14.09.2025 – land und region

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So, heute kommt der zweite Teil zur Maisernte. Es geht um die Abfahrer – die unterschätzten Helden. Ohne sie läuft gar nix. Stell dir das wie ein Festival vor: Der Häcksler ist die Bühne, laut, spektakulär, alle Augen auf ihn. Aber mal ehrlich: Was wäre ein Konzert ohne Stagehands? Genau – nix. Und so ist es auch bei der Maisernte: Ohne Abfahrer bricht der ganze Takt zusammen.

Ihr Job? Exakt unter das Rohr ziehen, während vorne hunderte PS den Mais zu Konfetti ballern. Der Häcksler wartet nicht, der brettert durch. Für den Abfahrer heißt das: Da sein, wenn der andere voll ist und abhaut. Wie beim Staffellauf kommst du ohne Stab ins Ziel war das Rennen für die Tonne. Anschlussfahren nennt man das.

Und glaubt mir: Von außen sieht’s vielleicht nach „der fährt halt im Kreis“ aus. In echt ist das Hochleistungstetris auf Rädern. Wer reiht sich wo ein, welcher Wagen ist zuerst dran, – alles muss sitzen. Ein Fehler, und der ganze Flow kippt. Das ist wie auf ’ner Party: Nur einer kippt sein Bier um, aber plötzlich schwimmen alle im Chaos. Nur dass hier kein Teppich klebt, sondern ein Ernteeinsatz platzt.

Als wär der Druck nicht schon groß genug, kommt die Strecke dazu. Vergiss glatte Autobahn – hier gibt’s Spurrillen, Schlaglöcher und Feldwege, die mehr Wellen werfen als die Nordsee. Und das fahren sie auch noch im Dunkeln, weil Maisernte keinen Feierabend kennt.

Da brauchst du Nerven aus Stahl und musst an die alte Weisheit glauben: Geschwindigkeit schafft Ebenheit.

Und dann ist da der Endgegner aller Abfahrer: Autofahrer, die glauben, sie wären unsterblich. Die dich überholen, als wärst du ein Playmobil-Traktor. Kurz vor der Kurve noch reinziehen, noch eben drängeln – „ach komm, den schaff ich noch“. Oder Klassiker: „Der hat den Blinker nur vergessen, der will bestimmt nicht abbiegen.“ Leute, ehrlich: Habt ihr euren Führerschein in der Cornflakespackung gefunden? Ihr spielt hier nicht Mario Kart. Ihr spielt mit eurem Leben.

Es kann doch nicht so schwer sein, mal zehn Minuten hinterm Abfahrer zu bleiben. Guckt euch in der Zeit lieber an, wie euer Essen wächst, wie die Landschaft aussieht und wer hier den ganzen Laden am Laufen hält. Davon habt ihr mehr, als wenn ihr fünf Minuten früher daheim seid, um die neuesten TikTok-Tänze im Handy zu glotzen.

Die Abfahrer sind keine Nebenrolle. Sie sind die Taktgeber. Der Shuttle-Service mit Diesel im Blut. Ohne sie: nichts. Mit ihnen: Ernte im Flow. Wer das einmal erlebt hat, der weiß: Abfahrer fahren nicht einfach Trecker. Abfahrer halten den Puls der Ernte am Leben. Jeder Hänger ein Beat.

Und an alle, die es immer so eilig haben: Bleibt doch einfach mal stehen und schaut zu. Hier erlebt ihr Adrenalin, Können, Leidenschaft.

Aber wahrscheinlich nicht.

Autor:

Redaktion Land und Region
Christian Kluge

Fotos: Kluge Kommunikation

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