12.05.2025 – land und region
Die medizinische Versorgung auf dem Land steht unter Druck – und mit ihr ein zentrales Element: die Landapotheke vor Ort. Früher war sie eine Selbstverständlichkeit. Heute ist sie vielerorts ein Auslaufmodell. Besonders in kleinen Dörfern stehen immer mehr Apotheken vor dem Aus – ausgerechnet dort, wo sie am dringendsten gebraucht werden.
Zunehmende Schließungen – mit dramatischen Folgen
Rund 600 Apotheken sollen in diesem Jahr bundesweit schließen, viele davon im ländlichen Raum. Die Gründe sind vielfältig: Fachkräftemangel, wirtschaftlicher Druck, hohe Bürokratiebelastung, geringe Margen und die Konkurrenz durch Online-Anbieter. Die Folge: Menschen müssen immer weitere Wege zurücklegen, um an dringend benötigte Medikamente zu kommen – oft ohne Auto, ohne Anbindung, ohne Hilfe. Das ist nicht nur eine logistische Herausforderung, sondern auch ein gesundheitliches Risiko – insbesondere für ältere oder chronisch kranke Menschen.
Apothekensterben trifft die Schwächsten
Wenn vor Ort keine Landapotheke mehr existiert, fehlt nicht nur eine Verkaufsstelle für Medikamente – es verschwindet ein Ort der Beratung, der Versorgung und der menschlichen Nähe. Landapotheken sind oft die ersten Ansprechpartner bei Fragen zu Medikamenten, Wechselwirkungen oder Nebenwirkungen. Sie sind niedrigschwellige Anlaufstellen für Menschen, die nicht gleich zum Arzt wollen oder können. Der Wegfall dieser Beratungsleistung erhöht das Risiko falscher Medikamenteneinnahme – gerade bei älteren Menschen.
Bürokratie, Honorare, Personalmangel – ein unlösbarer Mix?
Landpotheken bekommen keine prozentualen Anteile an Medikamentenpreisen mehr, sondern Pauschalen – bei gleichzeitig steigenden Personal- und Betriebskosten. Der bürokratische Aufwand nimmt zu, der Nachwuchs fehlt, viele frisch ausgebildete Apotheker:innen wechseln lieber in die Industrie. Die Arbeitsbedingungen auf dem Land – lange Öffnungszeiten, Notdienste, dünne Personaldecke – schrecken zusätzlich ab. Die Versorgungssicherheit bleibt dabei auf der Strecke.
Landapotheken sind Daseinsvorsorge – keine Luxusleistung
Eine Apotheke im Ort ist mehr als nur ein Teil der Gesundheitsstruktur. Sie ist Ausdruck von gleichwertigen Lebensverhältnissen zwischen Stadt und Land. Sie schafft Vertrauen, Nähe, Versorgungssicherheit. Sie ist ein Ort, an dem Menschen nicht nur Medikamente bekommen, sondern auch ein offenes Ohr, ein Gespräch, eine Beratung – ohne Termin, ohne App, ohne Hotline.
Was jetzt gebraucht wird
Was es braucht, ist eine politische Strategie für den Erhalt der Apotheken im ländlichen Raum. Dazu gehören:
- faire Vergütungssysteme für Beratungsleistungen,
- Maßnahmen gegen den Personalmangel,
- Bürokratieabbau und Planungssicherheit,
- stärkere Vernetzung mit Hausärzten, Pflege und mobilen Diensten.
Und vor allem: Das politische Bekenntnis, dass Gesundheit keine Frage der Postleitzahl sein darf.
Denn klar ist: Wenn wir über gleichwertige Lebensverhältnisse sprechen, dürfen wir über Landapotheken nicht schweigen. Sie gehören zum Dorf wie der Bäcker oder die Bushaltestelle. Und sie sollten auch in Zukunft da sein – als verlässliche Partner für Menschen, die auf sie angewiesen sind.
Autor:
Redaktion Land und Region
Christian Kluge
Fotos: Kluge Kommunikation