05.11.2023 – land und region

Am Freitag, den 3. November 2023 ging es in der Stadthalle in Osterholz-Scharmbeck MOORwärts. Aber ging es auch für die Landwirtschaft an diesem Tag, bei diesem Thema vorwärts?

Erst einmal gilt der Dank dem Kreislandvolk Osterholz, dem Landkreis Osterholz und allen weiteren Mitorganisatoren für die großartige Organisation und Durchführung dieser Veranstaltung. Sie war rundum gelungen und von einer konstruktiven Diskussionskultur geprägt. Zudem wurde auf der Veranstaltung auch wieder deutlich, dass das Thema Moorschutz immer wieder von der Landwirtschaft konsequent besetzt werden muss. Nur so können die Probleme, Herausforderungen und nicht beantworteten Fragen bzw. ungelösten Probleme, gerade für die Landwirtschaft, sichtbar gemacht werden.

MOORwärts war, nach der großen Moortagung 2022 in Bremen, die vom Niedersächsischen Landvolk und Bremer Bauernverband durchgeführt wurde, genau die richtige und wichtige Weiterführung dieses Themas. Die Antwort auf die Frage, ob es in Osterholz-Scharmbeck, ein Jahr nach Bremen, neue Aspekte bzw. sogar neue Antworten, gerade von der Politik, gegeben hat, ist nein. Das war aber auch nicht zu erwarten.

Der Moorschutz und die Wiedervernässung von Mooren sind eine wichtige Maßnahme zum Schutz dieser empfindlichen Ökosysteme, die eine entscheidende Rolle bei der Kohlenstoffspeicherung und dem Erhalt der Biodiversität spielen. Das stellt niemand in Frage und Nichts zu tun, ist auch keine Option. Moorschutz hat aber auch massive Auswirkungen auf die Landwirtschaft. Es ist daher unerlässlich, dass Landwirte, Politiker, Umweltbehörden und Interessengruppen zusammenarbeiten, um Lösungen zu finden, die sowohl den Schutz der Moore als auch die Bedürfnisse der Landwirtschaft und der dort lebenden Menschen berücksichtigen.

Moorschutz und die Wiedervernässung der Moore

  • darf nicht ohne Beteiligung und Berücksichtigung der Landwirtschaft stattfinden, denn diese Gebiete sind ihre wirtschaftliche Existenz.
  • darf nicht ohne die dort lebende Bevölkerung durchgeführt werden, denn diese Gebiete sind auch Heimat und zuhause zahlreicher Menschen.
  • darf nicht stattfinden, ohne die Frage zu beantworten, ob wir es uns wirklich erlauben können, Millionen von Hektar Land aus der Lebensmittelproduktion herauszunehmen.
  • darf nur stattfinden, wenn wissenschaftlich für alle Flächen geklärt ist, ob es wirklich Moore sind, ob hier Kohlenstoff freigesetzt wird und ob sie wirklich renaturierbar sind. Unklarheiten oder ein „das passt schon“ darf es hier nicht geben.
  • darf nur stattfinden, wenn die Entschädigungsfrage geklärt ist. Hier wird der Wert von Flächen und der Wert von Privateigentum irreversibel vernichtet.
  • darf nur stattfinden, wenn ein Baukasten an Maßnahmen klar und nachhaltig definiert ist, wie auf den Flächen weiter Wertschöpfung erzielt werden kann.
  • darf nur stattfinden, wenn die Teilnahme daran freiwillig ist. Es muss auch weiterhin für Landwirte möglich sein, auf ihrem Eigentum Viehhaltung oder Ackerbau zu betreiben. Zwangsteilnahmen oder sogar Enteignungen sind keine Option.

Die Landwirtschaft ist gewarnt, dass muss man ganz klar sagen. Durch das Scheitern der Borchert-Kommission in diesem Jahr und damit das Scheitern des Umbaus der Tierhaltung zu mehr Tierwohl ist Warnung und Negativbeispiel zugleich. Hier ist ein Konzept gescheitert, das bei den Bauernverbänden, Umweltschutzverbänden und vielen anderen Beteiligten auf breite Zustimmung getroffen ist. Durch die Nicht-Umsetzung und Nicht-Finanzierung des Konzeptes durch die handelnde Politik, ist extrem viel Vertrauen in der Landwirtschaft verspielt worden. Dies sollte und darf der Politik bei der Frage des Moorschutzes nicht noch einmal passieren. Die Konsequenzen wären fatal.

Dass, was aber auch nicht passieren darf, ist, dass die Frage des Moorschutzes ausgesessen wird, in der Hoffnung, dass ein Großteil der betroffenen landwirtschaftlichen Betriebe in diesen Regionen aufgrund der fehlenden Planungssicherheit von allein aufhören und man dann stressfreier und billiger Moorschutz umsetzen kann. Ein politisch ausgesessener Strukturwandel ist inakzeptabel.

Es sind viele richtige und eindeutige Aussagen in Osterholz-Scharmbeck getroffen worden. Die ganze Komplexität und die riesigen Herausforderungen für die Landwirtschaft, die Wirtschaft, die Gemeinden und die Menschen in den Moorregionen wurde wieder sehr deutlich. Der Schutz von Mooren erfordert langfristige Anstrengungen und die Zusammenarbeit von Politik, Landwirtschaft, Gemeinden, Wissenschaft, Forschung und vielen weiteren Interessengruppen, um Antworten zu finden. Schnelle Lösungen gibt es nicht.

An den Aussagen, dass es Moorschutz ohne Landwirtschaft und ohne Ausgleich nicht gehen wird, die so oder so ähnlich auch schon vor einem Jahr in Bremen getroffen wurden, wird die Politik gemessen werden.

Autor:

Redaktion Land und Region
Christian Kluge

Fotos: Kluge Kommunikation

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