03.09.2025 – land und region
So, heute geht’s mal um das Thema: Bäume. Auf Insta dreht seit Wochen die Baumpflanz-Challenge frei, im positivsten Sinne: Pflanz’ nen Baum, mach ein Video, hau Hashtags raus und nominiere die Nächsten. Find’ ich großartig. Wir haben auch schon mitgemacht. Lieber ein Baum mehr in der Erde als noch ein kompostierbarer Smoothie-Becher im Biomüll.
Für alle, die jetzt noch Bahnhof verstehen: Die Challenge läuft so – Baum pflanzen, andere nominieren, fertig. Wer’s nicht macht, lädt die anderen halt zum Grillen ein. Alles freiwillig, alles mit Spaß, am Ende wächst ein Baum oder man sitzt wenigstens zusammen bei Wurst und Bier. Keine Vorschrift, keine Drohung, keine Strafzettel, kein Formularwahnsinn. Einfach machen.
Und mal ehrlich: In meiner Wahrnehmung läuft die Challenge vor allem auf dem Land wie verrückt. Hofladen? Pflanzt. Freiwillige Feuerwehr? Pflanzt. Landjugend, Zimmerei, Landmaschinenhändler, Lohnunternehmer, Bauernhöfe – alle setzen Bäume wie die Weltmeister. Weil sie Bock drauf haben. Auf Bäume, auf Mitmachen, auf das Gemeinschaftsgefühl. Und ja, theoretisch auch auf den Grillabend, den’s geben soll, wenn einer kneift. Ich glaube aber, den hat bisher keiner erlebt. Weil irgendwie alle lieber Bäume pflanzen, als ’ne Ausrede zu suchen.
Aber jetzt kommt der Haken: Wusstest du, dass es für deinen Baum eine eigene Verordnung gibt? Nein? Dann willkommen im Paralleluniversum der Baumschutzverordnung. Während draußen Menschen mit Spaten, Spaß und Selfie-Stick losziehen, sitzt drinnen die Politik mit Maßband und Paragraphen. Da wird geregelt, wie dick ein Stamm sein darf, den du ohne Genehmigung nicht mal mehr schief anschauen darfst. Absägen? Nur mit Antrag. Rückschnitt? Nur mit Stempel. Stell deinen Anhänger drunter? Abmahnung. Am Ende brauchst du fast einen Anwalt, um den Apfelbaum in deinem eigenen Garten zu stutzen.
Und da frage ich mich: Was bringt mehr? Menschen zu motivieren, tausende Bäume freiwillig zu pflanzen, weil sie Bock haben oder sie mit Paragraphen so zu drangsalieren, dass sie irgendwann gar keinen Baum mehr im Garten wollen, weil jeder Ast ein Fall für die Verwaltung ist?
Bäume rettet man nicht mit Formularen, sondern mit Menschen, die anpacken. Wer Bäume liebt, pflanzt welche – freiwillig. Der braucht keine Verordnung, sondern ’ne Idee im Kopf. Und genau solche Menschen sollte man feiern, motivieren, belohnen und nicht mit Paragraphen gängeln, als wären sie der Feind.
Und für alle, die es jetzt wieder absichtlich falsch verstehen wollen: Es geht nicht darum, Vorschriften komplett abzuschaffen. Es geht darum, nicht alle über einen Kamm zu scheren und immer die Falschen mit zu bestrafen. Also: Mehr Mut zur Pflanz-Challenge, weniger Gängelung im Kleingedruckten. Motivation statt Paragraphenreiterei.
Aber wahrscheinlich nicht.
Autor:
Redaktion Land und Region
Christian Kluge
Fotos: Kluge Kommunikation