29.06.2025 – land und region

So, heute reden wir mal über was, das eigentlich jeder sieht – und trotzdem kaum jemand begreift. Flächenverbrauch. Ein Wort, das klingt wie ein kleiner Rechentrick. Als könnte man Fläche einfach zusammenrollen wie einen Teppich und woanders wieder hinlegen. Ist sie aber nicht.

In Deutschland verschwinden jeden Tag rund 52 Hektar. Nein, sie lösen sich nicht in Luft auf. Sie werden umgewandelt. Von Acker zu Asphalt. Von Wiese zu Wohngebiet. Von Lebensraum zu Parkplatz. Und während man in den Städten große Banner spannt, dass wir unbedingt die Artenvielfalt retten müssen, wächst draußen die Betonwüste. Straße für Straße, Siedlung für Siedlung.

Das hat eine gewisse Absurdität: Im urbanen Raum wird fleißig zubetoniert – aber der Ausgleich soll bitte schön auf dem Land stattfinden. Mit Blühstreifen, Kiebitzprogramm und Insektenhotels deluxe. Als könnte man verlorene Böden einfach wegkompensieren. Tut man aber nicht.

Was da unter Asphalt verschwindet, kommt nie wieder. Kein Regenwurm, keine Kornblume, kein Weizenhalm zieht jemals wieder ein. Es ist tot. Punkt. Und diese Flächen sind nicht nur irgendein grüner Teppich, den man nach Gusto zuschneiden kann. Sie sind Grundlage. Für Brot, Milch, Fleisch. Für Biodiversität. Für eine Kulturlandschaft, die über Jahrhunderte gewachsen ist – nicht über Nacht im Stadtmarketing.

Um euch das mal bildlich zu machen: Seit 1992 hat Deutschland so viele Hektar Siedlung und Verkehr dazubekommen, als hätte man mal eben fast ganz Thüringen versiegelt. Einfach so. Zack, weg. Landwirtschaft braucht Platz. Weil Menschen essen wollen. Weil Tiere Futter brauchen. Weil Energie, Rohstoffe und nachwachsende Ressourcen bekanntlich nicht auf Balkonen oder Tiefgaragendächer sprießen.

Und was passiert dann, wenn Fläche knapp wird? Richtig – es wird alles teurer. Weil die Erträge sinken. Weil die Pachten steigen. Weil Betriebe aufgeben. Wir müssten eigentlich längst über Ernährungssicherheit reden, tun es aber nicht. Als wäre Flächenverbrauch ein überraschender Trend wie Matcha-Latte oder Bubble Tea.

Es wäre schön, wenn wir mal ehrlich sagen würden: Wir können nicht alles haben. Flächenverbrauch für neue Neubaugebiete, noch mehr Straßen, noch größere Logistikhallen – und gleichzeitig regionale Lebensmittel, lebendige Artenvielfalt und stabile Preise.

Am Ende des Tages wird es irgendwann eng, wenn wir weiter so tun, als wäre Fläche ein Verbrauchsgut mit Rückgaberecht. Wir müssen verstehen: Am Ende verliert jeder, der noch ein Brot auf dem Tisch haben will.

Aber wahrscheinlich nicht.

Autor:

Redaktion Land und Region
Christian Kluge

Fotos: Kluge Kommunikation

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