15.05.2025 – land und region
Mit dem Frühling beginnt in Deutschland eine der traditionsreichsten Saisonen: Die Spargelzeit. Für viele ein kulinarisches Highlight, für die Landwirtschaft aber harte, körperliche Arbeit unter anspruchsvollen Bedingungen. Denn Spargelanbau ist Handarbeit. Jede Stange wird gestochen, nicht maschinell geerntet. Die Ernte beginnt früh morgens, verlangt Erfahrung, Fingerspitzengefühl – und eine enorme Arbeitsleistung in einem begrenzten Zeitfenster. Pünktlich zu Johanni, am 24. Juni, endet die Saison. Und genau das macht deutschen Spargel so besonders: Er ist regional, saisonal, frisch – und er steht für das, was Landwirtschaft leisten kann, wenn man ihr die Bedingungen dafür lässt.
Regionale Landwirtschaft unter Druck
Doch genau diese regionale Qualität steht zunehmend unter Druck. In deutschen Supermärkten liegt Spargel aus Griechenland, Spanien oder Peru oft direkt neben der heimischen Ware – zu deutlich günstigeren Preisen. Was auf den ersten Blick wie ein Vorteil für den Verbraucher erscheint, ist bei genauerem Hinsehen Ausdruck ungleicher Produktionsvoraussetzungen innerhalb der EU.
Während deutsche Betriebe strenge Vorgaben in puncto Arbeitsrecht, Pflanzenschutz, Nachverfolgbarkeit, Bodenschutz und Sozialstandards erfüllen müssen, gelten diese Anforderungen in anderen EU-Ländern nur eingeschränkt – oder werden nicht konsequent kontrolliert. Der Preisunterschied entsteht also nicht durch bessere Effizienz, sondern durch geringere Auflagen. Damit wird echter Wettbewerb verzerrt – auf Kosten der heimischen Landwirtschaft und der langfristigen Versorgungssicherheit.
Spargel steht für Wertschätzung – nicht für Massenware
Deutscher Spargel ist ein Beispiel für Landwirtschaft, die Verantwortung übernimmt: für Böden, für Mitarbeitende, für regionale Wertschöpfung. Wer ihn kauft, unterstützt nicht nur ein Lebensmittel – sondern ein ganzes System, das Qualität vor Quantität stellt. Und das hat seinen Preis. Kein Landwirt kann Spargel für 2,99 Euro pro Kilo erzeugen, wenn gleichzeitig Mindestlöhne, Arbeitszeiten, saisonale Arbeitskräfteunterkünfte, Energiepreise und Bürokratie täglich steigen.
Was es jetzt braucht: Fairness, Transparenz und politische Weichenstellung
Wenn wir es ernst meinen mit Regionalität, Saisonalität und CO₂-Einsparung, dann müssen wir auch ehrlich über Handelspraktiken sprechen. Es braucht:
- eine faire Bezahlung regionaler Produkte
- politische Maßnahmen gegen Wettbewerbsverzerrung innerhalb der EU
Denn Spargel ist nur ein Beispiel von vielen. Er zeigt exemplarisch, wie schwer es geworden ist, in Deutschland Lebensmittel zu erzeugen, die gleichzeitig bezahlbar, hochwertig und nachhaltig sind.
Am Ende entscheidet der Einkaufskorb
Ob die Zukunft des deutschen Spargels gesichert ist, liegt nicht nur in den Händen der Landwirte. Es liegt auch an der Politik – und am Konsumverhalten. Wer zu regionalem Spargel greift, stärkt die heimische Landwirtschaft. Und trägt dazu bei, dass es auch künftig noch Spargel aus unserer Region gibt – frisch, ehrlich, mit Gesicht und Herkunft.
Autor:
Redaktion Land und Region
Christian Kluge
Fotos: Kluge Kommunikation