16.01.2025 – land und region
Die Diskussion um pflanzenbasierte Ernährung ist wichtig, aber sie darf nicht von ideologischen Schlagworten und unterkomplexen Ansätzen geprägt sein. Jeder Mensch hat das Recht, selbst zu entscheiden, was er isst – ob vegan, vegetarisch oder mit Fleisch. Doch eine gesunde Ernährung basiert nicht auf Extremen, sondern auf Ausgewogenheit, Regionalität und Saisonalität.
Die unverzichtbare Rolle der Nutztiere
Ohne Nutztiere ist eine nachhaltige Landwirtschaft und Ernährungssicherheit in Deutschland nicht möglich. Hier sind einige zentrale Fakten:
- Kreislaufwirtschaft und Wirtschaftsdünger
Tiere liefern nicht nur Nahrung wie Milch und Fleisch, sondern auch Wirtschaftsdünger, der in der Landwirtschaft unverzichtbar ist – gerade für Biobetriebe. Ohne organische Düngemittel würde die Bodenfruchtbarkeit erheblich leiden, und der Einsatz von chemischen Düngern müsste massiv steigen. - Grünland und Biodiversität
Rund 30 % der landwirtschaftlichen Fläche in Deutschland sind absolutes Grünland, das nicht für den Ackerbau geeignet ist. Dieses Grünland kann nur durch Wiederkäuer wie Kühe, Schafe und Ziegen bewirtschaftet werden, die Gras in hochwertiges Protein umwandeln. Grünland bindet CO₂, schützt die Böden vor Erosion und ist ein unverzichtbarer Lebensraum für zahlreiche Arten. Wird es in Acker umgewandelt, gehen diese Vorteile verloren. - Verwertung von Biomasse
Bei der Produktion pflanzlicher Lebensmittel entstehen enorme Mengen an nicht essbarer Biomasse. Nutztiere können diese in Nahrung umwandeln, während die direkte Entsorgung von Biomasse durch Verrottung Emissionen freisetzt. Beispielsweise entsteht bei der Produktion von Haferdrink für einen Liter etwa 60 % nicht essbare Biomasse – diese kann entweder weggeworfen oder an Tiere verfüttert werden. - Ressourcenschonung durch Tiere
Der Anbau von Eiweißpflanzen für den menschlichen Verzehr auf Flächen, die aktuell für Futterproduktion genutzt werden, ist nicht nur aufgrund der Bodenqualität oft nicht möglich, sondern erfordert auch mehr Ressourcen wie Wasser, Ackerland, Treibstoff und Dünger. Nutztiere sind Teil eines effizienten Kreislaufs, der nachhaltig Lebensmittel und Dünger produziert.
Die Debatte braucht Fakten, keine Ideologie
Die politische Diskussion über Ernährung und Landwirtschaft darf nicht durch vereinfachte Thesen und Schlagworte geführt werden. Vielmehr müssen wir die komplexen Zusammenhänge verstehen:
- Ernährungssicherheit: Ohne Nutztiere können wir die globale und nationale Ernährung nicht sicherstellen.
- Nachhaltigkeit: Tiere sind integraler Bestandteil einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft, die Böden schützt, Biodiversität erhält und Ressourcen effizient nutzt.
- Regionale Verantwortung: Eine stärkere Fokussierung auf regional produzierte, hochwertige Lebensmittel – auch bei Fleisch – kann Umwelt- und Klimaschutz erheblich fördern.
Ein gemeinsamer Weg nach vorne
Die Lösung liegt nicht in einer absoluten Ablehnung von Tierhaltung oder dem vollständigen Verzicht auf tierische Produkte, sondern in einer Weiterentwicklung der Tierhaltung. Wir müssen den Fleischkonsum bewusster gestalten: weniger, dafür regionaler und qualitativ hochwertiger. Gleichzeitig braucht die Landwirtschaft faire Rahmenbedingungen, um nachhaltige Lösungen umzusetzen.
Ohne Nutztiere gibt es keinen funktionierenden Kreislauf, keine nachhaltige Landwirtschaft und keine Ernährungssicherheit. Es ist Zeit, die Diskussion faktenbasiert und lösungsorientiert zu führen – im Interesse von Umwelt, Klima und einer gesicherten Versorgung.
Grüße gehen raus ins Land und Region.
Autor:
Redaktion Land und Region
Christian Kluge
Fotos: Kluge Kommunikation