20.10.2025 – land und region

Am 16. Oktober war Welternährungstag. Ein internationaler Gedenk- und Aktionstag, 1979 von der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) ins Leben gerufen, um auf ein Problem aufmerksam zu machen, das nicht kleiner wird: Hunger. Doch dieser Tag blieb es in Deutschland auffällig still.

Dabei betrifft das Thema uns alle. 733 Millionen Menschen weltweit waren im Jahr 2023 von Hunger betroffen, das ist etwa jeder elfte Mensch. Gleichzeitig leben wir in einem Land mit übervollen Supermarktregalen, nahezu rund um die Uhr verfügbarer Ernährung und saisonunabhängiger Produktvielfalt. Ein Kontrast, der Fragen aufwirft.

Hunger ist kein Produktionsproblem sondern ein Verteilungsproblem

Weltweit können genug Lebensmittel erzeugt werden, um alle Menschen zu ernähren. Das Problem liegt nicht im Mangel, sondern in der ungleichen Verteilung. In vielen Regionen fehlt der Zugang zu gesunden Lebensmitteln, sei es durch Armut, durch Kriege, durch Vertreibung oder durch Folgen des Klimawandels.

Gleichzeitig wird in anderen Teilen der Welt täglich tonnenweise Essen entsorgt. Die Schieflage ist dramatisch und sie ist nicht nur ein Problem des globalen Südens.

Deutschland: Gunstregion mit globaler Verantwortung

Gerade in einem Land wie Deutschland muss der Blick weiter gehen. Wir sind eine der wenigen Regionen weltweit, in denen die Rahmenbedingungen für die landwirtschaftliche Erzeugung ideal sind:

  • fruchtbare Böden
  • verlässliche Wasserversorgung
  • gemäßigtes Klima mit ausreichend Sonneneinstrahlung
  • hochtechnisierte Landwirtschaft
  • Landwirte mit einem der höchsten Ausbildungsstände weltweit

Diese Kombination ist kein Zufall, sondern ein Privileg. Ein Privileg, das mit Verantwortung einhergeht. Wer hier über Landwirtschaft spricht, sollte sich bewusst sein: Wir produzieren nicht nur für uns selbst, wir sind Teil eines globalen Ernährungssystems.

Zwischen Naturschutz und Nahrungsmittelsicherheit

In der öffentlichen Diskussion wird Landwirtschaft in Deutschland zunehmend durch die Brille des Arten- und Umweltschutzes betrachtet. Das ist bis zu einem bestimmten Punkt wichtig und richtig. Doch bei aller notwendigen Debatte um Biodiversität, Moore oder Emissionen darf eines nicht aus dem Blick geraten: Landwirtschaft ernährt Menschen. Und zwar nicht abstrakt, sondern ganz konkret hier wie anderswo.

Ein Hektar weniger landwirtschaftliche Nutzfläche in Deutschland bedeutet nicht automatisch mehr Natur, sondern weniger Natur in anderen Ländern und weniger Ernährungssicherheit für uns und für andere. Wer ernsthaft über die Zukunft der Landwirtschaft spricht, muss daher auch globale Verantwortung mitdenken.

Ein stiller Tag und ein klarer Auftrag

Der Welternährungstag hätte ein Anlass sein können, genau diese Themen stärker zu diskutieren: Was ist unsere Rolle in einer Welt, in der Millionen hungern? Wie können wir nachhaltig produzieren, ohne Ertragssicherheit zu verlieren? Und wie gelingt es, Ernährungssicherheit und Umweltziele gemeinsam zu denken, statt sie gegeneinander auszuspielen?

Welternährung ist kein Thema für Sonntagsreden. Sie beginnt bei jeder Ackerfurche, jeder Entscheidung am Ladentisch und bei der ehrlichen Anerkennung dafür, was Landwirtschaft in Gunstregionen wie Deutschland leisten kann und leisten muss. Nicht aus Bequemlichkeit. Sondern aus Verantwortung.

Stattdessen war der 16. Oktober ein stiller Tag fast überhört im Getöse des Alltags. Dabei wäre genau jetzt der richtige Moment, um am Welternährungstag Landwirtschaft wieder als das zu begreifen, was sie im Kern ist: Lebensgrundlage.

Grüße gehen raus ins Land und die Region.

Autor:

Redaktion Land und Region
Christian Kluge

Fotos: Kluge Kommunikation

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