15.09.2025 – land und region

Wenn über die Maisernte gesprochen wird, stehen meist die großen Maishäcksler im Mittelpunkt. Sie liefern spektakuläre Bilder, bewegen sich mit tonnenschwerer Technik durch die Felder und gelten als Sinnbild moderner Landwirtschaft. Doch was oft übersehen wird: Ohne die Abfahrer läuft kein Meter. Sie sind das Bindeglied zwischen Feld und Hof und tragen maßgeblich dazu bei, dass aus Erntearbeit ein funktionierender Prozess wird.

Abfahrer übernehmen während der Ernte eine zentrale Aufgabe: Sie fahren mit Traktoren und Anhängern parallel zum Maishäcksler, nehmen das gehäckselte Material über das Auswurfrohr auf und bringen es anschließend zum Lagerplatz, meist zum Silo. Klingt einfach, ist aber eine anspruchsvolle Koordinationsarbeit. Denn der Häcksler fährt in einem gleichmäßigen Takt durch den Bestand ohne anzuhalten. Das bedeutet für den Abfahrer: genaue Positionierung, permanentes Mitdenken und ein hohes Maß an Konzentration. Dieses Zusammenspiel nennt man „Anschlussfahren“.

Präzision unter Druck – bei Tag und bei Nacht

Die Maisernte folgt keinem Acht-Stunden-Plan. Sobald das Wetter passt, muss geerntet werden oft bis tief in die Nacht. Für die Abfahrer bedeutet das: lange Schichten, schlechte Sichtverhältnisse, unebene Feldwege und wenig Zeit zum Verschnaufen. Die Wege zwischen Feld und Silo sind häufig eng, kurvig und voller Schlaglöcher. Trotzdem muss die Fahrt reibungslos ablaufen, damit der Häcksler nicht stehen bleiben muss, denn jeder Stopp kostet Zeit, Kraftstoff und Effizienz.

Ein besonderes Risiko entsteht dort, wo landwirtschaftlicher Verkehr auf öffentliche Straßen trifft. Viele Autofahrer unterschätzen die Größe, Geschwindigkeit und Bremswege der Schlepper mit Anhänger oder überholen riskant, ohne ausreichenden Abstand. Immer wieder kommt es zu gefährlichen Situationen oder gar Unfällen. Dabei wäre es oft nur eine Frage von Minuten, einfach hinter dem Abfahrer zu bleiben und die Situation mit Respekt zu betrachten. Wer hinter einem Abfahrer fährt, sieht im besten Fall nicht nur eine Erntemaschine sondern Menschen, die mit großer Verantwortung für unsere Lebensmittel arbeiten.

Teamarbeit statt Nebenrolle

Abfahrer sind keine Statisten der Maisernte, sondern ein essenzieller Teil des gesamten Prozesses. Ohne sie würde die Ernte ins Stocken geraten, das Silomanagement nicht funktionieren, der Arbeitsfluss zusammenbrechen. Ihre Arbeit ist leise, aber präzise. Und genau das macht sie so wertvoll. Wer einmal einen gut getakteten Erntetag erlebt hat, weiß: Abfahren ist kein „Hängerfahren“. Es ist logistische Feinarbeit unter Zeitdruck.

Die Landwirtschaft lebt von Teamarbeit. Häckslerfahrer, Abfahrer, Silowalzer, sie alle greifen ineinander wie ein gut eingespieltes Orchester. Wer Landwirtschaft verstehen will, sollte auch auf die schauen, die nicht im Rampenlicht stehen. Die Abfahrer sind Teil dieses Rückgrats. Ohne ihre Leistung bleibt der Mais auf dem Feld. Wer ihnen begegnet auf dem Weg, im Feld oder auf der Straße darf ruhig wissen: Hier fährt nicht „nur ein Trecker“. Hier fährt Verantwortung.

Grüße gehen raus ins Land und die Region.

Autor:

Redaktion Land und Region
Christian Kluge

Fotos: Kluge Kommunikation

DSGVO Cookie Consent mit Real Cookie Banner