverfahren oft Jahre – und viele Vorhaben scheitern an unrealistischen Umwelt- oder Abstandsauflagen.
- Ist es gewollt, dass deutsche Landwirte mit strengen Auflagen kämpfen, während weiter billigere Fleischprodukte aus dem Ausland importiert werden – oft aus Ländern mit deutlich niedrigeren Standards?
Ohne ein klares Bekenntnis zur Finanzierung und Umsetzung bleibt der Umbau der Tierhaltung ein leeres Versprechen – mit der Konsequenz, dass immer mehr Betriebe aufgeben oder die Produktion ins Ausland verlagert wird. Wer Tierwohl fordert, muss auch Tierhaltung in Deutschland ermöglichen.
Der Zukunftsbauer: Mehr als nur Lebensmittelproduzent
Die moderne Landwirtschaft leistet weit mehr als nur die Erzeugung von Nahrungsmitteln. Landwirte sind heute zugleich Energiewirte, Umweltschützer und Bildungsträger.
- Sie produzieren nachhaltige Energie.
- Sie bewirtschaften Landschaften und erhalten Ökosysteme.
- Ihre Höfe sind Orte der Umweltbildung für kommende Generationen.
Doch wo sind die politischen Konzepte, um das wirtschaftlich tragfähig zu machen?
Agrarpolitik braucht eine klare Haltung – keine Flickschusterei
Es reicht nicht mehr aus, sich mit kleinen Pflastern durch die nächsten Jahre zu retten. Die Landwirtschaft braucht klare Antworten auf zentrale Zukunftsfragen:
- Ernährungssicherheit als Staatsziel verankern
- Wettbewerbsfähigkeit und faire Marktbedingungen schaffen
- Bürokratie abbauen und wirtschaftliche Perspektiven ermöglichen
- Innovationen zulassen statt verhindern
- Klimaschutzmaßnahmen mit der Landwirtschaft gestalten – nicht gegen sie
Ohne eine klare Strategie für die Landwirtschaft stirbt zuerst das Land – und dann die Stadt.
Grüße gehen raus ins Land und Region.
Autor:
Redaktion Land und Region
Christian Kluge
Fotos: Kluge Kommunikation