03.03.2025 – land und region
Die Lage der Landtierärzte in Deutschland ist alarmierend. Ihre Zahl nimmt seit Jahren ab, Praxen schließen, Notdienste sind nicht mehr flächendeckend gesichert – und die Politik sieht tatenlos zu. Dabei sind Landtierärzte unersetzlich für das Tierwohl, die landwirtschaftliche Tierhaltung und den Schutz vor Tierseuchen.
Was machen Landtierärzte?
Landtierärzte sind weit mehr als nur Veterinäre – sie sind Notarzt, Chirurg, Psychologe und Viehflüsterer in einer Person. Sie leisten täglich:
- Diagnostik, Behandlung und Impfungen für Rinder, Schweine, Schafe, Ziegen und Pferde.
- Geburtshilfe bei Nutztieren, oft unter widrigsten Bedingungen, sei es im Stall oder auf der Weide.
- Bestandsbetreuung und Beratung, um Krankheiten zu vermeiden und Tierwohl zu verbessern.
- Notfalldienste – rund um die Uhr, denn eine Geburt, eine Kolik oder eine schwere Lahmheit kann nicht warten.
- Seuchenschutz, um Tierkrankheiten frühzeitig zu erkennen und die Ausbreitung zu verhindern.
Warum gibt es immer weniger Landtierärzte?
- Unattraktive Arbeitsbedingungen: Die langen Arbeitszeiten, die hohen physischen Anforderungen und die Notdienste 24/7 schrecken viele junge Tierärzte ab.
- Schlechtere Bezahlung als in der Stadt: Während Kleintierpraxen wirtschaftlich oft besser dastehen, kämpfen viele Landtierärzte mit hohen Betriebskosten und niedrigen Einnahmen.
- Lange Fahrzeiten, hoher Stress: Viele Praxen betreuen große Gebiete und fahren täglich Hunderte Kilometer von Hof zu Hof – oft unter immensem Zeitdruck.
- Explodierende Bürokratie: Neben der eigentlichen Arbeit verbringen Tierärzte immer mehr Zeit mit Abrechnung, Dokumentation und neuen gesetzlichen Vorgaben.
- Zusätzliche Aufgaben statt Lösungen: Anstatt die Probleme zu lösen, plant die Politik weitere Aufgaben für Tierärzte – wie die Anwesenheit beim Verladen von Schlachtvieh. Doch wer soll das machen, wenn es schon jetzt kaum noch Tierärzte für Nutztierbestände gibt?
Die Folgen sind fatal
- Tierärztliche Notversorgung bricht weg: In vielen Regionen gibt es nachts oder an Wochenenden kaum noch Landtierärzte im Notdienst. Das bedeutet für Landwirte und Tiere: lange Wartezeiten oder weite Anfahrtswege.
- Tierseuchen-Gefahr steigt: Ohne eine flächendeckende tierärztliche Versorgung steigt das Risiko für die Ausbreitung von Tierkrankheiten.
- Landwirtschaftliche Betriebe stehen allein da: Wer in der Milchvieh-, Schweine- oder Geflügelhaltung tätig ist, braucht eine verlässliche veterinärmedizinische Versorgung. Fehlt diese, wird es für Betriebe noch schwerer zu überleben.
Was jetzt passieren muss
- Attraktive Bedingungen für Landtierärzte schaffen: Dazu gehören bessere Vergütungssysteme, finanzielle Anreize für Praxisgründungen im ländlichen Raum und Unterstützung bei Notdiensten.
- Bürokratie abbauen: Weniger Papierkram, mehr Zeit für das, was wirklich zählt – die Arbeit am Tier.
- Verbindliche Maßnahmen gegen den Tierärztemangel: Die Politik muss gezielt junge Tierärzte für die Arbeit mit Nutztieren gewinnen – sei es durch finanzielle Unterstützung im Studium, gezielte Ausbildungsprogramme oder eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie.
- Keine zusätzlichen Belastungen ohne Lösungen: Bevor neue Vorschriften für Tierärzte beschlossen werden, muss die Frage geklärt werden: Wer soll diese Aufgaben überhaupt noch übernehmen?
Ohne Landtierärzte keine gesunden Tiere und keine sichere Landwirtschaft
Landtierärzte sind die erste Verteidigungslinie gegen Tierseuchen, die Garanten für das Tierwohl und unverzichtbare Partner der Landwirtschaft. Doch wenn sich die Bedingungen nicht verbessern, wird ihr Beruf weiter an Attraktivität verlieren – mit dramatischen Folgen für Landwirte, Tiere und Verbraucher.
Die Politik muss endlich handeln, bevor es zu spät ist. Ohne Landtierärzte gibt es keine gesunden Nutztiere – und ohne Nutztiere keine sichere Lebensmittelproduktion.
Grüße gehen raus ins Land und Region.
Autor:
Redaktion Land und Region
Christian Kluge
Fotos: Kluge Kommunikation