17.08.2025 – land und region

So, heute reden wir mal nicht über Mähdrescher oder Überladewagen. Heute geht’s um die, ohne die der ganze Laden zusammenbrechen würde – die Versorgungscrew im Hintergrund. Die Frauen, die dafür sorgen, dass auf dem Feld keiner vom Drescher kippt, weil er seit zwölf Stunden nur Dieselgeruch geatmet hat.

Mal ehrlich: Mähdrescher fahren ist schon anspruchsvoll, klar. Aber schon mal für zehn hungrige Mäuler das Essen geplant, gekocht, verpackt, so zum Acker gebracht, dass es warm ist und dann auch noch schmeckt? Gleichzeitig die Kinder eingesammelt, die natürlich mitwollen – weil Papa auf dem Drescher sitzt oder weil sie mit der großen Schwester noch schnell ’ne Runde mit dem Überladewagen drehen wollen? Nein? Ach guck!

Der Mähdrescherfahrer sitzt in seiner Kabine mit Klimaanlage, Bluetooth und Federsitz. Ist es nicht, klingt aber ein bisschen nach Wellness-Lounge im Vergleich zur Küche zu Hause, wo es heißer ist als die Auspuffanlage vom Häcksler nach zwölf Stunden Volllast. Oder hast du schon mal eine Küche mit Klimaanlage gesehen? Eben. Draußen 30 Grad, drinnen läuft der Herd, alle Platten glühen, der Ofen bollert und die Kaffeemaschine faucht wie ein alter Lanz Bulldog. Keine GPS-Lenkung, kein Joystick, kein Touchscreen – alles Handarbeit, alles gleichzeitig und wehe, du hast die falsche Reihenfolge.

Und nebenbei telefoniert sie auch noch. Versuch mal, das Handy zwischen Kinn und Schulter einzuklemmen, während dir der Schweiß den Hals runterläuft. Das ist Multitasking-Level auf NASA-niveau, aber ohne Houston im Hintergrund.

Und während die Helden mit Diesel im Blut über die Felder donnern, läuft zu Hause der echte Marathon: Im besten fall räumt Oma schon die Küche auf und schiebt den Apfelkuchen in den Ofen, nebenbei noch schnell zum Tierarzt, Fresspakete zum nachmittag an die Abfahrer verteilen, Stalltiere versorgen, alles für den Abend vorbereitet. Und wenn die ganze Bande dann irgendwann nach Sonnenuntergang vom Acker rollt, steht da nicht nur Grill und kalte Getränke, sondern auch jemand, der den Überblick behalten hat. Damit dieser Moment – alle am Tisch, alle satt, alle platt, alle kurz glücklich – überhaupt möglich wird.

Darum sag ich’s, wie’s ist: Die wahren Helden der Erntezeit sind nicht nur die, die auf dem Feld ackern. Sondern die, die dafür sorgen, dass keiner auf dem Feld vor Hunger vom Trecker fällt und den Laden zu Hause zusammengehalten.

Und bevor jetzt wieder irgendwer rumnöhlt: Nein, das hat nix mit alten Rollenbildern zu tun, das ist blanke Realität in der Erntezeit. Irgendwer muss den Job machen, und dieser Job ist mindestens genauso knallhart wie 14 Stunden Drescher fahren. Nur, dass ihn keiner filmt, keiner postet und kaum einer würdigt. Und damit sollten wir bei der nächsten Ernte dringend anfangen. Aber wahrscheinlich nicht.

Autor:

Redaktion Land und Region
Christian Kluge

Fotos: Kluge Kommunikation

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