24.09.2025 – land und region
So, heute kommt der letzte Teil zum Maishäckseln und wir reden über den Job, den keiner haben will. Der härteste in der ganzen Häckselkette. Der Häckslerfahrer steht schon unter der Dusche, die Abfahrer sind längst satt, der Silowalzer rollt endlich vom Maishaufen. Und was bleibt? Richtig: Silo abdecken. Jetzt schlägt die Stunde der Strafkolonie. Kein Ruhm, kein Applaus nur Folie, Reifen und jede Menge Flüche.
Vor dir liegt ein Haufen, größer als dein Haus, warm, plattgewalzt, plangeschoben. Und der guckt dich an wie der Endgegner im Videospiel nur dass du hier kein Extra-Leben hast. Der will unter die Folie. Punkt. Egal ob’s dunkel ist, nieselt oder du längst keinen Bock mehr hast.
Stell dir das so vor: Alles, was laufen, stehen oder halbwegs greifen kann, wird eingespannt. Familie, Azubis, Kinder, die eigentlich Mathe pauken sollten, und der Kumpel, der nur auf ein Bier vorbeischauen wollte keiner kommt da raus. Hier gilt: kein Gucken, kein Jammern, kein Scrollen. Rauf auf den Haufen, Folie packen, ziehen bis die Finger brennen. Und wehe, du machst ein Loch rein.
Klingt harmlos? Von wegen. Bis du die Folie an der richtigen Stelle hast, dagegen ist das Schreiben eines Koalitionsvertrags ein Quickie. Ziehst du an einer Ecke, bewegt sich nix. Ziehst du an zwei Ecken, fliegst du selber rückwärts den Hang runter. Und wenn du Pech hast, steht Opa mit dem Krückstock am Rand: „Links! Weiter links! Da zieht’s rein!“ – Klar Opa, kein Problem, ich flieg mal eben rüber, halt die Ecke mit den Zähnen fest und komm dann wieder.
Und weil’s noch nicht reicht, kommt auch noch das Vogelschutznetz drüber. Das ist aber erst die vorletzte Demütigung. Das flattert dir um die Ohren, hängt schief, du verhedderst dich darin wie ein Fisch im Schleppnetz und du denkst: Wer sich das ausgedacht hat, dem sollen beim Händewaschen die Ärmel immer runterrutschen.“
Und zum großen Finale: Reifenschleppen. Nicht ein, nicht zwei nein, unzählige. Alle nass, alle verdreckt, alle stinken nach hundert Regentagen. Du wuchtest die Dinger, und irgendwann bist du dir sicher: Willkommen in der Strafkolonie des 21. Jahrhunderts. Kein Besuch im Gym bereitet dich darauf vor. Hier hilft nur Fluchen.
Am Ende stehst du da: stinkend, nassgeschwitzt, platt wie eine Flunder. Über dir der Himmel, unter dir der Mais, und neben dir der letzte Reifen und das Wissen: Ohne diesen Job wäre die ganze Maisernte nix wert.
Also Respekt an die, die das machen. Ihr seid die letzte Bastion, die verhindert, dass aus einem Maishaufen ein Misthaufen wird. Ihr seid die unsichtbaren Helden, weil ihr jedes Jahr aufs Neue diesen Berg bezwingt. Dafür solltet ihr zumindest Applaus kriegen.
Aber wahrscheinlich nicht.
Autor:
Redaktion Land und Region
Christian Kluge
Fotos: Kluge Kommunikation