20.10.2025 – land und region
Während auf vielen Feldern die Erntezeit bereits vorbei scheint, läuft andernorts noch die sogenannte Körnermaisernte, eine der letzten großen Erntearbeiten im Jahr. Jetzt beginnt die Phase, in der Mähdrescher noch einmal auf Höchstleistung gebracht werden. Dabei geht es nicht mehr um ganze Pflanzen wie beim Silomais, sondern um das, was im Inneren der Kolben steckt: die Körner.
Spätschicht für Maschinen und Menschen
Die Ernte von Körnermais findet typischerweise im Oktober oder November statt, wenn die Pflanzen vollständig abgereift und die Körner hart und trocken genug sind. Anders als beim Silomais, der mitsamt Stängel und Blatt gehäckselt wird, wird hier gezielt der Maiskolben geerntet und das Korn vom Kolben getrennt, ein Vorgang, der technisch anspruchsvoll ist und spezielle Erntetechnik erfordert.
Der Mähdrescher wird dafür auf „Maisbetrieb“ umgerüstet mit einem sogenannten Maisgebiss, einem Schneidwerk, das Kolben gezielt abtrennt und die Pflanze auf dem Feld belässt. Dieser Umbau ist aufwendig und zeigt, wie differenziert und präzise moderne Landwirtschaft arbeitet.
Je nach landwirtschaftlichem Ziel und Tierart gibt es bei der Körnermaisernte zwei unterschiedliche Verfahren:
- Körnermais
Hierbei werden ausschließlich die Maiskörner geerntet. Sie dienen als hochwertiger Energielieferant in der Tierernährung, insbesondere bei Schweinen und Geflügel, aber auch in der Rinderfütterung. Körnermais hat einen hohen Stärkegehalt, ist sehr energiereich und lässt sich gut bevorraten.
- Corn-Cob-Mix (CCM)
Beim Corn-Cob-Mix wird der gesamte Kolben inklusive Spindel (der harte Mittelteil des Kolbens) mitgeerntet und grob zerkleinert. Das Ergebnis ist eine homogene Mischung aus Korn und Spindel nährstoffreich, strukturhaltig und besonders geeignet für Milchkühe und Mastschweine. CCM wird meist einsiliert und kann so über Monate gelagert werden. Es ist etwas weniger energiereich als reiner Körnermais, dafür aber futtertechnisch besser verdaulich und kosteneffizient.
Beide Varianten haben ihren Platz in der modernen Tierfütterung, die Entscheidung hängt ab von Tierart, Rationsgestaltung, Betriebsausrichtung und Lagerkapazitäten.
Hohe Anforderungen an Technik, Timing und Teamarbeit
Körnermais dreschen bedeutet: arbeiten unter schwierigen Bedingungen. Die Böden sind oft feucht, die Lufttemperaturen niedrig, die Tage kurz. Maschinen und Menschen sind gefordert mit hoher Schlagkraft, sorgfältiger Einstellung der Technik und Erfahrung im Umgang mit wechselnden Erntebedingungen.
Auch die Logistik auf dem Feld ist anspruchsvoll: Überladewagen fahren im Pendelverkehr zwischen Mähdrescher und Transportfahrzeug, um die Körner schnell und effizient abzutransportieren. Damit keine Verluste entstehen, muss jede Schnittstelle perfekt abgestimmt sein.
Körnermais und CCM sind mehr als bloße Rohstoffe. Sie sind zentraler Bestandteil einer effizienten, regionalen Kreislaufwirtschaft. Während importiertes Soja und andere Futtermittel oft lange Transportwege hinter sich haben, wird der Körnermais direkt vor Ort produziert mit bekannten Betrieben, kontrollierter Herkunft und klarem Bezug zur Region.
Maisernte bis zum letzten Kolben
Die Körnermaisernte ist das Schlusskapitel des landwirtschaftlichen Maisjahres aber kein leises. Es ist die Zeit der schweren Maschinen, der präzisen Arbeit, der vollen Anhänger und der verantwortungsvollen Futterproduktion. Wer jetzt noch Mähdrescher auf dem Feld sieht, sieht Landwirtschaft in Bestform – engagiert, wetterfest und systemrelevant.
Unsere Landwirtschaft, unsere Zukunft.
Grüße gehen raus ins Land und die Region.
Autor:
Redaktion Land und Region
Christian Kluge
Fotos: Kluge Kommunikation