15.04.2025 – land und region
Der Koalitionsvertrag von CDU und SPD enthält zahlreiche Maßnahmen zur Landwirtschaft, zum ländlichen Raum, zum Umwelt- und Klimaschutz. Auf den ersten Blick entsteht der Eindruck von Engagement und Handlungsbereitschaft. Doch beim genaueren Hinsehen stellt sich die Frage: Wo ist die übergeordnete Vision, die all diese Maßnahmen strategisch verbindet?
Die Kapitel sind thematisch gegliedert – von Landwirtschaft über ländliche Regionen bis hin zu Umwelt und Ernährung. Es finden sich Aussagen wie:
„Wir wollen Dörfer der Zukunft als lebens- und liebenswerte Heimat fördern.“
Eine gute und richtige Zielsetzung – aber es bleibt offen, wie das konkret geschehen soll. Welche Instrumente, welche Finanzierungsgrundlagen, welche politische Priorität wird diesem Ziel eingeräumt?
Auch der Satz
„Wir setzen vor allem auf Freiwilligkeit, Anreize und Eigenverantwortung…“
ist richtig in der Richtung.
Doch was passiert, wenn die Freiwilligkeit nicht ausreicht? Wo ist die Balance zwischen Anreizsystemen und ordnungsrechtlichen Vorgaben? Und wie stellen wir sicher, dass die Landwirtschaft dabei nicht zum Verlierer eines unausgewogenen Interessenausgleichs wird?
Wo ist das strategische Zielbild?
Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Bürokratieabbau, Klimaanpassung – all das sind wichtige und richtige Begriffe, die auch genannt werden. Doch sie stehen nebeneinander, nicht miteinander. Es fehlt die Leitplanke, die ihnen eine gemeinsame Richtung gibt.
Eine solche Leitplanke hätte es geben können – und eigentlich auch geben müssen: Ernährungssicherheit.
Die CDU hat im Wahlkampf angekündigt, diese als Staatsziel ins Grundgesetz aufnehmen zu wollen. Jetzt fehlt dieser Punkt vollständig im Koalitionsvertrag. Warum? War es politisch nicht durchsetzbar? Hat sich die SPD verweigert? Ist es dem Kompromiss zum Opfer gefallen?
Die Frage bleibt: Wie ernst nehmen wir die Versorgungssicherheit in Deutschland wirklich?
Landwirtschaft braucht Verlässlichkeit – und Zukunftsperspektive
Was bleibt, ist der Eindruck eines Stückwerks. Viele richtige Einzelmaßnahmen – aber kein zusammenhängendes Zukunftsprojekt. Gerade für die Landwirtschaft wäre das aber essenziell.
Denn wir reden über einen Wirtschaftszweig, der nicht nur Lebensmittel produziert, sondern Landschaften pflegt, Arbeitsplätze sichert, Artenvielfalt erhält, Energie liefert und für den ländlichen Raum identitätsstiftend ist.
All das braucht Planungssicherheit, Vertrauen und klare politische Linien. Der aktuelle Vertrag bietet viele Aussagen, aber wenig Verbindlichkeit. Viele Richtungen, aber kein gemeinsames Ziel. Viele Maßnahmen, aber keinen klaren Kompass.
Fazit
Die Landwirtschaft verdient mehr als eine Aufzählung von Maßnahmen. Sie braucht eine politische Strategie, die ihre Bedeutung anerkennt und ihre Zukunft sichert.
Denn ohne ein starkes Leitbild – wie zum Beispiel die Ernährungssicherheit – bleibt die Gefahr bestehen, dass gut gemeinte Einzelmaßnahmen ineinandergreifen, aber nicht zusammenwirken.
Was wir brauchen, ist eine Politik, die die Landwirtschaft nicht nur reguliert, sondern strategisch mit ihr gemeinsam Zukunft gestaltet.
Autor:
Redaktion Land und Region
Christian Kluge
Fotos: Kluge Kommunikation