23.07.2025 – land und region

So, heute feiern wir eine Beere, die mehr Charakter hat als so mancher Talkshowgast: die Himbeere. Zart im Biss, wild im Aroma, rot wie Wut und Liebe zugleich und so empfindlich, dass sie beim schief angucken beleidigt schimmelt. Aber genau deshalb lieben wir sie. Die Himbeere ist keine Beere für Grobmotoriker. Sie ist Diva, Delikatesse und Dessertrevoluzzerin in einem. Wer sie behandelt wie’n Apfel, hat eh die Kontrolle über sein Leben verloren.

Und ja, ich weiß: Botanisch gesehen ist das keine richtige Beere. Sammelsteinfrucht, blabla. Komm mir nicht mit Klugscheißerei, wenn ich gerade mit der Zunge die letzten Kerne aus den Zähnen pul. Für mich ist das ’ne Beere. Und zwar die Beste. Punkt.

Frisch vom Strauch gepflückt, noch warm von der Sonne, direkt in den Mund – das ist nicht Essen, das ist Sommer in Reinform. Und wenn’s richtig läuft, hängen sie nicht in Plastikschalen aus dem Supermarkt, sondern auf Sträuchern beim Bauern um die Ecke. Regional, reif, rot. Keine Weltreise hinter sich, kein Billigflug im Kühl-LKW. Sondern Geschmack mit Rückgrat.

Aber was machen die Leute? Kaufen Tiefkühl-Himbeeren im Beutel und wundern sich, dass die auf dem Kuchen aussehen wie Matsch mit Nostalgie. Oder noch schlimmer: Sie bringen irgendeine rosa Fertigmischung mit „Himbeergeschmack“ mit zum Kaffeekränzchen – künstlicher als ein Reality-Star beim Zahnarzt.

Wann genau haben wir eigentlich aufgehört, selbst mit den Händen was zu machen?
Ein paar frische Himbeeren waschen, ein bisschen Quark, ein Spritzer Zitrone, ein Hauch Zucker – fertig ist der Sommer. Das ist Leben.

Und falls jetzt wieder einer mit dem Kalorienrechner kommt: Himbeeren haben weniger Zucker als deine gute Laune am Montagmorgen. Sie sind Ballaststoffwunder, Antioxidantien-Bombe, Eisenlieferant, Verdauungsfreund und Haut-Glattmacher. Und falls du immer noch glaubst, Gummibärchen wären Obst – dann iss halt weiter rote Chemie mit Gelatine und lass uns die echten Beeren.

Und übrigens: Wer Himbeeren selber pflückt, weiß, was Arbeit ist. Stachelige Sträucher, krummer Rücken, jeder Griff ein Risiko – das ist nicht Instagramromantik, das ist echte Landwirtschaft. Also: Ehre, wem Ehre gebührt. Und wer beim Bauern pflückt oder kauft, kauft kein Produkt, sondern Respekt. Für die Pflanze. Für den Job. Für den Geschmack.

Also: Ran an die roten Diven, solange sie noch da sind. Nicht lange überlegen, einfach kaufen, waschen, futtern, feiern. Die Himbeere wartet auf Spontankäufe. Die lebt kurz – aber dafür intensiv. Wie der perfekte Sommerflirt. Nur eben zum Aufessen.

Aber wahrscheinlich nicht.

Autor:

Redaktion Land und Region
Christian Kluge

Fotos: Kluge Kommunikation

DSGVO Cookie Consent mit Real Cookie Banner