05.05.2025 – land und region

Jedes Jahr im Frühjahr beginnt ein Wettlauf mit der Zeit – zwischen der ersten Mahd und dem Schutz von Wildtieren, besonders der Rehkitzsuche. Mit dem Frühling beginnt die wohl sensibelste Zeit für Rehkitze, Hasenjunge und Bodenbrüter. Die Tiere setzen auf Tarnung: regungslos im hohen Gras, verlassen auf ihren Instinkt und die stille Hoffnung, dass keine Gefahr kommt. Doch die Gefahr kommt – in Form von Mähwerken, die dringend benötigtes Futter für unsere Nutztiere einholen.

Landwirte handeln verantwortungsvoll – und mit großem Aufwand
Kein Landwirt nimmt es leicht, wenn in dieser Zeit Maschinen anrollen. Im Gegenteil: Sie setzen auf Vorsorge – mit Flatterbändern, akustischen Signalgebern, in Zusammenarbeit mit Jägerschaften, Wildtierrettern und Ehrenamtlichen. Es werden frühmorgens Drohnen mit Wärmebildtechnik eingesetzt, Gebiete abgegangen, Nester markiert – oft um vier Uhr morgens, ehrenamtlich, mit Respekt und aus tiefem Verantwortungsgefühl.

Moderne Technik für den Tierschutz: Drohnen mit Wärmebildkamera

Um diese Tiere rechtzeitig zu finden und zu retten, kommt heute zunehmend Hightech bei der Rehkitzsuche zum Einsatz: Drohnen mit Wärmebildkameras. Bereits in den frühen Morgenstunden, oft ab 4 Uhr, starten Ehrenamtliche, Jäger, Landwirte und Unterstützer in den Einsatz. Der Grund: In den kühlen Morgenstunden sind die Temperaturunterschiede zwischen Tierkörper und Umgebung am größten – und somit die Erfolgsaussichten, ein Kitz zuverlässig zu erkennen, am höchsten.

Die Drohne fliegt dabei systematisch die Wiese ab, scannt das Gelände per Wärmebild. Erkennt die Kamera eine auffällige Wärmequelle, wird die Stelle per GPS markiert. Helfer gehen dann behutsam zu Fuß in die Fläche, sichern das Kitz und setzen es mit Einverständnis der Jagdausübungsberechtigten vorübergehend in einer schützenden Box oder Kiste am Feldrand aus. Nach der Mahd kann das Muttertier es wieder abholen.

Rehkitzrettung ist kein Nebenprodukt – sie ist Teil moderner Landwirtschaft

Inzwischen ist die Rehkitzsuche zu einem festen Bestandteil der landwirtschaftlichen Praxis geworden. Unterstützt durch modernste Technik, organisiert durch lokale Netzwerke und getragen vom Zusammenhalt in den ländlichen Regionen. Das alles geschieht nicht, weil es Pflicht ist – sondern weil es eine Haltung ist. Eine Haltung, die zeigt: Landwirtschaft und Tierschutz schließen sich nicht aus – sie bedingen sich.

Keine 100 Prozent – aber 100 Prozent Einsatz

Trotz all dieser Maßnahmen: Es gibt keine absolute Sicherheit. Weder Drohnen noch Menschen können jeden Quadratmeter fehlerfrei kontrollieren, jede Gefahr ausschließen. Aber es wird alles getan, was möglich ist – mit Technik, Verantwortung, Erfahrung und viel Herzblut.

Unwissen und Vorurteile gefährden den Dialog

Es wird leider immer noch zu schnell mit dem Finger auf die Landwirte gezeigt – meist von jenen, die weder die Arbeit noch die Verantwortung kennen. Was oft übersehen wird: Wer Tiere halten will, muss auch für Futter sorgen. Und wer Tiere auf der Wiese schützen will, muss auch verstehen, was Mahd bedeutet – zeitlich, technisch, wirtschaftlich.

Klare Absage an haltlose Vorwürfe

Und deshalb ist es umso schäbiger, wenn einige behaupten, diese Tiere würden nur gerettet, „damit Jäger sie später abschießen“. Das ist nicht nur faktisch falsch, sondern eine bodenlose Unterstellung gegenüber Menschen, die sich in den frühen Morgenstunden ehrenamtlich auf den Weg machen, um Leben zu retten. Hier geht es nicht um Jagd. Hier geht es um Schutz. Um den Schutz von Wildtieren, um den Respekt vor Leben und um gelebten Naturschutz in der Praxis.

Landwirtschaft und Jagd – als Partner im Wildtierschutz

Viele Landwirtinnen und Landwirte arbeiten bei der Rehkitzsuche Hand in Hand mit den örtlichen Jägerinnen und Jägern – nicht, um Tiere zu verfolgen, sondern um sie zu schützen. Das Bild vom „rücksichtslosen Landwirt“ oder dem „wildhungrigen Jäger“ ist eine böswillige Verzerrung und wird den vielen engagierten Menschen auf dem Land in keiner Weise gerecht.

Was wir brauchen

Wir brauchen mehr Unterstützung statt Vorwürfe, mehr Aufklärung statt Pauschalkritik, mehr Anerkennung für das, was heute in Sachen Wildtierschutz auf den Feldern geleistet wird. Denn die Realität zeigt: Die meisten Landwirte sind längst Teil der Lösung – nicht des Problems.

Appell: Hinschauen. Mitmachen. Anerkennen.

Wer etwas für den Schutz von Wildtieren tun will, sollte sich nicht empören, sondern engagieren. Viele Regionen suchen noch Helferinnen und Helfer für die Rehkitzrettung. Es ist eine stille, oft kühle und nasse, aber sehr sinnvolle Arbeit – und am Ende mehr Wert als jedes Posting in sozialen Netzwerken.

Denn am Ende des Tages gilt: Rehkitzrettung ist kein PR-Stunt, sondern täglicher Einsatz für den Tierschutz – früh, freiwillig, mit Überzeugung. Wer mitreden will, sollte sich erst informieren, dann mitwirken – und dann kritisch begleiten. Das wäre fair. Gegenüber den Tieren. Und gegenüber denen, die draußen Tag für Tag die Verantwortung tragen.

Autor:

Redaktion Land und Region
Christian Kluge

Fotos: Kluge Kommunikation

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