05.12.2025 – land und region
Die Preise für Lebensmittel sind in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Für viele Verbraucherinnen und Verbraucher ist der Wocheneinkauf zur Belastung geworden. Doch während die Ausgaben an der Supermarktkasse steigen, bleibt für die Landwirtinnen und Landwirte am Anfang der Kette oft alles beim Alten. Ein neues Gutachten der Monopolkommission bringt es auf den Punkt: Der Handel gewinnt, die Erzeuger nicht.
Ein Beispiel: Milchpreis – viel bezahlt, wenig angekommen
2014 kostete ein Liter Milch im Supermarkt rund 70 Cent. Davon gingen etwa 40 Cent an die Bäuerinnen und Bauern. 2023 lag der Preis bei 1,05 Euro – doch der Anteil für die Landwirtschaft war laut Bericht immer noch 40 Cent. Das heißt: Verbraucher zahlen deutlich mehr, aber die Erzeuger bekommen vom zusätzlichen Umsatz nicht einmal einen Cent mehr. Dieses Missverhältnis zieht sich durch viele Produktgruppen.
Laut Monopolkommission ist die Konzentration im Lebensmitteleinzelhandel in Deutschland in den letzten 20 Jahren massiv gestiegen. Die großen vier – Edeka, REWE, Aldi und die Schwarz-Gruppe (Lidl/Kaufland) – kontrollieren inzwischen rund 87 Prozent des Marktes. Für kleinere Anbieter bleibt kaum noch Raum. Diese Marktmacht hat Folgen: Gewinnmargen steigen, während der Wettbewerb schrumpft zum Nachteil für Erzeuger und Verbraucher.
Preisweitergabe? Ja, aber nur in eine Richtung
Wenn sich die Erzeugerpreise erhöhen, reagieren die Handelsketten schnell, die Preise an der Kasse steigen. Doch wenn die landwirtschaftlichen Einkaufspreise sinken, kommen diese Entlastungen bei den Verbraucherinnen und Verbrauchern oft nicht oder nur verzögert an. Auch davon berichtet die Monopolkommission. Dieses Ungleichgewicht verschärft die wirtschaftliche Lage auf den Höfen und untergräbt das Vertrauen in faire Lieferketten.
Die Monopolkommission spricht sich für mehr Transparenz und Kontrolle aus. Dazu gehören:
- eine strengere Kontrolle von Unternehmenszusammenschlüssen
- eine aktive Rolle des Bundeskartellamts
- verbesserte Klagemöglichkeiten für Verbände und Betroffene entlang der Lieferkette
Denn: Wer als einzelner Landwirt wirtschaftlich unter Druck steht, wird kaum gegen marktmächtige Abnehmer klagen. Es braucht strukturelle Änderungen und einen fairen Rahmen, in dem Landwirtschaft, Verarbeitung, Handel und Verbraucher gleichberechtigt verhandeln können.
Faire Preise beginnen mit fairen Strukturen
Der Bericht der Monopolkommission zeigt kein überraschendes, aber ein klares Bild: Die aktuelle Marktmacht im Handel verzerrt die Preisbildung, verhindert Wettbewerb und trifft ausgerechnet jene am stärksten, die die Lebensmittel produzieren.
Wenn wir eine zukunftsfähige, regionale Landwirtschaft wollen, dann braucht es mehr als schöne Worte und Imagekampagnen. Es braucht faire Rahmenbedingungen, politische Aufmerksamkeit und eine Debatte darüber, wie viel Marktmacht eigentlich noch gesund ist, für unsere Höfe, unsere Versorgung und unser Land.
Grüße gehen raus ins Land und die Region.
Autor:
Redaktion Land und Region
Christian Kluge
Fotos: Kluge Kommunikation