08.10.2025 – land und region
So, heute geht’s mal nicht um Häcksler, sondern um das, was im Herbst quer über unsere Straßen läuft: Wild. Und ja, ich meine das wörtlich. Rehe, Wildschweine, Hasen, Igel alle gerade im Turbo-Modus. Warum? Weil die Tage kürzer werden, die Dämmerung früher kommt und genau dann sind die Viecher unterwegs, wenn du mit deinem Auto heimdüst.
Die Fakten: Morgens zwischen 6 und 8 Uhr und abends ab 17 Uhr ist Rushhour nicht nur für uns, auch fürs Wild. Rehe ziehen zu ihren Futterplätzen, Wildschweine ackern durch die Maisstoppeln, Igel kugeln über die Straße, weil sie Winterspeck brauchen. Alles völlig normal in der Natur.
Rehe haben keine Schülerlotsen in Warnweste. Die gucken nicht links, nicht rechts und warten auch nicht auf Grün. Die springen. Punkt. Und wenn eins läuft, kommen meistens noch drei hinterher. Wildschweine? Noch schöner. Ein 120-Kilo-Keiler gegen dein Auto da musst du nicht lange raten, wer gewinnt. Tipp: Es ist nicht dein Kleinwagen. Und die Igel? Die sind klein und die übersiehst du leider viel schneller. Aber jeder überrollte Igel ist ein ganzes Insektenvernichtungs-Kommando weniger.
Und jetzt mal ehrlich: Im Mai und Juni fahren wir mit Drohnen, Wärmebildkameras und Ehrenamtlichen ein Riesenaufgebot auf, um Rehkitze vor dem Grasschnitt zu sichern. Tausende Stunden, zehntausende Euro, und ganz viel Herzblut. Aber im Herbst? Da knallt’s jedes Jahr zehntausendfach auf den Straßen. Wo sind da eigentlich die Lautsprecher, die im Mai große Kampagnen gegen die Landwirtschaft fahren? Ich frage nur für einen Freund.
Und die Jäger? Die sind 365 Tage im Jahr draußen, ob Sonne, Regen oder Schneematsch. Sie sichern Bestände, sie regulieren, sie halten das Gleichgewicht am Laufen. Und wenn du ein Reh nur ankratzt und es verletzt durch die Landschaft humpelt, dann sind sie es, die nachts raus müssen, um es zu erlösen. Das ist kein Glamour-Job, das ist harte Realität. Willst du den machen? Eben.
Also, was heißt das für uns hinterm Steuer?
- Runter vom Gas, vor allem morgens und abends.
- Augen auf bei „Wildwechsel“-Schildern. Die stehen nicht da, weil der Bauhof Langeweile hatte.
- Fernlicht an, Augen auf. Wenn’s glitzert, ist da kein Club, sondern Wild.
- Tier auf der Fahrbahn? Hupen, bremsen, Spur halten. Kein Harakiri-Ausweichen in den Graben oder in den Gegenverkehr.
- Und wenn’s scheppert: Stelle sichern, Polizei rufen, Finger weg vom Tier. Das ist kein Kuscheltier, das ist verletzt und kann gefährlich sein.
So einfach, so schwer. Am Ende geht’s nicht um ein paar Blechschäden, sondern um Leben von Mensch und Tier. Also: Fahr mit Hirn, nicht mit Handy. Fuß vom Gas, Augen auf. Die Landstraße gehört nicht nur dir.
Aber wahrscheinlich nicht.
Autor:
Redaktion Land und Region
Christian Kluge
Fotos: Kluge Kommunikation