09.07.2025 – land und region
So, heute reden wir mal über ein Wunder der Kulinarik, das kaum einer würdigt – aber alle lieben, sobald’s dampfend auf dem Teller liegt: Frühkartoffeln. Die mit der zarten Schale. Die mit dem feinen Biss. Die mit dem Geschmack nach: „Oma hat gekocht“.
Und ich kann’s bezeugen – ich war neulich bei der Worpsweder Perle, hab mir die kleinen Knollen höchstpersönlich vom Acker geholt, begutachtet, befühlt – und selbstverständlich verputzt. Recherchezwecke, ihr versteht. Und was soll ich sagen? Das war keine Kartoffel. Das war ein Gedicht in Schale.
Und damit es alle verstehen: Ich meine nicht diese schrumpeligen Kaltlager-Knollen aus dem Großmarkt, die aussehen wie Requisiten aus einem Endzeitfilm. Ich meine echte Frühkartoffeln. Frisch. Heimisch. Und knackiger als der erste Kuss auf dem Dorffest.
Frühkartoffeln, das sind die Ersten vom Feld. Die, die schon ab Juni rausdürfen, während der Rest der Kartoffelklasse noch in der Erde chillt. Die Streber mit Sonnenbrille – früher reif, feiner im Geschmack, aber leider nix fürs Lagerleben. Echte Sensibelchen. Die Diven unter den Knollen. Aber: genau deshalb umso leckerer.
Und dann diese Schale! So dünn, dass man sie einfach mitisst. Kein Schälstress, kein Küchenchaos – einfach kochen, ein Stück Butter drauf, bisschen Salz, fertig. Das ist nicht nur Essen. Das ist Gefühl. Das ist Kindheit auf dem Teller. Und die Erkenntnis: Du brauchst keine Sterne-Küche, wenn du ’ne gute Kartoffel hast.
Blöd nur: Im Supermarkt liegen meist die, die eine Weltreise hinter sich haben – aus Ägypten, Italien oder Spanien direkt neben unseren regionalen. Die sind vielleicht auch lecker, keine Frage. Aber wer einmal eine frisch geerntete Frühkartoffel vom Acker gegessen hat, weiß: Das ist ein anderes Spiel. Freibad gegen Südsee. Beides nass – aber das eine macht dir Gänsehaut, das andere nur Chlor-Augen.
Übrigens: Weil sie so fein sind, liefern sie auch weniger Ertrag. Weniger Knolle pro Pflanze. Aber was soll’s – Qualität schlägt Quantität. Wer Gourmet will, darf halt nicht in Tonnen denken.
Und was Frühkartoffeln können? Alles. Die sind wie ein komplettes Gericht in Knollenform: vitaminreich, ballaststoffreich, lebensfreudereich. Wer die richtig zubereitet, braucht nix dazu – außer vielleicht das Gefühl, dass heute ein guter Tag ist.
Also: Holt sie euch, die kleinen Feinen vom Acker. Solange es sie gibt. Denn sie lagern nicht. Sie warten nicht. Sie sind nicht für ewig da. Aber während sie da sind, sollte man sie feiern. Mit Butter, Quark – und einem kleinen Tischgebet für die Leute, die sie möglich machen: unsere Bauern.
Aber wahrscheinlich nicht.
Autor:
Redaktion Land und Region
Christian Kluge
Fotos: Kluge Kommunikation